==Spanischer Alltag: Traum und Wirklichkeit==
Hallo lieber Leser, liebe Leserin.
===Einleitung===
Im Forum des BoD-Verlages erhielt ich von Ursula Ellis das Angebot ihre Teilbiographie „Es kommt mir alles spanisch vor“ zu rezensieren. Meine Erfahrungen mit ihrer Lektüre möchte ich euch nun mitteilen.
===Buchdaten===
Autor: Ursula Ellis
Titel: Es kommt mir alles spanisch vor
Untertitel: Auswandern nach Spanien. Traum und Wirklichkeit
Verlag: BoD
Erschienen: 2. Auflage 2009
ISBN-13: 978-3837049725
Seiten: 119
Einband: TB
Kosten: 9,80€
Serie: -
===Autor===
Die Autorin wurde 1943 in Erlangen geboren und wuchs dort auch auf. Sie studierte Englisch, Französisch und Spanisch. Während dieses Sprachstudiums verbrachte sie zwei Jahre in New York und 18 Monate in Barcelona. Jahre später zog es sie und ihren Ehemann nach Spanien, um dort zu arbeiten und zu leben. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland verfasst die Autorin Kurzgeschichten für Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien.
Homepage der Autorin: http://www.ursula-ellis.de
**Weitere Werke**
Opa macht den Führerschein und andere Katastrophen
===Leseprobe===
„Viele spanische Alltagsregeln mussten wir im Eiltempo lernen. Wir wollten von Anfang an mit den Spaniern spanisch leben. Deshalb beschlossen wir, uns allein und ohne Steueragent durch den Behördendschungel zu kämpfen. Schließlich wollten wir etwas erleben. Wir mussten ein Telefon beantragen, Strom und Wasser ummelden und uns im Rathaus anmelden. Das erste Problem, das sich uns stellte war: Wo ist das Rathaus? Stadtpläne bekam man meistens im Rathaus. Ohne Rathaus keinen Stadtplan und ohne Stadtplan kein Rathaus. Antonio erklärte mir sehr umständlich, wo sich das Rathaus befand und nach seiner Beschreibung wusste ich, dass ich es nie finden würde. Aber dieses Problem war relativ leicht zu lösen. Jeder spanische Ort hat einen Dorfplatz und dort fragt man einfach einen dieser vielen älteren Herren, die auf den Parkbänken sitzen oder auf der Straße stehen. Nirgends sieht man so viele alte Männer auf der Straße, wie in Spanien. Immer gut gekleidet und stets bester Laune. Wahrscheinlich werden sie von ihren Frauen auf die Straße geschickt, damit sie bei der täglichen Hausarbeit nicht im Weg sind. Sie scheinen nicht sehr unglücklich darüber zu sein.
Ich fragte also eine Gruppe Männer: »Entschuldigung Señores, wo ist hier das Rathaus?«
Man fragt einen und zehn antworten gleichzeitig. So redeten also auf dem Dorfplatz alle befragten Herren durcheinander, gestikulierten wild mit den Armen herum - nächste Straße links, zwei Straßen weiter an der Ampel rechts, dann wieder links »Ach was«, sagte einer, »Ich muss sowieso in die Richtung, ich gehe mit.«
Er schaute mich keck an: »vamonos«, - gehen wir!
Seine Augen funkelten unternehmungslustig und er erinnerte mich ein bisschen an Pinocchio. Die spitze Nase, das kecke Hütchen, sein übermütiges, zahnloses Lachen und das adrette, ärmellose Westchen über dem gebleichten, superweißen Hemd verlieh ihm eine gewinnende Vertrauenswürdigkeit. Ich hatte das Gefühl, mit ihm könnte ich bis ans Ende der Welt marschieren. Er würde immer für gute Unterhaltung sorgen. Unter aufmunternden »Vaya« und »Hombre«-Rufen zogen wir los. Manolo hieß er und er wollte genau wissen, mit wem er da durch die Straßen Crevillentes spazierte.“
Wer mehr Lesen möchte, kann dies unter http://www.ursula-ellis.de/page3.php
===Inhaltsangabe===
Die Autorin schildert ihre Auswanderung nach Spanien. Sie schreibt über das Leben auf einer kleinen Orangenfinca im Hinterland der Costa Blanca, über die Mentalitätsunterschiede, die kleinen und größeren Konflikte, die daraus resultieren und die Gründe für die Rückkehr nach Deutschland. Das ist Spanien einmal anders beschrieben als in einem Reiseprospekt. (Buchrücken)
===Meine Meinung===
Mal ganz ehrlich, hat sich nicht jeder von uns schon mal vorgestellt, im Süden zu leben?.
Erst kürzlich meinte mein Ehemann zu mir, dass es doch nett wäre im Alter alles zu verkaufen, und dann nach Spanien zu gehen, um den kaputten Knochen noch etwas Sonne zu gönnen. Durch die ganzen Auswanderer-Sendungen, wie „Godbye Deutschland“ ist fast jeder Mensch mit der Thematik vertraut. Gerade in solchen Sendungen wirkt vieles gestellt und es wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht alles gesendet. Daher war ich sehr gespannt, wie es nun wirklich aussieht.
In einem Vorwort erklärt die Autorin, was es mit dem Sprichwort „Es kommt mir alles spanisch vor“ auf sich hat, wo es herkommt und wie es die Spanier selbst halten. Eine Erläuterung, die mir bis dato unbekannt war.
Der Einstieg in Ursulas Leben beginnt an dem Punkt, wo sie und ihr Mann, nach einem Spanienurlaub, in Deutschland landen. Sie erklärt bildhaft, authentisch und mit einer gewaltigen Portion Humor, wie es zu ihrem Ausstieg und der neuen Wahlheimat Spanien kommt. Für mich ist alles nachvollziehbar und interessant geschildert. Gerade die Anfänge, die Mentalität und Einstellung / Lebenslust der Spanier, die Behördengänge und das Leben als Ausländer aus erster Hand zu erfahren, fand ich fesselnd und faszinierend zugleich. Die Autorin versucht dabei durch einen charmanten und vergnügten Stil die Leser an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Dies gelingt ihr ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen.
Die Geschichte ist fortlaufend erzählt. Wobei nicht jedes Detail erwähnt wird, sondern relevante Anekdoten ausgewählt wurden. Einerseits sorgt dieser Stil für Lachtränen
in den Augen, zeigt aber auf der anderen Seite den Alltag eines Spaniers und dass Sonne nicht alles ist. Schade finde ich jedoch, dass die Autorin interessante Fakten dabei auslässt. Mich hätte auch das Allgemeine, wie die Behördengänge interessiert. Es wird in einer lustigen Geschichte angerissen, aber der Ernst geht dabei verloren. Wer selber Auswandern möchte, bekommt einen kleinen Einblick und Anregungen zu Fragen, die er sich vor der Ausreise stellen sollte. Fakten, Hilfestellungen oder Hinweise zur Vermeidung von Fehlern findet man allerdings nur versteckt. Wenn man zwischen den Zeilen liest, dürfte dies aber deutlich werden. Auf den Wassermangel, die Bestechlichkeit, die Einstellung zum Thema Schnelligkeit und die Hygiene wird unter anderem eingegangen.
Ich selber gehöre zu den 5% der Deutschen, die Spanien nur aus dem Fernsehen und von der Landkarte her kennen. Daher wäre es für mich sehr hilfreich gewesen, wenn am Anfang des Buches eine Landkarte mit einem vergrößerten Teilausschnitt ihrer Region gedruckt worden wäre. Einfach um eine bessere Vorstellung zu bekommen, wo genau welche Orte sind.
Im Buch sind viele „Comic“- Zeichnungen enthalten, die zu der jeweiligen Situation gehören und den Leser zum Lachen bringen. Dazu kommen noch drei Fotos. Leider ist kein Foto vom Haus, der Müllkippe, dem Pool, der Landschaft oder so zu sehen. Auch wenn die Autorin sehr anschaulich beschreibt, wäre dies noch plastischer gewesen.
Gelesen habe ich das Buch an einem Tag. Nachdem ich an Ursulas Leben teilhaben durfte, wollte ich auch den Grund wissen, warum sie das sonnige Spanien wieder freiwillig verlassen hat.
Empfehlen kann ich das Buch jedem, der gerne eine ehrliche Auswanderer-Geschichte erfahren möchte. Wer sich für seine eigene Auswanderung jedoch Tipps und Anregungen holen will, sollte eher Fachliteratur kaufen oder sich übers Internet unter http://www.auswandern.com/ informieren. Dort kann man alles über Rente, Versicherungen, Jobsuche, Häuserkauf, Steuern, Recht, Schulen und andere wichtige Aspekte erfahren.
===Bewertung===
Wer einen humorvollen, authentischen und bildhaften Bericht über das Leben als Ausländer in Spanien lesen will und die Spanier entdecken will, wie sie wirklich sind, sollte dieses Buch kaufen. Da mir eine Landkarte und Internetseiten für Faktensuchende fehlen, gibt es Abzug und das Buch erhält nur vier Sterne. Mein Fazit: Wer Auswandern will, sollte es sich gut überlegen. Es ist nicht alles Gold was glänzt. Es gibt überall Probleme, Macken, Ärger, aber auch viel Gutes.
Pro: Lachtränengarantie, ehrlich
Contra: fehlende Informationen
Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.
Eure Sarah