Pawana – J.M.G. Le Clézio

  • KiWi, 2009
    60 Seiten


    Aus dem Französischen von Uli Wittmann


    Kurzbeschreibung:
    »Awaite Pawana!«, riefen einst an der Ostküste Nordamerikas die Nantucket-Indianer, wenn sie die Wale im Meer sichteten und zur Jagd aufbrachen. Mitte des 19. Jahrhunderts ertönt dieser Ruf dann auch von Schiffen an der kalifornischen Küste. Es ist der Beginn einer ökologischen Tragödie, von der J.M.G. Le Clézio bewegend erzählt.


    1856 fährt die Leonore von San Francisco über Punta Bunda die mexikanische Küste herunter. Kapitän des Schiffes ist Charles Melville Scammon, einst Goldsucher, sucht er nun nach anderen Schätzen, nach Walen. An der zerklüfteten Küste sollen, so die Kunde, die Wale zu Hunderten in eine tiefe Bucht zum Kalben kommen. Scammon findet diese Bucht, sie wird zum Schlachtplatz. Es ist der Beginn einer Tötungsindustrie, die fast zur Ausrottung der Wale führt.


    Zwei Zeugen erzählen von den Ereignissen. Der Kapitän spricht ein halbes Jahrhundert nach der Entdeckung der Walbucht, wie tief ihn der Anblick der riesigen Tiere beeindruckte, aber auch welchen Blutrausch er auslöste. Er ist sich seiner Schuld bewusst. Der zweite Erzähler ist der Schiffsjunge, John aus Nantucket. Schon als Kind war er fasziniert vom Mythos der Wale, hörte er die Jagdgeschichten der Nantucket-Indianer. Als alter Mann lebt er in Punta Bunda an der nun zerstörten Küste. Er hat erfahren, wie die Indianer, die Wale, die Landschaft wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fielen. Geblieben ist der Mythos vom Wal und die Erinnerung: »Awaite Pawana!«


    Über den Autor
    .M.G. Le Clézio, 1940 in Nizza geboren, studierte in Frankreich und England Literatur. Er veröffentlichte über 30 Bücher – Romane, Erzählungen, Essays – und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.Vor allem lebt er in Frankreich und New Mexico. 2008 wurde J. M.G. Le Clézio mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.


    Über den Übersetzer:
    Uli Wittmann, geboren 1948, promovierte in Ethnologie und Literaturwissenschaften. Nach längerer Zeit als Universitätslektor in Paris und Nigeria lebt Uli Wittmann in Paris. Er übersetzte aus dem Englischen und Französischen u. a. Breyten Breytenbach, Ben Okri, Caryl Phillips, Maryse Conde, J. M. G. Le Clezio, Francoise Bouillot und Noelle Chatelet.


    Meine Meinung:
    Die obige Kurzbeschreibung fasst die Handlung gut zusammen. Ein umfangreicher Stoff eigentlich für ein Buch, dass mit 60 Seiten und gro0er Schrift nur einen kleinen Lesehappen darstellt. Le Clezio schafft es jedoch durch seinen Stil in dieser kleinen Form etwas fast makelloses herzustellen. Entgegensetzen könnte man dem Buch, ob es nicht zu pathetisch geschrieben ist, aber mich persönlich hat das nicht gestört.
    Die beiden Erzählstimmen mit dem Kapitän Charles Melville Scammon auf seinem Schiff Eleanor und die von John aus Nantucket überzeugen und ergänzen sich. Es ist rückblickend erzählt und erhält dadurch den wehmütigen Ton, der je nach Lesegeschmack als wehleidig und kitschig oder als melancholisch gelten kann.


    Dieses gut gestaltete Buch mit dem aufsehenerregendem Cover besitzt auch eine übersichtlich gezeichnete Karte, die Punta Bunda in der Nähe der USA und Mexiko am pazifischen Ozean zeigt.