Das Gegenteil von Oben - Oliver Uschmann (ab 16)

  • Broschiert: 334 Seiten
    Verlag: Script5 (15. September 2009)
    Sprache: Deutsch



    Kurzbeschreibung lt. Amazon:„Keine Wahl zu haben, ist nicht so schlimm. Es entlastet.“ Wäre es nicht so traurig, könnte Dennis darüber lachen: Stress zu Hause, Stress in der Schule, Stress mit Mädchen – sein Leben verläuft geradezu absurd berechenbar. Doch als dann über Nacht der Nachbarsjunge verschwindet, rücken die kleinen Dramen des Alltags in den Hintergrund. Denn Dennis kommt der Verdacht, dass der Junge Opfer eines Verbrechens geworden ist. Dennis hat keine Wahl: Er beginnt, Nachforschungen anzustellen, und findet immer mehr Hinweise auf eine schreckliche Tat. Um endlich Gewissheit zu haben, wagt er sich in die Höhle des Löwen: Im Keller des Nachbarhauses kommt es zu einer Begegnung, die alles verändert.


    Über den Autor:
    Oliver Uschmann, geboren 1977 in Wesel, hat als Kulturveranstalter, Werbetexter und Packer gearbeitet, Kurzgeschichten veröffentlicht und verschiedene Literaturpreise gewonnen. Er lebt im Münsterland, betätigt sich als Dozent und ist Redakteur bei den Magazinen'Visions'und'Galore'.


    Meine Meinung:
    Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch und wurde ein kleines bisschen enttäuscht. Die Figur Dennis ist schon eine recht sonderbare, aber doch lebensnahe Figur. Es gibt sicherlich in jeder Klasse den ein oder anderen Dennis. Allerdings hat Dennis wohl eine Eigenart die ich so noch nicht erlebt habe. Er beobachtet nicht nur, er greift auch aktiv in das Leben seiner "Objekte" ein, und zwar auf eine recht nette Art. Tja nur manchmal kann man nicht eingreifen bzw. reicht es nicht nur zu beobachten. Und manchmal sieht man nur die halbe Wahrheit, weil man dann doch nur Beobachter bleibt und "außen vor ist". Auch wenn man sich sehnlichst wünscht dazu zugehören.
    Ein bisschen philosophisch mag das Buch bzw. einzelne Sätze schon sein. Der ein oder andere wird sich die ein oder andere Lebensweisheit mit in sein Leben nehmen können.
    Ein wenig gestört hat mich dass der Autor sich manchmal an Kleinigkeiten aufgehalten hat. Ein wenig mehr Pep hätte ich mir schon gewünscht, dann wäre das Buch nahezu perfekt gewesen.


    Besonders Bonbon für mich war mal wieder der Schauplatz. Der Roman hat als Setting Wesel. Wesel liegt in unmittelbarer Nachbarschaft und daher kenne ich dieses Stadt auch relativ gut. Im Geiste hatte ich die Örtlichkeiten vor Augen, wußte genau welches Haus er meint, welche Straße er lang geht etc pp. Das macht das Buch natürlich zu einem besondern Lese-Erlebnis.


    Ich habe mal in sein Vorgänger-Buch "Hartmut und ich" vor Urzeiten reingelinst und war nicht so begeistert. Ich gehe mal davon aus, dass es sich dieses Buch von seinen Vorgängern unterscheidet.


    Fazit: Ein nettes Buch, nicht nur für Jugendliche, mit einem gewissen Wortwitz, aber hängenden Passagen (die man schnell überlesen kann).
    Von mir gibt es 8 Punkte, einen Punkt mehr als die Geschichte in meinen Augen hergibt - ist halt Nachbarschaft ;-))


    Edit: ISBN nachgefügt.

    Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie. (James Daniel)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von hestia2312 ()

  • Ich musste mir dieses Buch einfach zulegen, als ich viele Besprechungen auf Literaturseiten las. Ich haber selber zwei Söhne, die kurz vor derselben Lebensphase stehen wie der Held des Buches, Dennis, und die auch schon die ersten Symptome zeigen. Außerdem hörte sich das nach einer frischen neuen Stimme am Autorenhimmel an, und beide Aspekte zusammen versprachen ein einfach gutes Buch. Und ich wurde nicht enttäuscht!


    Warum soll das ein Jugendbuch sein? Der Autor selber sagt ja, dass es sich auch an ältere Leser richtet. Ich finde das Buch universell lesbar, da es den Leser in eine in sich stimmige Welt entführt.


    Es gibt viele Aspekte, die mir hier super gefallen haben.
    Erst einmal die Sprache, jung und frisch, dennoch nicht flach. Der Autor beweist, dass Lesbarkeit nicht gleich Comedy-Stil heißen muss. Er ist immer nahe an seinen Personen, und man kann die Handlungsweisen aller Beteiligten gut verstehen.


    Okay, teilweise gibt es Ansätze, die Leute ein wenig zu stereotypisieren, aber Übertreibung macht ja bekanntlich anschaulich! Ich glaube z.B. nicht, dass es Lehrer wie diesen Herrn Altenburg oder Omas wie Uroma Mette wirklich gibt! Dennoch waren sie herrlich skurril, und ihr Auftritt innerhalb des Buches wirkte stimmig und verlieh der Handlung Würze.


    Die Handlung selber, ja, wie soll ich sagen... wer einen Krimi erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Denn das Buch verwendet zwar Elemente des Thrillers, aber nur, um diese geschickt wieder zu zerschlagen. Ein Drama ist es auch nicht ganz, da man teils über die Ereignisse in Dennis' Leben auch wieder lachen muss. Ich würde sagen, es ist ein ganz eigenes Buch, das in keine Schublade wirklich passt!
    Um mal ein paar Vergleiche aus der Filmwelt zu bemühen: das Buch hat Anklänge sowohl aus "Fenster zum Hof", "One Hour Photo", als auch "Die fabelhafte Welt der Amélie". Alle drei zusammen verrührt, gibt einen ungefähren Einblick in den Handlungsrahmen des Buches.


    Ich finde Dennis gar nicht so abgedreht, auch wenn er viele Computerspiele spielt. Im Gegenteil scheint es mir oft, Dennis ist der einzig klar Denkende in dem Buch. Viele andere, vor allem die Erwachsenen, sind wahre Meister in der Kunst des Verdrängens oder Belügens. Ich hoffe für Dennis, dass er sich die Skepsis dieser Welt gegenüber behält!


    Die Schilderungen aus den Computerspielen fand ich nicht überflüssig, eher im Gegenteil. Sie haben mir einen Einblick in eine Welt ermöglicht, die weit weniger gewalttätig ist, als ich dachte. Mir wird ansatzweise klar, wie man darin versinken kann.


    Ein ganz besonders liebenswertes Detail möchte ich noch erwähnen: der Autor hat sich nämlich selber in der Handlung vorkommen lassen! Und zwar als der "Cousin" von Dennis, der auch gerne zockt, bei UPS arbeitet, und mit einem Hartmut (eine Romanfigur von Uschmann!!) in einer WG lebt. Wieder fühlte ich mich an Hitchcock erinnert, der ja auch immer selber in seinen Filmen vorkommen musste, wenn auch nur in einer winzigen Nebenrolle.
    Ach ja, schade fand ich, dass offen gelassen wird, ob die verschwundene Katze dieses Cousins nun wieder gefunden wird oder nicht...!


    Ich bin noch ganz voll von dem Erlebten, denn so fühlt sich dieses Buch an: als sei man dabei gewesen. Selbst das ein wenig zuckersüße Ende hat mich nicht gestört. Ich fand es besser so, als wären Dennis' Befürchtungen wahr geworden. Das Ende hat die Hauptaussage des Buches eher noch untermauert: nämlich, dass es nie zu spät ist, und es immer noch Hoffnung gibt.


    Mein Fazit: ein ganz tolles Buch, eine wahre Entdeckung, die gute Einblicke gibt in die Psyche von jungen Erwachsenen, und die dabei noch auf das Beste unterhält!

  • Das Buch hat mir sehr gefallen. Dennis ist mir recht ähnlich, wir zocken jedenfalls beide gerne dieselben Spiele *lach* (Project zero ist eben auch ein klasse Game).


    Ich hab auch gedacht, das da etwas ganz schlimmes abgeht (Nachbarsjunge, der Keller usw.). Die Auflösung fand ich dann ziemlich unrealistisch, das ausgerechnet der Vater da abhängt und was ganz harmloses da treibt.....


    Und da kommen wir zu einem mir gaaaaaaaanz deutlich aufgefallenenem Punkt der Geschichte. Der Autor hat scheinbar eine SEHR seltsame Auffassung von Geld !!!!!!!!!!!!!
    Die Mutter von Dennis zieht den Jungen alleine groß. Der Vater ist über alle Berge und die Mutter will nichtmal mehr über den nachdenken, also wird sie auch wohl kaum Unterhalt kriegen. Die Frau ist Pflegerin im Altenheim - und höhere Position dabei hin oder her - dieser Beruf ist nicht grade fürstlich bezahlt !! Immerhin wohnen Dennis und seine Mutter in einem miesen Hochhaus am Bahnhof - eine angeblich miese Gegend, über die gelästert wird (Freundin, Schulkameraden) und in der jugendliche (angeber)Schläger die Leute beim rein- und rausgehen anpöbeln. Und trotzdem haben die beiden (Dennis und seine Mutter) ein riesiges Geld-Budget!!!!! Dennis überlegt ob er der Nachbarin, die so gerne rätselt (und der er so gerne Rätselhefte usw. schenkt) MAL EBEN so ein Nintendo DS kaufen soll (meine Anmerkung: kostet ja nur mal eben über 100 Euro). Dennis hat eine sauteure X-Box 360 als Konsole (die PS 2 lass ich gelten, die ist mittlerweile alt und deshalb hab ich die auch). Seine Mutter kocht schweineteure Mittagessen (um sich dann zu beschweren das das GUTE Essen eben weggeschmissen werden muss (!!) wenn der Herr Sohn grade mal wieder nicht antanzt zum essen) a la Lachs in Kräuterhaube mitten in der Woche. Dennis hat - als er von dem miesen Kaufhausdetektiv erpresst wird - MAL EBEN so 50 Euro in der Brieftasche, die er dann abgezogen bekommt. Dennis kann sich mal eben 200 Euro aus Mutters Geldvorrat (zig Scheine als Notreserve in einem Kochtopf gebunkert) stibitzen. Die Schule macht einfach mal so ne Klassenfahrt über Silvester zu der Dennis ganz selbstverständlich auch mit kann. Ich wette ich hab da sogar noch was vergessen aufzuzählen. SORRY - aber das fällt so übel auf !!! Ich komme selber von einer alleinerziehenden Mutter und nicht so toller Gegend. Ich hätte keine 50 Kröten dabei gehabt um mich abziehen zu können, da wäre bei 2,3 Euro finito gewesen. Teure, aktuelle Konsolen sind bei dem Budget auch nicht drin!!! Und ich musste mehrere Klassenfahrten auslassen, und hab mich dafür noch von Lehrern blöd anmachen lassen müssen. Aber das ist nicht mal eben so drin. Und Ersparnisse von mehreren hundert Euro?? Woher sollte Mutter das denn haben?? Neee - das hat mich wütend gemacht. Vor allem in einem Jugendbuch, wo die Hauptfigur eben keine gutsitierte Doppel-Verdiener-Familie hat und in einer nicht so tollen Gegend wohnt. Hätte ich das als Teen SO gelesen, hätte ich mich gefragt: Wieso hat der das alles und ich nicht???? :pille :pille
    Vor allem: wenn die Mutter es so dicke hat das sie völlig überzogen kochen kann, Geldvorräte bunkert und scheinbar kräftig Taschengeld ausschütten kann..... warum sollte sie dann in so einer fiesen Gegend wohnen ???? Gibt nicht wirklich Sinn.


    Spannende Geschichte, skurrile Gestalten ("Geh Rosinen suchen, Alparslan!" :rofl :rofl :rofl) - aber eine absolut seltsame Vorstellung von Geld !!!!

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)