oder wie man einen Ficus entlaubt.
In meinem Wohnzimmer steht seit Jahren ein Ficus. Dank jahrelanger Pflege war das ein recht ansehnliches Exemplar - bis vor kurzem! Vor einigen Wochen fing das Kränkeln an. Erst spärlich, dann nach und nach raschelte es leise hinter mir und das Bäumchen lichtete sich immer mehr. Komisch, ich hatte ihn nicht umgestellt und auch nicht vertrocknen lassen, das mysteriöse Baumsterben schien sich nicht aufhalten lassen. War es vielleicht so, dass auch Zimmerpflanzen irgendwann den Geist aufgeben und die Blätter fallen lassen und den Weg auf den Kompost antreten? Mr. Idgie hatte sich auch seit einiger Zeit Sorgen gemacht und die weitere Behandlung übernommen. "Komisch", meinte er "ich dünge das doofe Ding schon die ganze Zeit und der krepiert hier einfach so. Undankbares Ding!" Zugegeben, ich habe nicht das, was man einen grünen Daumen nennt, ich vergesse ab und zu das giessen und Alpenveilchen haben so gut wie keine Überlebenschance bei mir, aber den Ficus habe auch ich nicht kaputt gekriegt.
Nach einigen Tagen trabte Herr Idgie dann mal wieder mit der Gießkanne in die Küche um den kränkelnden Ficus zu versorgen. Ein Griff in den Schrank und er holte die grüne Flasche mit dem Dünger raus. Dachte er jedenfalls. Mein leicht entsetzter Aufschrei ließ ihn stoppen. Die dunkelgrüne Flasche enthielt nicht das Blumendoping, sondern Spiritus! Das ist ja nun nicht grade das, wonach Pflanzen so lechzen. Meine Frage, seit wann er den Baum mit Spiritus düngt, konnte er dann auf Anhieb auch nicht mehr so richtig beantworten. Jedenfalls steht der Ficus jetzt total nackig immer noch im Wohnzimmer und wir versuchen den weiteren Verfall zu stoppen. Mit richtigem Dünger.