Verlag: rororo, 2010
Taschenbuch: 128 Seiten
Übersetzt von Suse Vetterlein
Kurzbeschreibung:
Eine italienische Madame Bovary Rom im 19. Jahrhundert. Die junge Ginevra stammt aus bescheidenen Verhältnissen und träumt von der großen Welt und der Liebe. Als ihr in einem kleinen Städtchen bei Frascati eine Stelle als Lehrerin angeboten wird, scheint ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein: Ein freies, unabhängiges Leben liegt vor ihr. Doch während Ginevra im Zug nach Frascati sitzt und vom Dampf der Lokomotive fortgetragen wird, ahnt sie bereits, dass alles ganz anders kommen wird. Und dass der Traum von der großen Liebe nicht leicht zu erfüllen ist ...
Über die Autorin
Clarice Tartufari (1868 – 1933) wurde in Rom geboren und schrieb mehrere Romane und Theaterstücke, die von Benedetto Croce, dem wichtigsten Kritiker jener Zeit, hochgelobt wurden. «Ihr sehnlichster Wunsch» wurde 2006 in Frankreich wiederentdeckt.
Meine Meinung
Clarice Tartufari Roman Maestro (Originaltitel für Ihr sehnlichster Wunsch) ist ihr Debüt von 1887, in dem das Leben einer jungen Lehrerin im Italien Mitte des 19.Jahrhunderts beschrieben wird. Die junge Ginevra stammt aus ärmlichen Verhältnissen, ist aber sehr begabt. So wird es der Traum ihrer Mutter, dass sie Lehrerin wird. Dafür arbeitet die Familie und dann wird Ginevra tatsächlich Lehrerin. Es sind allerdings Zeiten, in denen in Italien Analphabetismus sehr verbreitet ist, Bildung wird nicht unbedingt angestrebt, Lehrerinnen haben es schwer und als Ginevra endlich eine Stelle findet, ist das in der Provinz außerhalb Roms für kargen Lohn und einer kleinen Kammer als Unterkunft.
Im folgendem wird erzählt, wie es ihr ergeht, warum sie an den Bedingungen scheitern muss.
Der Roman zeigt einerseits die italienischen Verhältnisse dieser Zeit und den schweren Stand eines Berufes, aber vor allem auch den Umgang mit Zielen und Lebensträumen.
Das Buch ist kurz, besitzt aber eine gute Aufteilung. Der Inhalt wird durch einen guten Stil zusammengehalten. Clarice Tartufari schreibt dem Realismus verpflichtet in einfachen, aber überlegten Sätzen und entwickelt auch ihre Figuren auf diese Art.
Das Buch besitzt ein aufschlußreiches Nachwort vom Herausgeber Marc Föcking, in dem er die behandelte Zeit betrachtet und bei der Autorin Vergleiche zu Flaubert und Balzac, sogar Zola zieht. Diese Einflüsse habe ich zwar nicht im Text wahrgenommen, aber vielleicht hat auch die deutsche Übersetzung den Stil etwas geglättet. Der Roman liest sich ziemlich modern.
Dieses Buch ist leider das einzig lieferbare der wiederentdeckten Autorin.