Inhalt:
Während des Krieges zwischen Erde und Union, aus dem mit der Alliance und den Mazianni zwei weitere wichtige Machtfaktoren entstanden sind, wurde die schwangere Francesca Neihart vom Schiff "Finity's End" auf der Raumstation Pell zurückgelassen. 17 Jahre später ist sie lange tot und ihr Sohn Fletcher hat seine Bestimmung darin gefunden, die "Downer" genannten Ureinwohner des Planeten, um den Pell kreist, zu studieren. Mit dem Schiff seiner Familie will er nichts zu tun haben. Doch als die Finity am Ende des Krieges zurückkehrt, kann sie es sich nicht leisten, auch nur auf einen einzigen jungen Neihart zu verzichten und Fletcher wird gegen seinen Willen an Bord geholt.
Während er darum kämpft, sich nicht vom Gefühl von Familie und Dazugehören verführen zu lassen, hat die Finity eine ganz andere Mission, die Mazianni, einstmals die Erdenflotte, nun zu Piraten verkommen, durch Mechanismen des Handels statt durch Kampf zu vernichten.
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Meinung:
Ich weiß nicht warum, aber ich hatte unfassbare Lust, auch diese Cherryh endlich zum zweiten Mal zu lesen. Und gut war das.
Beim ersten Mal lesen, noch relativ frisch und total ahnunglos in diesem Universum, habe ich die Handlungsstränge um die politischen Agenden der Finity komplett abwesend gelesen und in erster Linie Bahnhof verstanden. Diesmal, in Kenntnis der Hintergründe dieses so faszinierenden Universums, war das ganz anders und dieser Aspekt mindestens genauso spannend wie Fletchers Schicksal.
Beim Lesen der politischen Aspekte und der Umsetzung der schlichten, aber umwälzenden Idee, die Flotte dadurch zu schwächen, indem sie den Schwarzmarkt ersticken und vor allem die kleinen Schiffe, denen oft nichts anderes übrig bleibt, somit in die Legalität zu "zwingen", war ich hingerissen von Cherryhs Können. Sie hat nicht nur ein zutiefst faszinierendes Universum erschaffen, sie hält sich auch nicht dadurch auf, uns mit ein paar banalen Raumschlachten zu langweilen, sie geht anders vor und es ist nicht minder spannend. Aber man muß das Hirn einschalten.
Und es ist schlicht genial, wie sie es aufbaut - Alliance und Union und Flotte und Erde und wer gegen wen und mit wem - und mit Inhalt füllt. Ich war beim Lesen hingerissen, was aber ein Dauer- und fast schon Normalzustand beim Lesen von Cherryhs ist. Es hat mir auch einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, diese Bücher alle noch einmal zu lesen, da sie mir nun noch mehr gefallen, als beim ersten Mal. Und das war schon nicht wenig, allein konzentriert auf die persönlichen Aspekte.
Die können sich auch immer noch sehen lassen. Wo gibt es das schon, daß die zentrale Beziehung nicht eine klassische Liebesbeziehung zwischen dem jugendlichen Helden und einem Mädchen ist, sondern eine komplett andere zwischen ihm und seinem 12jährigen Cousin und Beinahebruder.
Diese 12 Jahre Jeremys verglichen mit Fletchers 17 Jahren sind auch ein wichtiger Faktor, denn eigentlich ist Jeremy älter als Fletcher, doch sind dies die Freuden der Science Fiction und von Reisen schneller als Lichtgeschwindigkeit.
Ich habe keine Ahnung, ob das theoretisch sinnvoll ist, was Cherryh uns da erzählt, aber sie tut es auf eine Weise, daß es verständlich klingt.
Fletcher und die anderen Jugendlichen, die es ihm nicht immer leicht machen, sind nicht immer sympathisch, aber man kann sie in ihren Motivationen gut verstehen. Und fürs Gemüt hat man Jeremy. Ich glaube, daß es komplett unmöglich ist, Jeremy nicht zu lieben. Was ja auch Fletcher erfahren muß. Diesmal ist mir allerdings auch J.R. sehr positiv aufgefallen, der junge Kommandant der "Senior-Juniors", der dazu ausersehen ist, einer der Captains zu werden.
Die Familienschiffe Cherryhs haben mich schon bei der ersten Begegnung sehr fasziniert und hier bekommen wir gemeinsam mit Fletcher, der lernen muß, sich zurecht zu finden, daher einen besonders intensiven Einblick. Und "Finity's End" ist kein Schiff wie jedes andere.
Als die Finity und ein Union-Schiff in seltener Einigkeit eines der Schiffe jagen, die verdächtigt werden, für den abtrünnigen und verhassten Mazian zu arbeiten, kam in mir der Wunsch auf, sie mögen niemals über die "Corinthian" ("Tripoint") stolpern. Und doch, was gäbe das für eine interessante Geschichte!
Ich weiß nicht, was ich alles tun würde dafür, ein Buch von Cherryh zu bekommen, das uns die andere Seite, die der Flotte, einmal sehr viel deutlicher zeigt als in den bisherigen Verteufelungen oder Andeutungen. Idealerweise als Fortsetzung zu "Tripoint", aber gerne auch mit der Finity am Horizont lauernd. Denn das ist das wunderbare hier, Seiten gibt es hier viele. Und sie alle sind gefüllt mit Cherryh-Charakteren.
Schluß. Ich denke, ich könnte Cherryh-euphorisch noch stundenlang so weitermachen. Später, wenn ich die anderen noch mal gelesen habe.
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