Kann/ soll jeder schreiben?

  • Zitat

    Ich glaube es war Tom der einmal gesagt hat der Buchmarkt wolle Autoren verkaufen und keine Bücher, also z.B. der neue Martin Suter, der neue Tom Liehr und das Buch, egal wie es heisst wird gekauft. Das ist doch auch die Ausrede für die Pseudonymeritis der Autoren. Für jedes Genre ein Name, damit man die Leser nicht enttäuscht in ihren Erwartungen.


    Super Gedanke, Beo (bzw Tom). Dieses "Der neue Soundso", das ist schlimm. Gefördert durch diese unsäglichen Klappentextzitate berühmter Kollegen, wo suggeriert wird, dass, wenn Stephen King (sehr beliebter Lieferant solcher Zitate) etwas gut findet, dass das dann quasi eh so wie King ist.


    Dem durchaus beachtlichen Debüt von Wulf Dorn hat zB Thomas Thiemeyer enorm geschadet mit der absurden Aussage "Als ob David Lynch einen Roman von Stephen King verfilmt hätte." :gruebel Geht's noch???


    Die Pseudonymeritis hat sicher einiges damit zu tun. Aber auch da reagieren Verlage auf Leser und sagen ihren Autoren "Sie wissen eh, dass Sie dann keinen Genrewechsel mehr machen können? Das nimmt Ihnen niemand ab." Warum eigentlich nicht? Wenn jemand schreiben kann, sollte er im Prinzip "alles" schreiben können, sprich seine Fähigkeiten einsetzen können, um in jedem Genre ein glaubhaftes Werk abzuliefern. Aber das Autorenleben ist ein Hindernisparcours, darum eignet sich oft ein Pseudonym für einen Neustart, der sonst nicht möglich wäre (siehe manche Leserrezensionen mit den abschließenden Worten "von dem Autor werde ich kein weiteres Werk kaufen". :rolleyes)


    lg Claudia

  • Zitat

    Original von Jai
    Ich finde, dass jeder der schreiben will, dies auch tun sollte. Denn die Geschmäcker der Leser gehen ja (zum Glück) nicht alle in die gleiche Richtung. Ich finde auch, dass die berufliche Bildung dabei keine Rolle spielt. Da kommt es mehr auf das Talent und die Kreativivtät an. Bei Sachbüchern ist das sicherlich etwas anderes, da ist Fachwissen wichtig.


    Was ich jedoch auch denke ist, dass es gut ist, dass nicht alles veröffentlicht wird. Denn es gibt genug Leute die sich als Autor bezeichnen und nur wenig bis gar kein Talent haben. Wobei ja selbst die dank Bod ihre Sachen veröffentlichen können.


    Im Endeffekt denke ich mir schreiben soll ruhig jeder der will, ich muss ja aber nicht alles lesen. Denn die Auswahl an lesenswerten Büchern ist ja groß genug.


    Besser hätte ich es auch nicht formulieren können. Daher schliesse ich mich deiner Meinung voll und ganz an.

    :lesend Carol Higgins-Clark: Decked


    "Moonlight is very romantic, but it's hell to read by."


    Amicalement vôtre :liegestuhl

  • Ich finde auch, dass der erlernte Beruf nichts damit zu tun hat, ob man nun schreiben soll oder nicht. Entscheidend sind Talent und die Ideen. Und wie Jai schon sagte: Man muss ja nicht alles lesen, was auf dem Markt ist. Ich mag auch nicht alles, was viele andere für unglaublich gut empfinden. Aber was macht das schon? Dann spar ich das Geld lieber und hol mir davon ein Buch, mit dem ich etwas anfangen kann. Geschmäcker sind unterschiedlich. Außerdem schreiben viele auch nur "just for fun", wie z.Bsp. Fan-Fictions um ihre Fantasien auszuleben. Ich finde auch sowas sehr interessant. Wenn man Texte schreibt, kann man mit seiner Fantasie in gewisser Weise spielen. Man taucht ein in eine andere Welt, in seine eigene Welt. Und wenn man das auf Papier festhalten möchte, kann man das machen. Warum sollte einem das verwährt bleiben, nur weil man Dachdecker oder sonstiges ist? Es gibt viele Menschen, die gerne etwas anderes wären. Die Hausfrau träumt davon Model zu werden, der Verkäufer wäre gerne ein Rockstar. Und das ist doch das Schöne am Schreiben. Man muss nicht gut aussehen oder singen können, jeder, der es möchte, könnte es machen und das finde ich toll. Und ob es nun gut ist oder nicht, das ist was anderes, aber wie oben schon gesagt: Man muss nicht alles lesen bzw. es wird ja auch nicht alles veröffentlicht.


    :wave

  • Von mir aus soll ruhig jeder schreiben, der Bock dazu hat - ich muss es ja nicht lesen :grin Die im Ausgangspost angesprochene Frau Meyer ist das beste Beispiel dafür, dass ein Literatur-/Sprachenstudium überhaupt kein Garant dafür ist, dass jemand schreiben kann. Daher achte ich überhaupt nicht drauf, ob und was jemand gelernt hat, dessen Buch ich lese.
    Schreiben ist ja erstmal "nur" Erzählen, und diese Gabe haben viele Menschen. Das kann man mMn auch nicht erlernen, allerhöchstens verfeinern und daran arbeiten. Aber entweder man kann es oder man kann es eben nicht (bzw man trifft mit seiner Erzählweise den Nerv eines gewissen Publikums oder auch nicht).


    Ich habe schon Bücher von Hausfrauen oder Juristen gelesen, die ich persönlich erzählerisch und handwerklich bedeutend besser fand als die von so manchem studierten Linguisten.


    Insofern: Schreibe, wer Lust dazu hat! :-]

  • Wenn ich es mal mit kochen vergleiche: Irgendwas essbares kochen kann jeder.


    Frau Meyer hat einen ungesunden Hamburger mit antibiotikaverseuchtem Fleisch und vitaminfreien Tomaten geschaffen, der aber vielen Leuten schmeckt.


    Mein Geschreibsel ließe sich vielleicht mit einer einfachen Linsensuppe vergleichen: Nicht sehr aufwendig, leidlich gesund und außer mir gibt es nur wenige, die sie richtig lecker finden.


    Die Werke von richtig guten Autoren ließen sich mit den Gerichten von Profiköchen vergleichen - den meisten Leuten schmeckt es, und die, denen die Zutaten nicht schmecken, gestehen dem Koch immerhin zu, sein Handwerk zu verstehen.



    Wer sich Mühe gibt und ein bisschen übt, bekommt zwar nicht unbedingt das literarische Äquivalent eines Sieben-Gänge-Menüs hin, aber doch gute Hausmannskost - es sei denn, sie oder er hat das literarische Äquivalent einer ansteckenden Krankheit.


    Ich bin mir ziemlich sicher (obwohl ich das natürlich ohne persönliche Bekanntschaft nie sicher wissen werde), dass Stephenie Meyer in ihrem tiefsten Inneren kein vernünftiges Männerbild hat.
    Dazu ist Edward einfach zu psychopathisch und wird zu unkritisch dargestellt.


    Nehmen wir auf der anderen Seite C.S.Lewis. Viele Bücher von ihm haben etwas Unbeholfenes. Seine Religiosität springt einen geradezu an.


    Wenn "Twilight" das literarische Äquivalent von ungesundem, bakterienverseuchten Fastfood ist, dann sind die Chroniken von Narnia ein Gericht, bei dem der Koch zu viel Knoblauch verwendet hat: Knoblauchliebhaber finden es so genau richtig, die meisten anderen Leute finden den Geschmack aufdringlich, es schadet aber jedenfalls niemandem.


    Etwas schreiben, das irgendwem gefällt, kann fast jeder, aber genauso wie man auf seine Ernährung achten sollte, sollte man auch darauf achten, was man liest.


    Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Ansicht, dass der Lebenswandel eines Autors sehr viel mit seinen Büchern zu tun hat. Wie jemand denkt, das beeinflusst, wie er handelt, und das beeinflusst auch, wie er schreibt.
    Ein Autor ist natürlich nicht mit seiner Hauptperson identisch, aber der Blick auf diese Haupterson ist der Blick des Autors.

  • Weil die Frage, ob man Schriftsteller-sein studieren könne, mehr als einmal auftauchte:
    Man kann, quasi! :grin


    An der Uni Leipzig kann man es in insgesamt 10 Semestern nach dem BA bis zum MA schaffen. Nennt sich "Literarisches Schreiben" und wird u. a. so zitiert:
    "Voraussetzungen:
    Für den Bachelorstudiengang: Besondere künstlerische Begabung und spezielle Fähigkeiten für den Beruf des Schriftstellers; Überprüfung durch literarische Arbeitsproben und durch Eignungsfeststellungsprüfung
    Für den Masterstudiengang: Diplom- oder Bachelorabschluss des Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL), vergleichbarer Abschluss anderer Hochschulen; Eignungsfeststellungsprüfung"


    ;-)

  • Zitat

    Original von Themrys
    Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Ansicht, dass der Lebenswandel eines Autors sehr viel mit seinen Büchern zu tun hat. Wie jemand denkt, das beeinflusst, wie er handelt, und das beeinflusst auch, wie er schreibt.
    Ein Autor ist natürlich nicht mit seiner Hauptperson identisch, aber der Blick auf diese Haupterson ist der Blick des Autors.


    Das glaube ich auch.
    Viele US-Bestsellerautoren haben wilde Patchwork-Lebensläufe vorzuweisen, oft mit einem akademischen Abschluss mittendrin (aber nicht zwingend), aber drumherum waren sie mindestens in 10 verschiedenen Berufen tätig.
    So etwas formt die Lebenserfahrung, was sich wiederum auf das Geschriebene niederschlägt. Die Prämisse eines Romans und seiner Figuren wird durch das Weltbild des Autors gefiltert. Nun muss der nicht selbst Profikiller gewesen zu sein, um von einem zu schreiben. Aber es hilft, wenn er - zumindest als Zaungast - in die verschiedenen Milieus reingeschnuppert hat, in denen er seinen Killer herumlaufen läßt.
    Die Lebenserfahrung eines Autors hat einen Einfluss darauf, wie authentisch sich das Buch anfühlt und wie phantasievoll oder arm oder reich an Details die Charaktere und Schauplätze sind. Vor allem gibt sie ihm ein Gefühl dafür, wie weit er den Bogen spannen kann mit seinen eigenen Schöpfungen, bevor der Leser instinktiv sagt - "glaube ich nicht."


    Natürlich hängt das alles (auch) immer vom Genre und vom Inhalt des Buches ab und vom natürlichen Erzähltalent eines Autors. Pauschalisieren kann man hier nicht.
    Fantasy z.B. hat ganz andere Anforderungen als ein Spionageroman, der in Lateinamerika spielt.
    Und Karl May hat Dutzende von Büchern über den Wilden Westen geschrieben, ohne zu diesem Zeitpunkt nur einen Fuß in die USA gesetzt zu haben.




    Themys Beispiele finde ich sehr treffend.


    Um mal bei dem Meyer-Beispiel zu bleiben:
    Stephenie Meyers Bücher sind natürlich von ihrer Lebenshaltung geprägt, das springt einen geradezu an. Trotzdem scheint sie mit ihrem altertümlichen Geschlechterbild aber einen Nerv bei unzähligen jungen Mädchen zu treffen und deshalb sind sie erfolgreich, vor allem in den mehrheitlich konservativen und puritanisch-verklemmten USA (mit btw der größten Pornoindustrie der Welt, aber das ist wieder eine andere Geschichte).
    Sie hat übrigens Englisch an einer mormonischen Uni studiert.
    Ich glaube, die Twilight-Bücher wären kein solcher Erfolg geworden, wenn eine typische NewYorker Redakteurin mit Sex&the City Weltsicht sie geschrieben hätte.



    In allen Ausführungen beziehe ich mich jetzt nicht auf Stilistik und Handwerk, das steht auf einem anderen Blatt, sondern auf die Fähigkeit, gute und authentische, reiche Geschichten zu erzählen.




    LG, Andrea

  • Zitat

    Original von Themrys


    Wenn "Twilight" das literarische Äquivalent von ungesundem, bakterienverseuchten Fastfood ist, dann sind die Chroniken von Narnia ein Gericht, bei dem der Koch zu viel Knoblauch verwendet hat: Knoblauchliebhaber finden es so genau richtig, die meisten anderen Leute Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Ansicht, dass der Lebenswandel eines Autors sehr viel mit seinen Büchern zu tun hat. Wie jemand denkt, das beeinflusst, wie er handelt, und das beeinflusst auch, wie er schreibt. Ein Autor ist natürlich nicht mit seiner Hauptperson identisch, aber der Blick auf diese Haupterson ist der Blick des Autors.

    Danke für diesen Beitrag und danke f. die Erweiterung der Diskussion. Zum Thema Meyer: Ich mag die ersten 3 Romane ihrer Reihe, und ich fand sie höchst unterhaltsam, aber ehrlich, es ist keine "richtige" Literatur, wenn man den handwerklichen und künstlerischen Aspekt ihrer Arbeit betrachtet. Und gut, sie hat zwar ein paar "Leselistenklassiker" zitiert ( Wuthering Heights), aber dies nicht besonders kunstvoll.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Zitat

    aber ehrlich, es ist keine "richtige" Literatur, wenn man den handwerklichen und künstlerischen Aspekt ihrer Arbeit betrachtet.


    Kurze Zwischenfrage: Was ist "richtige" Literatur für dich?


    Ich stelle diese Frage als Nicht-Fan der Twilight Bücher, weil ich sie zu oft - in anderem Zusammenhang - gehört habe. Nur weil jemand ein Genre bedient, heißt das nicht, dass er nicht Literatur verfasst. Es sei denn, du definierst "Literatur" als etwas Elitäres, sprich, nur Texte, die bestimmte Kriterien erfüllen. Aber welche Kriterien? Gerade hier in unserem Sprachraum ist diese Teilung zwischen "Unterhaltung" und "Literatur" ein Thema. Frage: Welches sind die "literarischen" Kinderbücher und welches die "nichtliterarischen"? Aha. Die Teilung passiert später. Nur warum? Was definiert "Literatur" im Gegensatz zu dem Rest?


    Du nennst den handwerklichen und künstlerischen Aspekt. Ich sage: Handwerk ist, etwas zu schreiben, was andere - möglichst viele! - lesen wollen und Kunst, Kunst liegt im Auge des Betrachters. Ein Kunstwerk berührt, verändert, öffnet Schleusen. Sprichst du also all den Lesern, die bestimmte Bücher mögen und von ihnen berührt, verändert oder geöffnet werden, ab, dass sie "richtige" Leser sind?


    Die Twilight Bücher oder ähnliche Bestseller kann und soll man kritisch betrachten. Man kann auch glatt zugeben, :-) dass sie nicht dem eigenen Geschmack entsprechen oder dass man die vermittelten Inhalte und das Weltbild der Autoren ablehnt. Aber das alles ist keineswegs ein Hinweis auf "nicht richtige" Literatur. Jedes veröffentlichte Buch verdient den gleichen Maßstab. Nur die Kriterien des Rezipienten - Vorlieben, Geschmack, Anspruch, Originalität, Phantasie, Sprachkunst usw. usw. - variieren.


    Denk mal drüber nach! ;-)


    lg Claudia


    Edit: agu : Lebenserfahrung ist gut, aber lange nicht alles. Beobachtung, Einfühlung und die Fähigkeit, beides umzusetzen sind fast noch wichtiger. Ganz ähnliche Anforderungen wie an Schauspieler zum Beispiel. :-)

  • Ich will mal kurz- ohne damit hoffentlich den Fred zu zerschiessen die Perspektive vom Autor zum Leser wechseln:


    Was will ich den Lesen? Das kommt sehr darauf an. Ob ein Buch gut ist kommt bei mir ganz wesentlich auf was an? Auf meine Erwartungshaltung.


    Lese ich die Lebenserinnerungen einer 100jährigen, die von den Urenkeln die Veröffentlichung in Buchform geschenkt bekommen hat, dann habe ich an dieses Buch andere Erwartungen an Sprache, Aufbau und Stil, als ich diese entwickele, wenn die einen Tolkien aufschlage, wenn ich einen Tolkien aufschlage hab ich ganz andere Erwartungen an Realitätsnähe, Wahrhaftigkeit und logische Abläufe.


    Oder ein (erfundenes) Beispiel für eine Rezi und den Leseeindruck danach:


    Rezi 1.


    Ein spannender Krimi: durch die Jahrhunderte verfolgt die Familie der Martini das Geheimnis ihrer Vorfahren, Mord und Intrigen prägen das düstere Familiengeheimnis, die junge Marlene heiratet in die Familie ein, wird sie an dem Fluch zugrunde gehen?


    Rezi 2:


    Eine wunderschöne Geschichte über die Entwicklung der Fototechnik, von den ersten Anfängen der Plattenfotographie bis zur heutigen Verarbeitung digitaler Bilder, verpackt in eine Krimihandlung, die aber eher zweitrangig ist und deren Spannungsbogen das Buch nicht trägt, sondern eine unterhaltsame Rahmenhandlung abgibt.


    Lese ich die erste Rezi, werde ich vermutlich enttäuscht über das Buch sein, da ich ja mit der Erwartungshaltung an eine spannende Geschichte an das Buch herangehe. Reizt mich die zweite Rezi das Buch zu lesen, bin ich als Leser vielleicht begeistert, weil ich genau das bekommen habe, das ich erwartet habe.


    Daher kann und soll m.E. jeder schreiben was er möchte und kann- er muß sich nur fragen ob es hinterher einen Leserkreis dafür gibt- sei es für seinen wie auch immer Krimi oder für seine Lebenserinnerungen.

  • Hallo zusammen.


    Akademiker schreiben mehr und öfter


    Ich selber bezeichne mich als "Freizeitautoren", der nur auf eine handvoll VÖ´s in kleinen Anthologien zurückblicken kann. Nichts besonderes, aber für mich war jede Einzelne ein toller Erfolg.


    Ich kenne sowohl den "ruhigen" Bürojob, den Schichtdienst mit relativ geringer körperlicher Anstrengung, als auch den Knochenjob im Schichtdienst aus eigener Berufserfahrung.
    In allen drei Sparten habe ich weiter geschrieben, aber dabei folgende Feststellung gemacht:


    Die körperlich weniger anstrengenden Jobs sind der Kreativität zuträglicher, als diejenigen, wo man nach Feierabend wie "Häuptling gebrochener Flügel" in den Sessel fällt ;-) Die körperliche Erschöpfung wirkt sich auch auf den Kopf und die Kreativität aus. Man ist einfach zu müde, um noch lange in die Tasten zu hauen.
    Bei den ruhigeren, vor allem aber in den Bürojobs, ist das Schreiben (für mich persönlich) eine Möglichkeit gewesen den (Job)Alltag zu vergessen.


    So gesehen ist die Affinität der akademischen Berufe zum Schreiben teilweise auch recht profan zu erklären. Man hat den ganzen Tag den Kopf voller Theorie und (meist) fester Abläufe. Da ist das Schreiben eine Möglichkeit, diesen festen Ablauf zu durchbrechen, mit dem Kopf mal das zu tun, was man selber möchte.
    Ohne Vorschriften.
    Der "einfache Arbeiter" hingegen hat wahrscheinlich Probleme die Augen offen zu halten ;-)


    Warum sieht man so viele veröffentlichte Akademiker in den Verlagsprogrammen?


    Verlage wollen in erster Linie verkaufen. Früher reichte ein gutes Buch, heute muss der Autor ebenfalls verkäuflich sein.
    Erna Müller, Kassiererin bei Schnellkauf, kann nicht mal eben so für drei oder vier Tage eine schnelle Lesereise machen. Ebenso ist sie nur "eine ganz gewöhnliche Frau", hebt sich also kaum aus der Masse ab. Man kann sie nicht mal eben so "herumzeigen" wie einen Rockstar auf Tournee.
    Akademiker bzw. Studierte findet man jedoch oft in den freien Berufen. Die sind dadurch flexibler und heben sich alleine schon durch ihren Background ab.
    Hier spielt nach meinem Gefühl auch der typisch deutsche "Genie-Mythos" mit rein.
    Schuster, bleibe bei deinem Leisten ;-)


    Die Menschen wollen Stars.
    Auch die Leser, wenn auch nur unbewusst.
    So jedenfalls die Meinung vieler Verlage. Und ein Star ist immer etwas besonderes ;-)
    Deswegen lesen sich auch viele Vitae wie Märchen ;-)
    Man denke nur an den oft genannten Karl May :grin


    Wer ist kreativer? Der Studierte oder der "einfache Arbeiter"?


    Diese Frage kann man nach meinem Gefühl nicht beantworten. Zur Kreativität gehört auch ein gewisses Maß an Lebenserfahrung.
    Ein Dr. der nie mit der Mafia zu tun hatte wird einen technisch sauberen Thriller hinbekommen. Aber ein durchschnittlicher Arbeiter, der in diesem Milleu aufgewachsen ist, oder vielleicht genug Menschen aus diesem Umfeld persönlich kennt, wird das viel bunter und intensiver beschreiben können, handwerkliches Können natürlich bei beiden voraussgesetzt.


    Ein Postbote, für den der selbstständige Wechsel der Wachtischarmatur im heimischen Bad schon eine technische Meisterleistung ist, wird in einem Science Fiction Roman kein Technobabble zelebrieren, während der studierte Physiker den Leser vielleicht mit abstrusen Theorien zu unterhalten versucht.
    Der Postbote wird vielleicht die zwischenmenschliche Ebene und die Action in den Vordergrund stellen. Der Physiker den wissentschaftlichen Kampf gegen ein Phänomen im Weltall.
    Beide können ihr Publikum finden.


    Soll jeder schreiben der möchte?


    Ja.
    Warum nicht?
    Ob das, was dann dabei herauskommt veröffentlicht wird, steht auf einem anderen Blatt.
    Wenn also Erna Müller DEN Adels-Liebesroman schreibt, kann es sein, dass sie ihre Leserschaft findet, angefangen bei den Praktikanten im Lektorat, über die Vertreterkonferenz bis in den Buchhandel.
    Andersherum kann es auch sein, das Prf.Dr. Lüdenscheid einen Öko-Thriller über sein Fachgebiet (meinetwegen das Balz-und Paarungsverhalten des ostindischen Wasserbüffels zur Monsumzeit) schreibt, und damit bei der Leserschaft total floppt.


    Das sind Abläufe, die kann man als AutorIn nur rudimentär beeinflussen.
    Handwerk lernen, viel Lesen (soll ja enorm bilden ;-)), die Flimmerkiste abschaffen, Verlagsprogramm durchforsten um nicht im Dunkeln Dart zu spielen ...


    Soweit meine Gedanken zu diesem Thema :-)


    LG


    Dirk67 :wave

  • Zitat

    Dieses "Der neue Soundso", das ist schlimm.


    Warum? Es ist schon schwer genug, Lieblingskünstler zu finden, also solche, die etwas in einem auslösen, wenn man deren Bücher liest, Platten hört, Bilder oder Filme anschaut. Ich freue mich wie ein Schneekönig auf das neue "Interpol"-Album, das im September erscheint. Das hindert mich nicht daran, jederzeit auf der Suche nach neuen Bands zu sein, die vielleicht später auch dieses Fieber auslösen. Zwei, drei Dutzend habe ich glücklicherweise schon gefunden. Für Autoren gilt ähnliches. Was nicht heißt, dass man sie sich nicht auch möglicherweise wieder abgewöhnt (so geschehen bei Philippe Djian, Nick Hornby und ein paar anderen).


    Ich habe übrigens Informatik (!) studiert und war an der Oberschule vergleichsweise schlecht in Deutsch. Okay, meiner Meinung nach lag das an meinem Lehrer ("Liehr, von Dir wird niemals auch nur eine einzige Zeile veröffentlicht werden!"). Aber seiner Meinung nach nicht. ;-)


    Edit: Übrigens geht es beim belletristischen Schreiben darum, gut (eigentlich: großartig) erzählen zu können. Und das lernt man während eines Istik-Studiums auch nicht. ;-)

  • claudiatoman : Vorab: Ich bin ein Fan der Twilightreihe und lese derzeit gerne Fantasyromane, wenn sie nicht zu schnulzig und zu schwülstig sind.


    Zur Frage nach der richtigen Literatur, dem Handwerk und der Kunst:


    Vergleiche doch bitte die Romane eines Thomas Mann (Toni Morrison,Tolstoi, Kafka, Joseph Roth,Nabokov etc.pp) mit den Romanen Meyers: Der Unterschied liegt in der Erzähltechnik, dem Sprachgebrauch, der Vielschichtigkeit und der Zeitlosigkeit...da gibt es himmelweite Unterschiede.


    Ich spreche keinem Genre die Daseinsberechtigung ab. Aber manchmal frage ich mich eben, ob jeder schreiben kann oder muss. :grin

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Hallo, Beowulf.


    Zitat

    Ich glaube es war Tom der einmal gesagt hat der Buchmarkt wolle Autoren verkaufen und keine Bücher


    Ich habe, wenn ich mich recht erinnere, einen Lektor zitiert, der das gesagt hat: "Wir verkaufen Autoren, keine Bücher." Das war eine etwas überzogene Aussage, und sie gilt auch nicht für jeden Verlag. Dumont reicht eine Charlotte Roche pro Jahr, aber natürlich würde sich ein neuer Roche-Roman vom Start weg auch besser verkaufen als das Debüt irgendeines anderen Autors, und zwar völlig unabhängig von dessen "Qualität". KiWi hat "Limit" von Frank Schätzing angeblich mit einer Startauflage von 400.000 Stück auf den Markt geworfen (ich nehme mal an, die Wahrheit liegt irgendwo bei 200.000 Stück), nach Aussagen des Verlags gab es noch nie in der Unternehmensgeschichte so viele Vormerker (Vorbestellungen der Buchhändler) für einen neuen Titel. Und das bei einem, mit Verlaub, unterm Strich eher flauen und viel zu langen SF-Roman, den jeder Dan Simmons oder Iain Banks locker in die Tasche steckt. Das ändert nichts daran, dass "Der Schwarm", das Buch, das all das möglich gemacht hat, ein (zumindest über die ersten zwei Drittel) sehr okeher Thriller war, nicht nur nach deutschen Maßstäben.


    Autoren entwickeln sich mit der Zeit zu Marken. Selbst jene, die noch nie etwas von Autor XY gelesen haben, aber den Namen kennen bzw. schon mal gehört haben, reagieren in der Buchhandlung reflexartig anders als bei unbekannten Debütanten. Und die Fans reagieren sowieso mit Suchtkäufen. Bekannte Autoren sind die Bank, die die Verlage finanziert. "Der Brenner und der liebe Gott" von Wolf Haas wäre sehr wahrscheinlich gefloppt, wäre es der erste - und nicht der vorläufig letzte - Titel aus der Brenner-Reihe gewesen. Der erste Titel aus der Brenner-Reihe war zunächst ein Flop - der Erfolg kam langsam, aber nachhaltig. Die letzten zwei "Milchgeld"-Nachfolger von Klüpfl/Kobr sind, wieder mit Verlaub, gequirlter Dünnpfiff, aber es sind eben auch die beiden neuesten Kluftinger-Romane des "Erfolgsduos". Das ist genau das, was die Verlage erreichen wollen. Und die Leser wollen das offenbar auch: Ein besonderes Leseerlebnis wiederholen können, das sie mit bestimmten Autoren verbinden. Und das war auch mit jenem Zitat gemeint. Das kann thematische Aspekte betreffen (Serien, Coming-of-Age-Romane usw.), aber auch stilistische und perspektivische. Manch ein Leser mag einfach gerne, wie ein bestimmter Autor schreibt. Andreas Eschbach hat gesagt, man sollte als Autor versuchen, Romane zu schreiben, die so nur man selbst schreiben kann. Die Verlage wollen Autoren finden und aufbauen, die genau das beherrschen. Und viele Leser wünschen sich das auch.

  • Zitat

    Original von newmoon
    claudiatoman : Vorab: Ich bin ein Fan der Twilightreihe und lese derzeit gerne Fantasyromane, wenn sie nicht zu schnulzig und zu schwülstig sind.


    Wie verträgt sich das denn? :gruebel :grin


    Ansonsten schließe ich mich Claudias Überlegungen zu "richtiger" Literatur an.
    Nehmen wir jetzt mal an, dass nur anspruchsvolle Belletristik zu "richtiger Literatur" zählt und man reine Unterhaltungsliteratur eben als solche seperiert wird (und dann kein Autor die Frechheit begeht, das eine mit dem anderen zu kombinieren und stilistisch erstklassige, vielschichtige und zeitlose Unterhaltungsliteratur vorlegt.):
    Stellt sich dir dann wirklich die Frage, ob die "reinen Unterhalter" schreiben oder es nicht lieber den Literaten (und vielleicht noch den Grenzgängern) überlassen sollten?


    Ich fände das schade. Ich lese derzeit nur noch zur Unterhaltung und Entspannung. Im Moment (das kann sich auch wieder ändern) habe ich kein Interesse an Mann, Hesse und Kafka, erwische mich sogar dabei, mich bei diesen Büchern zu langweilen.
    Es wäre echt übel, wenn es die reine, kurzweilige Unterhaltung nicht mehr gäbe.


    Das bedeutet nicht, dass ich alles gut finde, was mein Lieblingsgenre so im Angebot hat. Ganz im Gegenteil - oft frage ich mich auch, was die Autoren sich eigentlich dabei gedacht haben, und komme nicht auf andere Antworten als: Nicht viel.
    Ehrlich gesagt bietet mein Lieblingsgenre sogar weit mehr Bücher, die mit nicht gefallen, als Bücher, die ich gut finde :gruebel
    Aber das lässt sich bei mir nicht anhand der Bildung oder des Lehrberufs der Autoren klassifizieren.

  • Zitat

    Original von Tom


    Warum? Es ist schon schwer genug, Lieblingskünstler zu finden, also solche, die etwas in einem auslösen, wenn man deren Bücher liest, Platten hört, Bilder oder Filme anschaut.


    Hm, wenn auf dem Plattencover einer neuen Band "Die neuen U2" draufstünde, dann würde ich die Nase rümpfen, das Album aber sicher nicht ansehen. Entweder die Band kupfert ab, ist schlechter als U2 oder besser (und DAS geht ja mal gar nicht!).
    Nein, sowas mag ich auch nicht. Ich würde dem Verlag aufs Dach steigen, wenn er mir einen Stempel "Die neue XY" aufdrücken sollte. (Ich fand es schon seltsam, dass im Verlagskatalog steht "für Leserinnen von A, B & C - wobei ich A nicht leiden kann und B & C nicht kenne.)
    Ich finde, Künstler sollten nicht mit bekannten Namen verglichen werden, sondern die Chance erhalten, sich einen eigenen zu machen. Vergleiche mit Größen sind immer gefährlich, dabei kann der Kleinere doch nur verlieren.
    Ich erinnere mich an einen Roman, zu dem der Verlag sagte: "Als würden X und Y gemeinsam einen Roman schreiben". Ja. Es war abstrus wie von X und langweilig wie von Y :rolleyes


  • Hi, newmoon,


    nein, ich kann keine Gedanken lesen und das halte ich persönlich auch für ein großes Glück. :grin
    Ich nehme an, daß ich etwa verstanden habe, was Du mit Deinem Eingangsposting meintest, weil ich ganz ähnliche Probleme habe wie Du.


    Das war der Grund, warum ich in meiner ersten Antwort auf Unteraltungsliteratur eingegangen bin. Nur darum geht es hier. Kann es nur gehen.
    Literatur ist ein so anderes Feld, daß ein Vergleich unmöglich ist. Es ist nicht nur, wie Äpfel und Birnen vergleichen, es ist, wie Äpfel mit Autoreifen vergleichen. Es geht nicht. Es geht nicht.
    Man kann nur Gleichartiges vergleichen, also Texte der Unterhaltunsgliteratur mit anderen Texten aus der Unterhaltungsliteratur. Literarische Texte mit literarischen Texten.
    Es ist sinnlos, Twilight mit Krieg und Frieden zu vergleichen oder Das Schloß mit Star Wars. Sinnlos ist es nicht etwa deswegen, weil wir glauben zu wissen, daß Literatur 'besser' also qualitätvoller ist, sondern weil die Zielsetzung der jeweiligen SchöpferInnen so anders ist, daß man, wenn man die beiden Felder zusammenbringt, dem Ergebnis, nämlich den Texten nicht gerecht wird.


    Und das ist das, was in dieser Diskussion - und in jeder Diskussion zu diesem Thema - geschieht: den Texten widerfährt keine Gerechtigkeit. Sie werden nicht aus Eigenem wahrgenommen, sondern nur in einem Werteverhältnis, gut und schlecht.
    Prompt landet man bei der Überbewertung dessen, was man als Literatur zu erkennen gelernt hat und bei der Herabsetzung der Unterhaltung. Die wird dann wiederum mit der letzten Waffe verteidigt, die bleibt, weil sie unüberwindbar ist: das Geschmacksurteil, das sich aus dem eigenen Wohlgefühl bei der Lektüre speist.


    Ich habe mich bei dem und jenem Unterhaltungsroman wohlgefühlt, also ist das Buch gut.
    Oder negativ:
    Mir hat Twilight nicht gefallen, also ist Meyer eine unbegabte Autorin.


    Beides ist Unsinn, beides erkennt den Text nicht als Text aus eigenem Recht an.
    Daher müßtest Du Vergleichsbespiele aus der Unterahltunsgliteartur heranziehen und fragen: wo liegen Meyers Stärken, wo ihre Schwächen, wo ist ihr Platz in der Unterhaltungsliteratur?
    Warum sind die Formulierungen von Kresley Cole 'platt' bzw. sind sie es tatsächlich?
    Warum klingen soviele neuere Texte nach nichts, warum sind die Handlunsgabläufe so vorhersehbar, warum werden auf dem Unterhaltunsgsektor mehr und mehr AutorInnen veröffentlicht, die keinen Satz geradeaus schreiben können, etc. pp.


    Unterhaltungsliteratur hat ihren Platz und ihre Funktion. Wie man unterhalten werden will, kann man feststellen, das ist eine Frage der Leseerfahrung, und man darf den Anspruch stellen, daß man auf eine ganz bestimmte Art unterhalten werden will.
    Meiner Meinung nach muß man ihn sogar stellen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Tom


    Zitat

    Original von Tom
    Edit: Übrigens geht es beim belletristischen Schreiben darum, gut (eigentlich: großartig) erzählen zu können. Und das lernt man während eines Istik-Studiums auch nicht. ;-)


    Ich nehme den Einwand auf, weil er häufig geäußert wird in solchen Diskussionen und weil ich die Sache ein wenig anders sehe.
    Es ist richtig, daß es in den Studiengängen der Sprach - und Literaturwissenschaften keine Seminare gibt, in denen man lernt, wie man eine Geschichte erzählt. Man beschäftigt sich aber durchaus und oft sehr intensiv damit, wie andere Leute Geschichten erzählen. Daraus kann man sehr viel lernen.


    An diesem Punkt möchte ich auch auf etwas hinweisen, woran man hierzulande weniger denkt, wenn aufgeführt wird, um wieviel besser angelsächsische AutorInnen erzählen können. Wenn sie auch nur wenige Semester, etwa bis zum B.A. oder auch nur eine Zeit auf dem College hinter sich haben, haben sie, wenn sie Sprachen und Literatur als Fach gewählt haben, bei weitem mehr gelesen als deutsche Studierende. Und zwar Primärtexte, nicht Theorie, der Unterschied ist wichtig.
    Fünf Dramen oder zwei Romane von Dickens von einer Woche zur nächsten gelesen und eine ca. zehnseitige Zusammenfassung unter einem bestimmten, selbstgewählten (!) Aspekt dazu abliefern zu müssen, ist der Normalfall.
    Auch sonst fällt mir bei Autorinnen und Autoren aus anderen Ländern (nicht nur den angelsächsischen) immer wieder auf, wieviel sie gelesen haben. Sie kennen die Literatur ihres Landes, mindestens, und die einiger anderer Länder noch dazu. Auch wenn sie Unterhaltungsliteratur schreiben.


    Bei jüngeren AutorInnen hierzulande erschrecke ich immer ein wenig, wenn ich feststelle, wie wenig sie gelesen habe. Vor ca. zehn Tagen habe ich ein Interview mit Gerd Heidenreich gehört, der häufig mit Schülerinnen und Schülern arbeitet. Er beschrieb genau dieses Phänomen. Jüngere Menschen lesen zu wenig Literatur. Sie beschränken sich auf Abschnitte, Ausschnitte, Zusammenfassungen. Verfilmungen. Sie können ungeheuer klug darüber reden, aber sie haben selten ein ganzes Buch gelesen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Mulle


    Wie verträgt sich das denn? :gruebel :grin


    Dasselbe habe ich mich auch gefragt! :rofl


    Aber im Ernst, ohne auf Twilight herumzuhacken, wie magali richtig sagt, Mann und Meyer vergleichen, das geht nicht. Ich will nur noch mal betonen, dass nicht eines mehr wert ist als das andere. Gute Unterhaltung zu schreiben ist mindestens ebenso eine Leistung wie ein Sprachkunstwerk à la Zauberberg zu erschaffen. Es fordert nur eine andere Kunst, aber sicher nicht weniger Kunst. Ich respektiere beides, wenngleich mir als Leser (und folgerichtig wohl auch als Autor) Spannungsbogen vor Sprachgewalt geht. Bei Mann bewundere ich zwei Seiten lang das Sprachgenie und wache zwei Stunden später erfrischt auf. Bei Stephen King zB habe ich Nächte durchgelesen. :anbet


    Was Mulle sagt finde ich auch sehr wichtig zu erwähnen: Was ist mit den Zwischenstufen? Wo sortierst du zB einen Coelho oder einen Murakami ein? Warum schließen sich Unterhaltung und Sprachkunst aus? Es gibt sehr wohl Autoren, die beides bieten. Es kommt immer auf die angedachte Zielgruppe an, welche Story kombiniert mit welchem Stil man wählt. Schreibt man für die Bachmannpreisjury, Deutschlehrer oder Jugendliche? Du kannst diese Liste beliebig erweitern. Je einfacher das Buch zu lesen ist, desto weiter entfernt es sich von der Bachmannpreisjury zu einer breiteren Leserschaft. Beides ist erstrebenswert. ;-)


    lg Claudia