Verlag: Fischer
Gebundene Ausgabe: 319 Seiten
Kurzbeschreibung
Oskar Pastior war der größte Sprachartist, Wortspieler, Buchstabenphantast und Lautpoet. Seine Gedichte wirbeln die Sprache durcheinander, dass das Sinnvolle ganz unsinnig klingt und das Absurde plötzlich logisch erscheint. Diese spielerische Seite, die Lust, das Raffinierte, Überraschende und immer Unerwartete all das begeistert an den Gedichten Pastiors.
Über den Autor
Oskar Pastior, geboren 1927 in Hermannstadt/Siebenbürgen, 1945 Deportation ins sowjetische Arbeitslager, nach der Rückkehr fünf Jahre Gelegenheitsarbeit, 1955 bis 1960 Studium der Germanistik, anschließend Rundfunkredakteur in Bukarest. Erhielt 1990 den Hugo-Ball-Preis, 2000 den Walter-Hasenclever-Preis. 2002 erhielt er den Erich Fried Preis und 2006 den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Oskar Pastior verstarb 2006.Michael Lentz, geboren 1964 in Düren, lebt in Berlin. Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa. Diverse Auszeichnungen, u. a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 2001 und den Förderpreis des BDI 2002.
Meine Meinung
Oskar Pastior, Georg-Büchner Preisträger, war ein Dichter, der alle Regeln durchbrach.
Dieses Band bietet Gedichte ausgewählt, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Michael Lentz
Oskar Oschkar Oscar Blechtrommel? Bukarest Rumänien Ruhmänien Ruhm (spät) Georg Büchner Büchner Bücher Gedichte Gedichtgedichte Regeln „Regeln regeln“ durchbrechen Dada dadada Worte Wortschatz verschlüsselt Laute Lautgedicht Lauten lauschen Lesen Hören Sprechen
1952-1957, 1958-1972, 1973-1975, 1974-1980, und dazwischen, Nachlaß
Tonbandgedicht, Boticelligedicht, Vogelgedicht
Liebsatz
Worte: WINDZULASSUNGSGEBÜHRENEMPFÄNGERANTEILSENTSCHÄDIGUNGSKLAGEBEGRÜNDUNGSURTEILSVERZiCHTSSTRAFGEWINN
In Herta Müllers Roman Atemschaukel wurde Oskar Pastiors Zeit nach dem Krieg als junger Mann im sowjetischen Arbeitslager beschrieben. Viele Wortschöpfungen sind auf Pastior zurückzuführen. Durch Herta Müllers Roman lernt der Leser Pastiors Einfallsreichtum auf Realitäten zurückzuführen. Etwas, was durch Pastiors Gedichte allein nicht leicht fassbar ist.
Viele Gedichte setzen sich aus Einflüssen diverser Sprachen und Dialekte zusammen, manche werden durch Wortassoziationen getrieben. Dann dreht und wendet Pastior einzelne Wörter in zahlreichen Varianten, fügt sie neu zusammen und erfindet so neue.
Oskar Pastior varriert einmal auch ein Lautgedicht aus einem Roman von Paul Scheerbart:
ZitatAlles anzeigenKikakokú – Eros & Callas
Ein Echo-Kollaps
für John Yau
Bison, Kolibri, Pandas – in die Opposition!
Passat-Winde, ich flüchte.
Pinakothek: Korinthen deklinieren Pepita.
Nekrophilie-Mob im Lexikon, Ostern marsch in die
Luxus-Cafés – Grenzwert À, Grenzwert À!
Ja soll ich da nicht besser ausflippen, Beinhaus?
Au, Karotten, au Möhring-Panzerkreuzer Kikakokú!
Hochzeit im Busch?
Kinkerlitzchen Bülbül?
Fick dich, Puck – Grenzwert À!
Jawollust, ich soll.
Es lohnt sich, Pastiors Stimme beim Vortragen seiner Gedichte im Netz zu hören, um diesen Tonfall auch beim (laut)lesen anzuwenden. Der Klang ist mitentscheidend.
Was ein Leser von Oskar Pastiors Gedichten, die in diesem Band ausgewählt aus seinem Gesamtwerk, halten soll, bleibt ihm selbst überlassen.
Ich persönlich erkenne Sprachwitz und –klugheit, obwohl vieles natürlich unverständlich bleibt.
Oskar Pastior äußert sich zur Definition des Gedichts wie folgt:
immer
ZitatAlles anzeigendas gedicht gibt es nicht. es
gibt immer nur dies gedicht das
dich gerade liest. aber weil
du in diesem gedicht siehe oben
sagen kannst das gedicht gibt
es nicht und es gibt immer nur
dies gedicht das dich gerade
liest kann auch das gedicht das
du nicht liest dich lesen und
es dies gedicht hier nur immer
nicht geben. beide du und du
lesen das und dies. duze beide
denn sie lesen dich auch wenn
es dich nicht nur hier gibt
Soweit bisher. Noch einiges ist zu lesen und zu entdecken in diesem Band.
Ein Buch für die Ewigkeit und für die Insel!