Inhalt:
Am 16. Juni 1969, "Bloomsday" in Charleston, trifft der junge Leo Bloom King eine ganze Reihe von Menschen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Und die ihn in den Untergang reißen werden.
Leo selbst ist der Sohn einer von James Joyce besessenen Ex-Nonne und der Bruder eines Knaben, der Selbstmord begangen hat. Seine neuen Freunde werden die Waisenkinder Niles, Starla und Betty, die ziemlich überdrehten Zwillinge Sheba und Trevor, Ike, der Sohn des neuen schwarzen Footballtrainers und Molly und Fraser, zwei Mädchen aus bester Gesellschaft.
Nach 20 Jahren sind treffen sie alle noch einmal zusammen um nach einem der Ihren zu suchen, der in Not geraten ist.
Autor:
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Meinung:
Ich hätte dieses Buch so gerne geliebt, denn ich liebe Pat Conroy und die meisten seiner Bücher. Jedoch, es sollte leider nicht sein. Das Buch hat sich zwar von selbst und recht flüssig gelesen, aber es hat mich kaum berührt und die Charaktere blieben mir leider vollkommen gleichgültig. Noch selten hätte ich so gerne mehr empfunden!
Man sieht das auch sehr (un-)schön daran, daß ich nach nicht mal 2 Wochen die Namen nachschlagen mußte, weil dieser Wust an Hauptpersonen einfach verschwimmt und kaum einer heraussticht. Dabei sind sie alle etwas besonderes und vor allem die Frauen wandelnde Göttinnen, zumindest rein äußerlich. Und genau das ist das Problem, das ich schon bei "Beach Music" hatte und das sich schön in zwei Worten zusammenfassen lässt: too much.
Nichts und niemand ist hier normal und Conroy häuft erbarmungslos Drama auf Drama auf diese armen Kreaturen. Und kaum etwas davon blieb haften bei mir.
Doch spricht es wohl auch sehr für ihn, daß ich immer noch Qualen leide, weil ich eben keine leiden konnte, hier, ganz im Gegensatz zu seinen anderen Büchern, die mir fast alle ganz tief unter die Haut gegangen sind. Hier blieben wir leider stets an der Oberfläche.
Ich habe eine Theorie, warum es mit Conroy und mir offenbar langsam bergab geht. Ich glaube, seine Bücher sprechen vor allem dann zu mir, wenn er nicht einfach überlegt, was er seinen so wunderbaren Schöpfungen antun kann, sondern wenn er es selbst lebt, wenn etwas oder mehr von ihm im Buch steckt.
Eigentlich eine entsetzliche Vorstellung, ich kann ihn nur gut finden, wenn er sein eigenes Leid verarbeitet? Aber offenbar sprach er in diesen Büchern einfach mehr zu mir. Hier, und schon angekündigt in "Beach Music" haben wir eine Art Geschichte, die ich never ever lesen würde, würde da nicht der Name Pat Conroy prangen, weil ich "sowas" einfach nicht lese. Aber der Conroy-Effekt, die gnadenlose Schönheit von Traurigkeit - zB "Prince of Tides" -, das ist oder war einfach etwas besonderes. Hat er es verloren? Habe ich den Zugang zu ihm verloren? Vielleicht finden wir es beim nächsten Conroy heraus.
Es ist dies kein schlechtes Buch, oh nein. Aber es hatte gegen zu hohe Erwartungen anzukämpfen. Auf jeden Fall ist es eine Liebeserklärung an Charleston. Wer den amerikanischen Süden mag und vor allem diese Stadt, mag erfreut werden.
Und es hat einen der hübschesten Sätze, die ich seit langem in einem Buch gelesen habe:
ZitatMy father may have been the first man in history who lived in fear of boring a nun.
S. 115
PS: Na schaut, jetzt habe ich es doch noch geschafft, auf einer positiven Note zu enden.
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