Alexander S. Puschkin - Die Hauptmannstochter

  • Inhalt


    Peter, der Sohn eines Gardeoffiziers, wird zum Militärdienst in die Provinz um Orenburg geschickt. Zunächst empfindet er sein Schicksal als trostlos und ungerecht, doch langsam gewöhnt er sich an das kleine ruhige Dorf und die Tochter des Hauptmanns, unter dem er dient, gewinnt nach und nach sein Herz. Dann aber kommen Gerüchte von einem Rebellen namens Pugatschow auf, der in den umliegenden Dörfern brutal gewütet haben soll und das friedliche Leben hat für Peter ein Ende.


    Meine Meinung


    Mir hat der Roman gut gefallen. Der Stil wirkt etwas altertümlich, aber Puschkin ist auch kein moderner Autor. Seine Erzählweise (auch in den Kurzgeschichten, die ich in meiner Ausgabe noch als Extra hatte) erinnert ein bisschen an Märchen. Da es im Roman aber um Liebe und Krieg geht, hat man nicht den Eindruck, man würde Märchen oder Kinderliteratur lesen.
    Die Schilderung der Lebensumstände ist besonders gelungen, sodass man nie das Gefühl hat, die Personen würden in nicht nachvollziehbarer Weise handeln. Man fühlt sich in die Zeit und an die Orte versetzt, von denen Puschkin schreibt, wobei es niemals langatmig wird, da er eine recht zügige Erzählweise hat.
    Es hat mir gut gefallen, vielleicht lese ich es irgendwann nochmal (vielleicht auch im Original).

  • Ja, ist ein sehr schönes buch, aber irgendwie doch nur reine unterhaltungsliteratur. und das ende würde ich sogar als kitschig bezeichnen.


    aber ansonsten passt eigentlich alles; eine gut erzählte geschichte, sehr gut geschrieben, und hat auch ein, zwei erinnerungswürdige stellen.


    kann man auf jeden fall lesen.

    To me the most important thing is the sense of going on. You know how beautiful things are when you’re traveling.
    - Edward Hopper

  • Ein schönes Buch :anbet
    Puschkin war bei uns in der Schule Pflichtlektüre, von ihm mochte ich alles und habe ihn auch später noch sehr gerne gelesen.
    Wenn ich mich recht erinnere, hat Puschkin mit Pugatschow sympathisiert, durfte es aber nicht öffentlich zeigen, der andere war schließlich ein Verschwörer, Verräter etc. Dieses Werk sollte den Rebellen nicht als das Ungeheuer zeigen, als welches ihn der Rest der Russen ansah. Ich finde, das ist ihm gelungen.


    ***
    Aeria

  • Junger Mann! Falls dir meine Aufzeichnungen in die Hände geraten, merke dir, daß die besten und beständigsten Veränderungen jene sind, die sich aus der Verbesserung der Sitten ergeben und keine gewaltsamen Erschütterungen mit sich führen. (Seite 355)


    Mein gelesenes Exemplar:
    Gesammelte Werke in sechs Bänden - Alexander Sergejewitsch Puschkin, Band 4. Diese Geschichte:
    134 Seiten, Abbildungen, kartoniert/gebunden
    Aus dem Russischen von Lieselotte Remané
    Verlag: Aufbau Verlag Berlin/Weimar, 6. Auflage 1984


    Meine Meinung


    Nachdem dieser Roman in meinem letzten gelesenen Buch „Der letzte Tanz“ erwähnt wurde, war es höchste Zeit, ihn endlich auch selbst zu lesen. Das Wort „endlich“ deutet an, daß das in der Tat kein Fehler gewesen, sondern längst überfällig gewesen ist. Puschkin ist einfach immer wieder lesenswert.


    Schon in den ersten Sätzen ist es ihm gelungen, mich ganz in seine Geschichte hineinzuziehen. Und auch, wenn dieser Roman in meiner Ausgabe nur ganze 134 Seiten umfaßt, hatte ich am Ende das Gefühl, einen „dicken Schinken“ gelesen zu haben. Puschin gelingt es, wovon manch anderer Autor vielleicht nur träumen kann: mit wenigen Sätzen eine ganze Welt erstehen zu lassen und wen einer überschaubaren Seitenzahl eine Geschichte zu erzählen, für die andere viele hundert Seiten mehr benötigen würden.


    Wobei ich durchaus nichts dagegen hätte, wenn das Buch deutlich länger gewesen wäre. Aber zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, als ob etwas zu kurz erzählt worden sei, etwas fehle oder gar - wie das heute oft der Fall ist - am Schluß schnell mit wenigen Zeilen die Handlung zu Ende gebracht wird. Das Buch ist von Anfang bi Ende eine „runde Sache“.


    Puschkin hat in diesem Roman im Pugatschow-Aufstand angesiedelt. Bei seinen Studien zum Thema stieß er auf einen Adeligen namens Schwanwitsch, der nach dem Aufstand relativ milde verurteilt wurde. Dies regte ihn an, das im Roman zu verwenden. Allerdings spaltete er Schwanwitsch in zwei Figuren auf: Grinjow und seinen Gegner Schwabrin, vereinfacht einen guten und einen bösen. Dabei hat er eine Familiengeschichte gekonnt mit der historischen Handlung verbunden; inwieweit, wie das manchmal behauptet wird, Puschkin mit Pugatschow sympathisierte, mag ich nicht beurteilen. Jedenfalls wird er dem Leser hier in manchen Szenen sogar sympathisch.


    In der Endfassung fehlte ein Kapitel, das ist nur im Entwurf enthalten. Ich habe das an der entsprechenden Stelle eingeschoben und mitgelesen. Es ist zum Verständnis zwar nicht unbedingt notwendig, erklärt jedoch einiges und insofern war ich dankbar, daß das Kapitel in meiner Ausgabe enthalten war.


    Personen wie Orte erwachten für mich zum Leben, das vielzitierte Kopfkino sprang sehr rasch an, so daß ich am Ende das Gefühl hatte, mitten bei den Geschehnissen dabei gewesen zu sein. Am Ende bin ich dann tatsächlich noch auf eine falsche Fährte Puschkins hereingefallen und konnte eine Überraschung erleben.


    Aber was ich damit meine bzw. worauf ich anspiele, werde ich hier natürlich nicht verraten. Das sollte man schon selbst lesen.



    Kurzfassung


    Familiengeschichte eingebettet in einen historischen Roman - gekonnt und lesenwert entführt Puschkin in die Zeit des Pugatschow-Aufstandes.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Hauptmannstocher ist eine der schönsten russischen Novellen, die ich je gelesen habe. Eine romantische Liebesgeschichte verpackt in ein historisches Geflecht rund um den berühmt berüchtigten Räuber Pugatschow zu Zeiten Katharinas der Großen... Eine heiße Empfehlung!