Depeschen nach Mailland – Jürg Laederach

  • Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Michel Mettler. Mit Abbildungen


    Suhrkamp 2009, 188 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Im Februar 2002 lädt das Schweizer Radio DRS die Autoren Jürg Laederach und Michel Mettler zu einem Gespräch über Jazz ein. Ausgehend von dieser Begegnung im Aufnahmestudio entwickelt sich ein intensiver E-Mail-Diskurs, zunächst über Musik, dann, von der Tonspur des Lebens abweichend und immer wieder fulminant zu ihr zurückkehrend, eine laufende Mitschrift des All¬tags, hier ausschließlich aus der Feder von Jürg Laederach, einem großen Meister der Freisprechprosa. Einmal mehr betört er mit vokabularischer Brillanz und der frappierenden Winkelschiefe seiner Art, das zu sehen, was wir, bevor wir ihn lasen, »Wirklichkeit« nannten.
    Ausgewählte Teile dieser Minutenmitschriften Jürg Laederachs gibt Michel Mettler heraus. Ergeb¬nis ist Depeschen nach Mailland, ein Stück Stegreifliteratur, dessen improvisato¬rischer Drive so mitreißend ist, daß der Leser sich fragt: Warum bloß ist dies eines der ersten E-Mail-Bücher?


    Über den Autor:
    Jürg Laederach wurde 1945 in Basel geboren, wo er auch heute noch als freier Schriftsteller und Übersetzer lebt und arbeitet. Er studierte Mathematik in Zürich und Romanistik, Anglistik und Musikwissenschaften in Basel. Jürg Laederach wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und ist korrespondierendes Mitglied in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Jürg Laederach wurde mit dem Italo-Svevo-Preis 2005 ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Auf dieses originelle Buch wurde ich 2009 auf der Frankfurter Buchmesse aufmerksam, als der Autor es dort vorstellte. Es war zum Schweizer Buchpreis nominiert.


    Zwei Dinge muss man für dieses Buch als Leser unbedingt mitbringen: Akzeptanz für ein E-Mail-Buch und Interesse für Jazz.


    In diesem e-Mail-Verkehr zwischen Jürg Laederach und Michel Mettler geht es sehr viel um Jazz, viele Namen dieser Musikrichtung werden erwähnt. Aber auch politische und kulturelle Ereignisse der Jahre 2002 und 2003. (Saddam, Todesschütze in Washington, Wahlkampf in den USA, die WM 2002, der Literaturbetrieb). Aber auch Filme (Sexy Beats, Panic Room, L.A.Confidential, Hannibal) und Bücher, wie Imre Kertesz Roman eines Schicksallosen werden erwähnt.


    Es sind ausschließlich die E-Mails des Sprachkünstlers Jürg Laederach abgedruckt.
    Er hat einen leicht frotzelnden, aber freundschaftlichen Ton für den E-Mail-Empfänger, das macht das Buch so amüsant und leicht zu lesen. Laederach verfügt über einen ungewöhnlichen, originellen Witz mit vielen Wortspielen.
    Nicht jede E-Mail weckte mein Interesse, aber es gibt doch sehr viele, die verblüffen und zum Lachen reizen.


    Es gibt auch ein Nachwort von Michel Mettler, aber damit kann ich nicht soviel anfangen, ich bevorzuge meine eigene Lesart des Textes. davon abgesehen, hat Michel Mettler die E-Mails gut ausgewählt.


    Depeschen nach Mailland hat nichts mit Italien zu tun, es ist ein amüsantes Buch jenseits des Mainstream!

  • Das hört sich sehr interessant. Danke für die sehr informative Rezi. Und ein Jazz-Fan bin ich durchaus. Mag da besonders John Coltrane, Jaques Loussier (richtig geschrieben? wahrscheinlich nicht. :-)) und sein Play Bach, Dave Brubeck und und und........


    Buch ist dann mal notiert. So langsam füllt sich der Weihnachtsbuchzettel.... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Jürg Laederlach nennt in diesem Buch viele Jazzer: Trane, Lennie Tristano, Lee Konitz, Dolphy, Chet Baker, Philly Joe Jones, Diana Krall, Wynton Kelly, Jimmy Cobb, Miles Davis, Jimmy Heath, Clark Terry u.v.a.


    Dabei kennt sein Spott auch keine Ehrfurcht vor Göttern:
    John The Colt , Bush oder auch Scheich Ranicki bekommen alle ihr Fett weg! :lache