Matthias P. Gibert - Schmuddelkinder

  • Titel: Schmuddelkinder
    Autor: Matthias P. Gibert
    Verlag: Gmeiner
    Erschienen: Juli 2010
    Seitenzahl: 372
    ISBN-10: 3839210844
    ISBN-13: 978-3839210840
    Preis: 11.90 EUR


    Innerhalb eines Tages werden zwei ehemalige Erzieher des Jugendheimes Karlshof in Nordhessen ermordet aufgefunden. Beide Opfer starben durch einen Schlag auf den siebten Halswirbel. Die Polizei geht von einem Serientäter aus, muss diese Theorie aber bald wieder fallenlassen, da beide Opfer beinahe zur gleichen Zeit ermordet wurden. Nur kurz nach der Tat wird ein Mann festgenommen, der ein riesiges Messer bei sich trägt. Ist er der Täter? Doch dann muss ihn die Polizei wieder laufen lassen, da der Mann durch seine Freundin entlastet wird. Die Polizei steht wieder am Beginn ihrer Ermittlungen und im Zuge dieser Ermittlungen müssen die Beamten immer weiter zurück in die Vergangenheit gehen. Aber Hauptkommissar Paul Lenz muss nicht nur dieses dienstliche Problem lösen, nein, auch massive persönliche Probleme harren einer Lösung. Maria, die Frau des Oberbürgermeisters von Kassel, mit der Lenz bereits seit acht Jahren ein Verhältnis hat, verlässt ihren Mann und zieht kurzerhand bei Paul Lenz ein. Der bekommt nun Druck von allen Seiten, auch seine Vorgesetzten drohen ihm mehr oder weniger unverhohlen.


    Mit „Schmuddelkinder“ legt Matthias P. Gibert nun schon seinen sechsten Roman um den Hauptkommissar Paul Lenz vor. Und auch bei diesem sechsten Krimi stellen sich keine Abnutzungserscheinungen ein. Der Autor schafft es, dem Leser die Person des Paul Lenz menschlich sehr nahe zu bringen. Hier wird ein Mensch beschrieben, der neben seinen dienstlichen Pflichten eben auch noch ein ganz normales Privatleben hat, ein Privatleben das zwar normal aber auch turbulent ist.


    Sehr anschaulich wird die Situation in einem Jugendheim vor rund dreißig Jahren beschrieben. Die jugendlichen Insassen wurden weggeschlossen und verwahrt, niemand bereitete sie auf ihr späteres Erwachsenendasein vor. Willkür und Drangsalierungen waren an der Tagesordnung. All das wird vom Autor sehr authentisch geschildert, offenbar wurde ihr auch eigenes Erlebtes verarbeitet.


    Matthias P. Gibert hat einen sehr lesenswerten Kriminalroman geschrieben. Ein Krimi, der auch ein klein wenig über den „kriminalistischen Tellerrand“ schaut.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • In Kassel werden ein Mann und eine Frau zur selben Zeit brutal niedergestreckt und erstochen. Beide waren in den siebziger Jahren als Erzieher in einem Heim für Kinder und Jugendliche tätig. Kommissar Paul Lenz, der sich auch privat mit einigen Turbulenzen auseinandersetzen muss, begibt sich mit seinem Team auf Spurensuche und versucht eventuelle Zusammenhänge aufzudecken.


    "Schmuddelkinder" ist Lenz' sechster Fall, für mich war es der erste. Obwohl mir die Personen und das bis dato stattgefundene Privatleben des Kommissars fremd waren, habe ich mich schnell in das Geschehen eingefunden. Paul Lenz wirkt sympathisch und menschlich. In dieser Geschichte erlebt er einschneidende und folgenschwere private Veränderungen, deren ausführliche Schilderungen mich allerdings zunehmend gestört haben.
    Die Handlung des eigentlichen Kriminalfalls ist klar und logisch durchstrukturiert und führt in ein Kinder- und Jugendwohnheim der siebziger Jahre. Der Leser erhält einen interessanten Einblick in Erziehungsmethoden und -ziele von damals, die sich zwar eindeutig von den heutigen unterscheiden, die aber dennoch nicht an Aktualität verloren haben. Die dargestellten Figuren erscheinen glaubhaft und realistisch. Bei der Aufklärung der Morde kommen immer neue Aspekte hinzu und Überraschungsmomente fließen ein, so dass die Spannung kontinuierlich steigt und die Lösung bis kurz vor dem Ende offen bleibt.


    Matthias P. Gibert ist mit "Schmuddelkinder" gute Krimi-Unterhaltung gelungen, die sich leicht lesen lässt, und die auf weitere Fälle des Kommissars neugierig macht.

  • Die letzten beiden Regionalkrimis waren ein Griff ins Klo. Umso erfreuter bin ich über meinen ersten Krimi von Mathhias P. Gibert.
    Eine interessante und hochbrisante Geschichte, die gleichbleibend hohe Spannung und die gute Schreibe des Autors machen dieses Buch zu einem Lesevergnügen.


    Gibert legt den Finger auf Wunden, zeigt auf und vergisst dabei nicht einen höchst unterhaltsamen Krimi zu schreiben. Ernste Themen und die amüsante Geschichte seinen Privatlebens runden das Buch ab.
    Niemals platt oder abgedroschen hebt sich Schmuddelkinder aus dem Krimieinheitsbrei heraus. Für mich die Neuentdeckung in der deutschen Krimilandschaft.


    Gute neun Punkte von mir


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Auch der sechste Fall von Kommissar Paul Lenz ist wieder sehr empfehlenswert.


    Diesmal geht es in dem durchweg sehr spannend geschriebenen Kriminalroman um die Morde an zwei ehemaligen Erziehern.
    Die Ermittlungen führen in eine Einrichtung für Jugendliche in der Nähe von Kassel und hierbei auch in die Vergangenheit dieses Jugendheimes. Es geht um Ereignisse, die sich in den 1970er Jahren abgespielt haben.
    Die ganzen Sachen, die bei den Ermittlungen ans Licht kommen, sind schon sehr schockierend.
    Mir gefällt, wie bisher in jedem Band, dass auch auf das Privatleben der Ermittler eingegangen wird. Wobei man natürlich am meisten von Kommissar Lenz erfährt und wie es mit seiner Liebe zu Maria weitergeht. Aber auch andere Probleme seiner Kollegen werden am Rande erwähnt.


    Allerdings hat mir in diesem Roman etwas der Showdown gefehlt. Ich fand jeweils das Ende der vorhergegangenen Krimis aus dieser Reihe spektakulärer gelöst.
    Trotzdem aber supergute 9 Punkte.

  • In der Nähe von Kassel werden innerhalb von kurzer Zeit zwei Tote gefunden. Kommissar Paul Lenz und seine Kollegen ermitteln, daß ein Zusammenhang zwischen ihnen besteht. Sie waren Beide in den 70er Jahren als Erzieher in einem Jugendheim in der Nähe von Kassel tätig. Dieses Heim hatte allgemein einen schlechten Ruf und so wird ein Verdächtiger zuerst bei früheren Heimbewohnern gesucht.


    Kommissar Paul Lenz bekommt allerdings immer wieder ungerechtfertigte Seitenhiebe, denn seine langjährige Geliebte, Maria Zeislinger, hat sich von ihrem Ehemann, dem Oberbürgermeister von Kassel, getrennt und ist zu ihm gezogen. Der OB will Lenz das Feld aber nicht kampflos überlassen.


    Der Autor hat es auch mit diesem 6. Band wieder geschafft, mich völlig mitzureißen und das Buch erst nach dem Finale wieder aus der Hand zu legen.


    Die einzelnen Protagonisten werden sehr gut charakterisiert, die Spannung beginnt mit der ersten Seite und hält durchgehend bis zum Schluß und ist in der Thematik aktuell und brisant.


    Wieder ein Krimi von Matthias B. Gibert, den ich gerne allen Regional-Krimilesern empfehle.


    Von mir 9 Punkte