Wassili Peskow - Die Vergessenen der Taiga

  • Besagter Nachbar, Jerofei Sedov, ist derjenige, der sie auch früher schon eifrig mitversorgt hat und der immer versucht hat, in ihrer Nähe zu bleiben.
    Ich denke mal, näher kann sie einen anderen Menschen nicht an sich heranlassen, als tagtäglich mit ihm zu arbeiten.


    Irre ... das ist eine ganz große Geschichte ... Die weite sibirische Taiga, die Einsamkeit ... zwei Menschen, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander sein können ... der tägliche Kampf ums Leben ... toll! <Tränchen aus den Augenwinkeln wisch>

  • Das Buch kenne ich nicht, aber ich glaube mich an einige Fernsehsendungen über die Lykows zu erinnern, die vor vielen Jahren im russischen TV liefen.
    Die Lykows waren nicht die einzigen, die ein Leben in der Taiga dem in der "Zivilisation" vorzogen. Ich habe vor zwei Jahren einen Zeitungsartikel über eine Familie gelesen, die sich ebenso entschieden hatte.


    Ich hoffe, ich kann dieses Buch auf russisch auftreiben, es klingt sehr interessant.


    ***
    Aeria

  • Hallo Flöt,


    Zitat

    Original von Flöt
    Schön zu hören, dass sie noch am Leben ist! Wie alt mag sie jetzt wohl sein??


    Dass sie allerdings zur Touristenattraktion gemacht wird, finde ich nicht so toll...


    Agafja ist 61 Jahre alt. Sie ist nicht wirklich eine Touristenattraktion. Sie lebt so ab vom Schuss, dass vielleicht zwei- drei mal im Jahr eine Gruppe Extrem-Trekker vorbei kommt und so viel Geselligkeit verträgt sie bestimmt, zumal diese Leute sicher auch immer etwas Brauchbares dabei haben.


    Grüße


    Rabarat

  • Zitat

    Original von Rabarat
    Agafja ist 61 Jahre alt


    Ich hätte sie für etwas älter gehalten. Für gerade 30 hätte ich sie damals auf den Fotos nicht gehalten. Aber das mag wohl an ihren Lebensumständen liegen. Sie wirkte allgemein etwas "rustikaler".


    Hatte schon die Befürchtung, es ist so wie mit Gustav Ginzel in seinem Misthaus mitten in Tschechien. Den hab ich vor Ewigkeiten da mit besucht, und er ist zur Touristenattraktion geworden. Einst war das Haus Treffpunkt für Wanderer und Bergsteiger. Fast schade. Da kam man sich wie ein echter Tourist vor, owbohl wir nur eine handvoll Leute waren und es wirklich was von Kaffeestübchen und GEschichten erzählen hatte, ganz unkonventionell. Jetzt steht er schon im Wikipedia.

  • Zitat

    Original von Flöt


    Ich hätte sie für etwas älter gehalten. Für gerade 30 hätte ich sie damals auf den Fotos nicht gehalten.


    Nun, die Bilder stammen ja auch nicht aus den 70er-Jahren, sondern aus den 80ern; Agafja ist daher auf den Bildern Anfang 40; und das passt dann schon.

  • DIE VERGESSENEN DER TAIGA. DAS ÜBERLEBEN DER FAMILIE LYKOW IN DEN WEITEN SIBIRIENS - Wassili Peskow

    Kurzbeschreibung

    Ein außergewöhnliches Abenteuer in einem der letzten unberührten Landstriche der Welt. Ende der 70er Jahre fliegen russische Geologen über die menschenleere Taiga und entdecken, fernab der Zivilisation, eine Familie, die seit einem halben Jahrhundert in völliger Abgeschiedenheit lebt. Wassili Peskow besuchte die "Vergessenen der Taiga" in der kaum zugänglichen Wildnis und fragte nach, warum Menschen ins 18. Jahrhundert auswandern.


    Der Autor:
    Wassili Michailowitsch Peskow ist Redakteur der "Komsomolskaja Prawda". Seit 1982 macht er sich regelmäßig auf den beschwerlichen Weg in die Abgeschiedenheit, um die Familie Lykow zu besuchen und ihr Eremitenleben zu beschreiben.


    Eigene Meinung:
    Russische Geologen entdeckten Ende der 70er Jahre bei einem Erkundungsflug über die Weiten der unzugänglichen, unbesiedelten Taiga ein kleines Häuschen und daneben einen Kartoffelacker. Sie trauten ihren Augen nicht, denn diese menschliche Behausung lag 250 km. von der nächsten Siedlung entfernt.


    Wassili Peskow, ein Journalist erfuhr davon. Neugierig geworden macht er sich eines Tages auf den Weg, um herauszufinden, wer sich denn in dieser Wildnis niedergelassen hat. Er trifft auf eine 5-köpfige Familie, Der Vater, Karp Ossipowistsch Lykow, 83 Jahre alt, der älteste Sohn Sawin (56), Natalja (46), Dmitri (40), Agafia (39).
    Diese Familie lebte schon seit fast ½ Jahrhundert in dieser Einsamkeit. Der Vater war mit seiner jungen Familie aus religiösen Gründen und aus Angst vor Verfolgung in diese Wildnis geflohen. Sie waren sogenannte Altgläubige, eine Art Sekte.
    Sie wussten überhaupt nichts davon, was in all dieser Zeit in der Welt alles geschehen ist: nichts vom Stalinismus, vom 2. Weltkrieg, von Sputniks….
    Als Peskow sie zum ersten Mal aufsuchte, waren sie sehr scheu. Er konnte sich anfangs nur mit dem Vater verständlich machen, die vier Kinder sprachen eine eigene Sprache.


    Im Laufe der folgenden Jahre besuchte Peskow diese Familie immer wieder, gewann mit seiner zurückhaltenden Einfühlsamkeit mit der Zeit ihr Vertrauen. Durch Zeitungsreportagen und späteren TV-Sendungen nahm ganz Russland Anteil am Schicksal dieser Familie.


    Doch nach und nach starben die Familienmitglieder weg….als das Buch geschrieben wurde, lebte nur noch Agafia.


    Die russische Originalausgabe erschien 1990, die deutsche Ausgabe 1994 mit einem zusätzlichen Kapitel.


    Ein ungemein spannendes Buch, ein grossartiges Buch. Man erfährt schier Unglaubliches, für unsereiner Unvorstellbares und man spürt auch, mit welch grossem, unaufdringlichem Respekt der Autor sich um diese Familie gekümmert hat. Dasselbe hat er auch von all den anderen verlangt, die im Laufe der Zeit in Kontakt mit der Familie Lykow kamen, z.B. die Angestellen jener Geologenstation, welche die nächstgelegene Siedlung war, oder auch Jäger, die nach dem Bekanntwerden der Geschichte gelegentlich bei den Lukows vorbeigingen um nach dem Rechten zu schauen.


    Es gibt wohl kaum eine weitere Geschichte solcherart, die auch dokumentiert werden konnte, über einen jahrzehntelangen, harten Ueberlebenskampf in einer derart unwirtlichen Wildnis….wirklich nahezu unfassbar, dass so etwas möglich sein kann: der Schnee reicht im Winter bis zu der Gürtellinie, die Temperaturen sinken auf unter minus 30°. Womit ernährten sie sich? Unter welchen Mangelerscheinungen litten sie, Salz hatten sie sowieso keines….Wie haben sie ihre Krankheiten bekämpft? Wie stellten sie ihre Kleidung her? Was für Gebrauchsgegenstände standen ihnen zur Verfügung? Wie Pfannen, Nadeln, Gartengeräte, Geräte um das Häuschen instand zu halten etc. Hatten sie überhaupt Feuer?
    Ueber all das gibt dieses Buch uns eine Antwort und einiges wird auch mit Bildmaterial aufgezeigt.


    Schwieriger wurde es herauszufinden, in welcher sozialen Beziehung diese auf sich alleine gestellten, total isolierten Menschen zueinander standen.
    Ich zitiere aus dem Buch: Und dann gab es noch die nicht unwesentliche Geschlechterproblematik, den Instinkt zur Weitergabe des Lebens. Wie konnten Mutter und Vater, die doch wussten, was Liebe ist, ihren Kindern diese Freude vorenthalten, die das Leben jedem Wesen schenkt?


    Ich stelle eine andere Ausgabe des Buches hier rein, als ich sie habe. Bei meiner Ausgabe stehen bei Amazon wenig Informationen.


    Es gibt auch eine Wikipedia-Seite über die FAMILIE LYKOW

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Ich habe diese Ausgabe gelesen.

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    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Original von milla
    Ich habe die beiden Threads zum Buch zusammengefügt! :wave


    Auwaaaa, ich mal wieder! :bonk Sorry!

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