ZitatOriginal von Iris
Kleine Info am Rande: Heutzutage gilt "weise" ja als ein Begriff, der etwas mit dem Rentenalter zu tun hat; damals bezeichnete "sophós" jemanden, der eine Sache meisterlich beherrschte, sich darin auskennt, also ein "Meister" seines Faches ist. Man sollte es nicht als "weise" verstehen, sondern als "(fach)kundig", "verständig", "bewandert", "erfahren" oder "bestens informiert".
Ja, mit den Begriffen ist das so eine Sache. Areté ist ja auch so ein Begriff, der häufig mit "Tugend" übersetzt wird, wobei "Tugend" heute anders verstanden wird damals. Im Nachwort zum "Menon" bekommt man erstmal eine lange Erklärung, wie "Tugend" aus der Sicht der alten Griechen zu verstehen ist und die Übersetzerin hat sich letztendlich damit beholfen, Areté mit "Gut-Sein" zu übersetzen und eine lange Anmerkung zu schreiben (Anmerkung 2, Reclam), wie der Begriff gemeint ist.
Mir ist auch aufgefallen, dass ich manche Begriffe gar nicht mehr so einfach im normalen Sprachgebrauch verwenden kann ohne mir vorher Gedanken mache, ob ich wirklich das meine, was ich sage. Besonders fällt mir das auf bei dem Wort "schön". Jedesmal, wenn mir auf der Zunge liegt, etwas als schön zu bezeichnen, dann taucht die Frage auf, ob ich wirklich schön im Sinne von kalos (siehe "Das Trinkgelage", Anmerkung 15, Insel-Ausgabe) meine.
Irgendwie hab ich den Verdacht, dass der alte Platon mir ganz nebenbei den Wunsch untergejubelt hat, mich so auszudrücken, dass ich auch meine, was ich sage. Ob mir das auch gelingt ist allerdings wieder eine andere Sache. Aber ich wette, das war Absicht.
lg Iris