Wassili Peskow - Die Vergessenen der Taiga

  • Kurzbeschreibung
    Ein außergewöhnliches Abenteuer in einem der letzten unberührten Landstriche der Welt. Ende der 70er Jahre fliegen russische Geologen über die menschenleere Taiga und entdecken, fernab der Zivilisation, eine Familie, die seit einem halben Jahrhundert in völliger Abgeschiedenheit lebt. Wassili Peskow besuchte die "Vergessenen der Taiga" in der kaum zugänglichen Wildnis und fragte nach, warum Menschen ins 18. Jahrhundert auswandern.


    Über den Autor
    Wassili Michailowitsch Peskow ist Redakteur der „Komsomolskaja Prawda“. Seit 1982 macht er sich regelmäßig auf den beschwerlichen Weg in die Abgeschiedenheit, um die Familie Lykow zu besuchen und ihr Eremitenleben zu beschreiben.


    Die Kurzbeschreibung habe ich von Amazon. Sie taugt leider nicht viel.


    Es ist ein überaus bewegendes Buch. Die Geschichte ist kaum zu glauben, aber wahr. Ein Buch, das zumindest mich stark berührt hat. Wer es liest, wird verstehen, dass mir Agafia ans Herz gewachsen ist und dass ich mich mit Sorge frage, was wohl aus ihr geworden ist.


    Lesen!

  • Vor etwa drei Jahren habe ichs gelesen und hat mich auch extrem bewegt. Bin morgens sogar ne Stunde eher aufgestanden, so gefesselt war ich. Sehr gut ist mir der Satz "Es ist uns nicht möglich" in Erinnerung, wenn die "Altgläubigen" plötzlich mit der Zivilisation konfrontiert sind, man ihnen Hilfe anbietet und sie dem zunächst aus Glaubensgründen sehr ablehnend gegenüberstehen.
    Agafja ist die einzige der Familie, die noch lebt am Ende, und trotz ihres gewachsenen Zutrauens lehnt sie es ab, ihr Einsiedeldasein aufzugeben. Ob sie noch lebt, war nicht rauszukriegen. Glaube es eher nicht. Diese Einsamkeit - unvorstellbar! Ein wenig verurteile ich den Egoismus der Eltern. Sie haben sich dazu entschieden, mussten aber doch eigentlich wissen, dass die Kinder irgendwann allein sein würden.

  • Auch meine bisherigen Recherchen bzgl. Agafja haben keine Ergebnisse gebracht. Ich halte den Vater schlicht für einen Schwerverbrecher, der seine letzte Tochter über seinen Tod hinaus zu diesem Leben - und damit wahrscheinlich auch einsamen Sterben - zwingt. Ich empfidne für diesen Vater nichts als Abscheu!

  • Ja, ich war auch sehr traurig und wütend.


    Ein Film, der kürzlich im Kino lief, hat mich wieder an die Lykows erinnert, er hieß glaube ich THE VILLAGE. Da war ich am Ende auch irgendwie zwiegespalten. Haben Eltern denn das Recht, ihre Entscheidung den Kindern aufzuzwingen? Klar haben da am Ende die jungen Leute entschieden, dass sie in der Isolation bleiben wollen, weil die Welt sich einfach zu schnell weiter gedreht hat. Doch hatten die Eltern als sie sich einst entschlossen haben das Recht, diese Entscheidung für mehrere Generationen mit zu treffen, ungeachtet der Konflikte, die sich zweifelsohne von außen und innen auftun würden?

  • In sehr angenehmer Erinnerung habe ich diesen einen Ingenieur, der sich rührend um die Lykows kümmert; ich glaube, er hat Agafja in gewisser Weise geliebt. Am Schlimmsten fand ich am Ende, als die Bohrleute abhauten, dass Agafja wohl gar nicht klar war, dass vielleicht nie wieder jemand kommt. Schrecklich!

  • Ja, ich erinnere mich. Ich habe auch sehr lange geglaubt, dass Agafja den Sprung in die Welt wagen würde. Aber sie konnte wohl mit der Zuneigung des Ingenieurs ebenso wenig umgehen wie mit den ersten "weltlichen" Eindrücken, d. h. eine Alternative stellten die nicht dar, weil es keine Alternative geben musste.
    Bewegt haben mich auch sehr die Fotos, die in meinem Buch mit drin waren.
    Nicht vorstellbar, Manches.

  • In meinem Buch sind auch Fotos. Erschütternd fand ich auch, dass drei der vier Geschwister kurz nacheinander starben. Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, der Alte könnte sie um die Ecke gebracht haben. Doch ich hoffe, dass ich mich in diesem Punkt irre.


    Ich bin erstaunt, dass wir hier offensichtlich die einzigen sind, die das Buch kennen, da ich mir kaum vorstellen kann, dass es jemand gelesen hat und sich nicht mehr daran erinnert.

  • Ich hab 's auch gelesen!


    Es gehört definitiv zu den bemerkenswertesten Schicksalen -- gerade angesichts der Flut an "Erfahrungsbüchern" voller Wohlstandsbefindlichkeiten. Während ich dieses Buch las, verflogen die meisten Zivilisationszipperlein ganz von alleine ...

  • Zitat

    Original von Rabarat
    Erschütternd fand ich auch, dass drei der vier Geschwister kurz nacheinander starben. Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, der Alte könnte sie um die Ecke gebracht haben


    So aus der Erinnerung könnte ich mir das durchaus vorstellen. War ein ziemlicher Knochen, und er hatte einen Lebensplan, den er gefährdet sah... Muss ich die Tage gleich noch mal drin blättern. Schlimm, die Vorstellung, dass ihm (und seiner Frau) eigentlich klar gewesen sein muss, dass ein Familienmitglied am Ende alleine bleiben, alleine sterben würde.


    Wars nicht so, dass Agafja (vermittelt durch den Autor oder Ingenieur?) für kurze Zeit bei Frauen war, die zwar für unsere Verhältnisse auch ärmlich lebten, aber für Agafjas Verhältnisse im Luxus? Oder verwechsle ich da was? Ist auch schon ne Zeit her. Kann mich dunkel an so was erinnern. War dann wohl auch der Punkt, an dem ich gehofft hatte, sie kehrt der Wildnis und Einsamkeit den Rücken.


    Vielleicht kann man über Autor/Verlag was rausbekommen über Agafja... Würd mich schon interessieren, was aus ihr geworden ist.

  • Sie war verheiratet??? Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Die Mutter war doch bereits tot, nicht wahr? Na ich will dich jetzt nicht nach jeder Kleinigkeit fragen, werd die Tage auf alle Fälle noch mal ins Buch schauen. Die Erinnerung kommt bruchstückweise... Gestern abend zB fiel mir als ich drüber nachdachte ein, dass ich auch von der Art und Weise, wie mit Krankheiten umgegangen wurde, sehr erschüttert war. So vieles ist für uns heute selbstverständlich. Und wie energisch wurde dort medizinische Hilfe mit "Es ist uns nicht möglich" abgeblockt.
    Bestimmt gibts noch einiges auszutauschen, wenn ich meinem Gedächtnis mit dem Buch wieder was auf die Sprünge geholfen hab.

  • So, hab noch mal drin geblättert und war wieder ziemlich bewegend. Auch das mit der Heirat ist mir jetzt wieder präsent. Agafja hatte tatsächlich Verwandte, die sich auf den Bericht hin gemeldet haben. Und auch Altgläubige, nur nicht so radikal. Die Ehe scheiterte an verschiedenen Vorstellungen bezüglich Wohnen & Leben. Und am Sex, denn logisch, wie soll sie damit in Berührung gekommen sein. Mir ist auch wieder klar geworden, dass sich Agafja durchaus ihrer Einsamkeit bewusst war, denn sie hat ja Briefe geschrieben, sehr traurige.
    Hab das Buch gleich noch mal gekauft und verschenkt.
    Falls jemand zufällig weiß oder heraus bekommt, was aus Agafja geworden ist: ich würds gern wissen! Damals war sie 44, sie müsste also schon um die siebzig sein, und das ist bei den Lebensumständen eher unwahrscheinlich

  • Zitat

    Original von FrauMustermann
    das buch steht schon ne weile auf meiner wunschliste. wenn ich euch so lese, dann wird es wohl bei meiner nächsten bücherbestellung mit dabei sein.


    da machst du sicher nichts falsch!

  • Dieses Buch und dieser Fred sind vollkommen an mir vorbei gegangen. Wie konnte das nur passieren? :wow


    Es hört sich absolut interessant an und steht ab sofort auf meiner Wunschliste. :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Na endlich! Habe mal wieder im Internet gesucht und endlich GEFUNDEN!


    Agafia lebt! Zumindest ist das für August 2004 gesichert, weil ihr da einige Leute begegnet sind und sie um einige Hilfsmittel gebeten haben.


    Näheres siehe: http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2005/nr13/Leben/11606.html


    Es hat mich wirklich gefreut, das zu lesen.