Martin Kluger - Die Gehilfin

  • Martin Kluger - Die Gehilfin


    Kurzbeschreibung
    Berlin im Taumel der Gründerzeit: In der Frauenabteilung der Charite kommt ein Kind zur Welt, die Mutter stirbt bei der Geburt. Henrietta Mahlow wächst bei ihrem trunksüchtigen Vater auf, der sich in der Klinik als Krankenwärter durchschlägt. An seiner Seite verbringt das neugierige Mädchen ihre Kindertage zwischen Präparaten und Reagenzgläsern. Hier in der Charite, dem Zentrum der medizinischen Welt, versammeln sich in diesen Jahren die großen Forscher: Rudolf Virchow, Robert Koch, Paul Ehrlich, Emil Behring - und wie selbstverständlich bewegt sich die aufgeweckte Henrietta zwischen ihnen. In den Sezierstuben und Labors wird sie zur Zeugin, wie die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers die Vorstellungen von Krankheit revolutioniert. Je deutlicher jedoch Henriettas eigene Begabung wird, desto unüberwindlicher stellen sich die Schranken von Herkunft und Geschlecht in ihren Weg. Sie nimmt in Männerkleidern ein Medizinstudium auf - es kommt zum Skandal. So nimmt Henrietta als Frau den Kampf auf, sich in der Männerdomäne der Wissenschaft zu behaupten. Spannend und anrührend erzählt Die Gehilfin die fiktive Lebens- und Liebesgeschichte einer außergewöhnlichen Frau, einer"Olivia Twist", die das Unmögliche versucht. Dabei entwirft Martin Klugers lebensvoller Roman ein Panorama vom goldenen Zeitalter der Medizin zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik - und zeigt auch die Schattenseiten des menschlichen Forscherdrangs.



    Über den Autor
    Martin Kluger, geboren 1948 in Berlin, lebt dort und in Montevideo. Er schrieb für das Kino und diverse Fernsehfilme. 1998 veröffentlichte er den Roman "Die Verscheuchte", 2002 erschien bei DuMont sein Roman "Abwesende Tiere".



    Meine Meinung
    Der Autor hatte einen etwas schwierigen Schreibstil womit ich am Anfang etwas zu kämpfen, ich kam nicht so schnell in die Geschichte hinein. Nach und nach konnte ich mich aber daran gewöhnen und die Geschichte um Henriette hat mich immer mehr fasziniert. In dem Buch geht es um Henriette und wie sie in einem Krankenhaus aufwächst. Sie ist sehr intelligent und zieht die Informationen um sich herum nur so auf. Ihre Mutter ist in jenem Krankenhaus in Berlin direkt bei ihrer Geburt verstorben. Ihr Vater versucht durch das Leben zu kommen und vertrinkt sein ganzes Geld, zudem hat er den Tod seiner Frau nicht verkraftet.
    Henriette ist eine starke, außergewöhnliche und interessante Figur. In ihrem Umfeld sind viele Menschen die ihr helfen möchten, aber dennnoch das Bild der Frau im Kopf haben und ihr dadurch auch Steine in den Weg legen. Aber es gibt auch Menschen, die eher neidisch auf sie sind und es daher nicht so gut mit ihr meinen. Henriette geht viele Wege um ihrem Traum, Medizin zu studieren, näher zu kommen. Darüber vergisst sie sogar die Menschen die es gut mit ihr meinen.


    Mir ist positiv aufgefallen, wie der Autor die wahren Begebenheiten um Tuberkolose, Robert Koch und dem Charité Krankenhaus in einklang mit der Person Henriette gebracht hat. Es sind noch einige andere Ereignisse und Persönlichkeiten im Buch aufgetaucht die der Autor wunderbar eingebunden hat. Ich fand es gut recherchiert. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob die Person Henriette nicht in wirklichkeit gelebt hat und ich gerade ihre Biographie lese.
    Auch die Nebencharakter wurden im Buch nicht vergessen. Das Buch wurde aus der Perspektive von Henriette erzählt. Aber die Nebencharakter tauchten immer mal wieder auf.


    Der Autor hat einen nicht ganzen einfache Schreibstil. Es gab wenige Absätze in den Kapiteln, dennoch gab es Sprünge und man kam als Leser manchmal nicht mit wo die Charakter gerade sind. So gab es Zeitsprünge aber auch die Perspektive wurde einfach so geändert. Erst redet Henriette mit ihrer Mutter und im nächsten Moment lesen wir schon wieder eine andere Richtung. Was ich besonders schade fand, es wurden fast keinerlei Zeitangaben gemacht. Durch die wahren Begebenheiten an die sich der Autor hilt, konnte ich einige Zeiten recherchieren. Trotzdem hatte der Leser keine Ahnung wie alt Henriette bei den Ereignissen war oder im welchem Jahr wir uns befinden. Besonders am Ende wurden größere Zeitsprünge vom Autor gemacht, aber das bekam ich erst später mit.

  • Hallo,


    ich habe das Buch letztes jahr gelesen als ich im Krankenhaus war.


    Ich dachte, ich hätte bereits etwas dazu geschrieben aber offensichtlich nicht.



    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl auch ich erst mal einen Zugang zu der geschichte finden musste.


    Dann jedoch war ich fasziniert von den wahren medizinisch- historischen Hintergründen. Die Hauptfigur war mir sehr sympatisch und ich habe mit ihr mitgefiebrt.



    Guten Gewissens kann ich das Buch emfehlen. :-)

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Kurzbeschreibung (amazon)


    Das Leben einer außergewöhnlichen Frau - die Geschichte der berühmtesten Klinik Deutschlands - das Panorama einer Epoche


    Berlin im Taumel der Gründerzeit: In der Frauenabteilung der Charite kommt ein Kind zur Welt, die Mutter stirbt bei der Geburt. Henrietta Mahlow wächst bei ihrem trunksüchtigen Vater auf, der sich in der Klinik als Krankenwärter durchschlägt. An seiner Seite verbringt das neugierige Mädchen ihre Kindertage zwischen Präparaten und Reagenzgläsern. Hier in der Charite, dem Zentrum der medizinischen Welt, versammeln sich in diesen Jahren die großen Forscher: Rudolf Virchow, Robert Koch, Paul Ehrlich, Emil Behring - und wie selbstverständlich bewegt sich die aufgeweckte Henrietta zwischen ihnen. In den Sezierstuben und Labors wird sie zur Zeugin, wie die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers die Vorstellungen von Krankheit revolutioniert. Je deutlicher jedoch Henriettas eigene Begabung wird, desto unüberwindlicher stellen sich die Schranken von Herkunft und Geschlecht in ihren Weg. Sie nimmt in Männerkleidern ein Medizinstudium auf - es kommt zum Skandal. So nimmt Henrietta als Frau den Kampf auf, sich in der Männerdomäne der Wissenschaft zu behaupten. Spannend und anrührend erzählt Die Gehilfin die fiktive Lebens- und Liebesgeschichte einer außergewöhnlichen Frau, einer"Olivia Twist", die das Unmögliche versucht. Dabei entwirft Martin Klugers lebensvoller Roman ein Panorama vom goldenen Zeitalter der Medizin zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik - und zeigt auch die Schattenseiten des menschlichen Forscherdrangs.


    Autoreninfo (im Buch)


    Martin Kluger wurde 1948 in Berlin geboren und lebt auch heute wieder dort. Er studierte Anglistik und Linguistik in Ohio und arbeitete als literarischer Übersetzer und Werbetexter. Neben seiner Arbeit als Drehbuchautor für Film und Fernsehen gelanh ihm mit seinen Romanen "Abwesende Tiere" und "Die Gehilfin" der Durchbruch.



    Meine Meinung


    Ein "Die ...in"- Titel und eine als Mann verkleidete Frau, da denkt man gleich an einen seichten Historienroman voller Klischees. Weit gefehlt!
    Es handelt sich bei "Die Gehilfin" um einen ausgesprochen anspruchsvollen Roman, der sowohl ein besonders faszinierendes Kapitel Medizingeschichte (die bahnbrechenden Entdeckungen und Errungenschaften im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis nach dem Ende des Ersten Weltkrieges) beleuchtet als auch das Bild einer "verknöcherten" Gesellschaft zeichnet, in der besonders helle Köpfe aufgrund des falschen Geschlechts und der falschen Herkunft scheitern müssen. Die Hauptfigur Henriette Mahlow ist fiktiv, ihre Erlebnisse an der Charité sind jedoch faktengetreu: sie begegnet Rudolf Virchow, dem Begründer der Zellularpathologie, Robert Koch, dem Begründer der Bakteriologie sowie Paul Ehrlich, den man mit der Entwicklung der Serumtherapie und Chemotherapie assoziiert und Emil (von) Behring, dem die Welt das Diphterie- und Tetanus-Antitoxin verdankt. Bis auf Rudolf Virchow erhielten alle diese Herren den Nobelpreis.
    Das Schicksal der begabten und an medizinischer Forschung höchst interessierten Henriette, der immer nur der Status einer "Gehilfin" zugestanden wird, ist sehr bedrückend. Erst im beginnenden 20 Jahrhundert, als es für Henriette zu spät ist, zeichnet sich für die Frauen ein gesellschaftlicher Wandel zum Besseren ab, Henriettes Tochter Anna kann Medizin studieren und das erreichen, was ihrer Mutter verwehrt blieb.


    Die Thematik dieses sowohl medizinhistorischen als auch feministischen Romans ist äußerst fesselnd, leider pflegt der Autor jedoch einen höchst eigenwilligen Erzählstil, der die Lektüre extrem mühsam macht. Er macht Gedankensprünge, denen man kaum folgen kann, verliert sich in Abschweifungen, wo man den chronologischen Fortgang erhofft und veranstaltet Zeitsprünge, die nur eine ungefähre Orientierung erlauben, wenn man die glücklicherweise vorhandene Chronik im Anhang nutzt. Anhand der dort aufgeführten Entdeckungen kann der Leser ungefähr den Verlauf der Zeit zwischen den Kapiteln abschätzen.


    Ich habe nicht die oben verlinkte Ausgabe gelesen, sondern eine Ausgabe, die im Rahmen einer zwölfbändigen Reihe "Erzählte Wissenschaft" von der ZEIT herausgegeben wurde. Diese Ausgabe (ISBN 978-3-938899-53-3), die im Anhang neben der Chronik auch noch ein ausführliches Nachwort "Roman und Realität" der ZEIT-Autorin Claudia Wüstenhagen enthält, lässt sich leider nicht zu amazon verlinken.


    Fazit


    Mit der Bewertung tue ich mich sehr schwer: Vom Inhaltlichen und der vermittelten Atmosphäre würde ich dem Buch 9 Punkte geben (es hätten für mich noch mehr medizinische Details sein dürfen), vom Sprachstil kann ich nur 2 Punkte geben.
    Man sollte schon ein ausgeprägtes medizinhistorisches Interesse mitbringen, um sich durch den sprachlichen Dschungel dieses Romans zu kämpfen.