Verlag: Heyne Verlag
Broschiert: 156 Seiten
1993
Originaltitel: Rebecca´s Daughters
1948 geschrieben
Kurzbeschreibung:
Die Story ist in Wales angesiedelt und behandelt kritisch die Aristokratie, die durch überzogene Steuern die Landbevölkerung in den Ruin treibt. Ein Mann, selbst Aristokrat, wendet sich dagegen, da er bemerkt, dass sie hohen Steuern lediglich dazu verwendet werden, den reichen Lord dauerhaft betrunken zu halten. Anthony Raine verkleidet sich als Frau und nennt sich selbst Rebecca. Er führt eine Gruppe von Rebellen zum Widerstand und zum Sieg über die Herrschaft.
Über den Autor:
Als der walisische Dichter Dylan Thomas 1953 während einer Vortragsreise kaum vierzigjährig in New York starb, galt er bereits als einer der großen genialischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1914 in Swansea geboren, ging er 1934 nach London, wo er für Zeitschriften und die BBC arbeitete. Ab 1949 lebte er in dem walisischen Fischerdorf Laugharne.
Meine Meinung
Mit Rebeccas Töchter bietet sich die Gelegenheit auf komfortable Weise auch mal ein Drehbuch zu lesen. Das Drehbuch wurde 1948 geschrieben, verfilmt wurde es allerdings erst 44 Jahre später mit Peter O´Toole und Paul Rhys in der Hauptrolle.
Dylan Thomas nutzte eine eigenwillige Form für ein Drehbuch. Es ist in Prosaform gehalten, ungefähr wie ein Roman aufgebaut, es werden jedoch visuelle Effekte betont, in dem ein allwissender Erzähler oft aufführt, was zu sehen ist. Das bezieht sich sowohl auf die Kulisse wie auf die Figuren, die so erst einmal optisch charakterisiert werden. Anstatt Drehbuch sollte man vielleicht besser von Film-Szenario sprechen.
Dieser Stil führt zu einem eigenartigen Leseerlebnis.
Dylan Thomas zeigt außerdem seine Stärke in den Dialogen und baut dadurch viel Situationskomik auf.
Die Story selbst erinnert mich stark an das oft verfilmte „Zorro“, jedoch ist die Handlung 1843 in Wales angesiedelt und erhält dadurch etwas Dylan Thomas-typisches.
Der Protagonist Anthony Raine gehört zur Aristokratie, er war aber auch Soldat in Indien Er kehrt nach Jahren zurück nach Wales und erkennt die Ungerechtigkeiten dort. Mit klugen Mitteln setzt er sich ein für die ausgebeutete Landbevölkerung.
Äußerlich gibt er sich als Dandy, der heiße Milch trinkt, zurückhaltend zu Frauen ist und politisch konservativ. Also das genaue Gegenteil von seinem Schöpfer Dylan Thomas. Es muss dem Autor viel Spaß gemacht haben, diese Figur zu erschaffen.
Die sozial engagierte Miss Rhiannon (im Film gespielt von Joely Richardson) hingegen ist von Anthony nicht sehr angetan, sie kritisiert ihn für sein Verhalten, da sie nicht weiß, dass er heimlich eine Widerstandbewegung ins Leben gerufen hat. Er führt einen Bund von Rebellen, die sich Rebeccas Töchter nennen.
Das Buch hat mir ganz gut gefallen, da es so ungewöhnlich zu lesen ist. Inhaltlich hätte es auch etwas origineller sein dürfen. An manchen Stellen war es durch den Stil auch manchmal etwas langweilig, da zu viel nebensächliches zu ausführlich beschrieben wird, aber das ist durch die Form halt notwendig und insgesamt hat es sich gelohnt.
Ich hatte das Buch früher schon einmal in Deutsch gelesen, aber die Originalfassung ist deutlich mehr zu empfehlen, da dort der Sound von Dylan Thomas Sprache wirkungsvoller erhalten ist.