Kriegstagebuch – Ingeborg Bachmann

  • Verlag Audiobuch, 1 CD
    Spieldauer bei audible: 01 Std. 17 Min. (gekürzt)


    Heikko Deutschmann (Sprecher), Anna Thalbach (Sprecher)


    Kurzbeschreibung:
    "Das ist der schönste Sommer meines Lebens, und wenn ich hundert Jahre alt werde das wird der schönste Frühling und Sommer bleiben. Vom Frieden merkt man nicht viel, sagen alle, aber für mich ist Frieden, Frieden!" 1945, unmittelbar nach Kriegsende, notiert die achtzehnjährige Ingeborg Bachmann diese Zeilen in ihrem Tagebuch. Aus ihnen sprechen die Abscheu vor der NS-Ideologie und die Erleichterung über das Ende der Nazi-Herrschaft. Der euphorische Ton hat noch einen weiteren Grund: Ingeborg Bachmann hat sich in den britischen Besatzungssoldaten Jack Hamesh verliebt, einen Wiener Juden, dem 1938 die Emigration gelang. Er befragt die junge Frau zunächst zu einer Mitgliedschaft im "Bund deutscher Mädel; es entsteht bald eine enge Freundschaft. Dennoch wandert Hamesh im Frühjahr 1946 in das damalige Palästina aus.
    Zum ersten Mal wird Ingeborg Bachmanns Kriegstagebuch vom Spätsommer 1944 bis zum Juni 1945 vollständig aus dem Nachlaß publiziert. Der Band versammelt zusätzlich sämtliche erhaltene Briefe von Jack Hamesh an Ingeborg Bachmann. Zusammen mit den Journalaufzeichnungen entsteht so ein einzigartiges Dokument des Dialogs zwischen den Kindern der Opfer und der Täter.


    Über die Autorin:
    Ingeborg Bachmann, geb. 1926 in Klagenfurt, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der deutschsprachigen Nachkriegsgeneration. Ihr Werk umfaßt Romane, Kurzprosa und Lyrik, aber auch Übersetzungen aus dem Italienischen. 1964 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. Sie starb 1973 in Rom.


    Über die Sprecher:
    Heikko Deutschmann war nach dem Schauspielstudium an der HdK-Berlin und Autorenstudium an der DFFB Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne, am Hamburger Thalia Theater, im Schauspiel Köln und Schauspielhaus Zürich. Mittlerweile ist er in zahlreichen Film- und Fernsehrollen zu sehen, so in Der Laden, Kanzleramt, Operation Rubikon, Der Aufstand oder Affäre Kaminski.


    Anna Thalbach, geboren 1973 in Ostberlin, Tochter der Schauspielerin Katharina Thalbach, stand bereits als Sechsjährige gemeinsam mit ihrer Mutter vor der Kamera. Sie wurde zunächst durch verschiedene Kino- und Fernsehrollen bekannt, bevor sie sich dem Theater zuwandte. Begründung: Sie sei es leid, nur als "Gesichtsverleiherin" gefragt zu sein. Anna Thalbach arbeitet neben der Schauspielerei erfolgreich als bildende Künstlerin.


    Meine Meinung:
    Nach dem genialen Buch „Herzzeit – Briefwechsel Bachmann – Celan“ vor 2 Jahren gab es dieses Jahr wieder ein Buch von Ingeborg Bachmann. Das Kriegstagebuch ist ein Auszug aus dem Tagebuch von Ingeborg Bachmann über die letzten Wochen des 2.Weltkriegs und kurz danach. Darin geht es zum Beispiel um ihre Lehrerinnenausbildung gegen Ende des Krieges, die Angst vor den Russen und vor den Bomben, den Abscheu vor den Fanatikern und den Bunkern in Klagenfurt, aber auch um Literatur, z.B. Baudelaire. Nach dem Krieg wird sie befragt, ob sie auch nicht Führerin bei den BDM war.


    In der Buchausgabe beträgt der Ingeborg Bachmann-Text nur ca. 6 Seiten, das Hörbuch ist zudem gekürzt. Es bleiben mal gerade 23 Minuten Bachmann. Trotzdem ist der Text wirklich gelungen und durch Anna Thalbach zudem sehr gut gelesen. Eine große Lebendigkeit spricht aus dem Tagebuch. Ergänzt wird der Bachmann-Text durch umfangreiche Briefe des englischen Soldaten, jüdischer Herkunft, der die Bachmann nach Kriegsende befragte und sich dann mit ihr anfreundete. Jack Hamesh (gesprochen durch Heikko Deutschmann) wandert kurze Zeit später 1946 nach Jerusalem aus und viele der Briefe an Ingeborg Bachmann thematisieren auch das Leben in Israel, die Politik und das realistische Leben dort.


    Das Kriegstagebuch teilt sich also in zwei sehr verschiedene Teile. Die Hamish-Briefe erzählen eine eigene Geschichte, ein Zeitdokument, durchaus interessant, aber natürlich besitzt er nicht die literarische Qualität Ingeborg Bachmanns, deren Tagebucheintragungen wirklich bemerkenswert sind. Ich hätte davon gerne noch ein wenig mehr gehört.
    Für mich war es ein Hörbuch trotz der Kürze lohnenswert!

  • Mir hat dieses Hörbuch ganz gut gefallen. Allerdings finde ich den ersten Teil, der Text aus Ingeborg Bachmanns Tagebuch, viel interessanter als die Briefe. Man erfährt einiges über das Leben in Österreich unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg.
    8 Punkte

  • Viel gibt dieses kleine Büchlein nun wirklich nicht her. Gerade einmal 15 Seiten Tagebucheintragungen von Ingeborg Bachmann, danach 42 Seiten Briefe an "Inge" mit vielen inhaltlichen Wiederholungen von Jack Hamesh, der in sie verliebt war, sie aber nicht in ihn. In Folge noch einmal die Zusammenfassung des Herausgebers zu beiden Fragmenten sowie die Beschreibungen der Originaldokumente.


    Der kleine Teil, den das Buch nun hergibt, ist vielleicht umso wichtiger: ein Stück zeitgenössischer Bericht aus der Entwicklung Palästinas direkt nach dem Ende des 2. WK.
    Somit war es für mich zumindest wegweisend in weiterführende Literatur bezogen auf dieses Thema.


    Eine Bewertung halte ich nicht für angemessen. Es sind halt Tagebucheinträge und persönliche Briefe, die entziehen sich jeglicher Kritik.
    Kritisieren könnte man vielleicht, dass für so wenig Inhalt ein ganzes Buch aufgelegt wurde.
    Ich habe es mir aber aus der Bücherei ausgeliehen und enthalte mich daher auch dieser Meinung.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Titel: Kriegstagebuch. Mit Briefen von Jack Hamesh an Ingeborg Bachmann

    Autorin: Ingeborg Bachmann

    Verlag: Suhrkamp

    Erschienen als TB: Mai 2011

    Seitenzahl: 113

    ISBN-10: 3518462431

    Preis; 7.95 EUR


    Ich habe einen Sessel in den Garten gestellt und lese. Ich habe mir fest vorgenommen, weiterzulesen, wenn die Bomben kommen.“


    Dieser Satz charakterisiert anschaulich die teilweise fatalistische Lebenseinstellung von Ingeborg Bachmann. Einerseits sehr sensibel und labil, andererseits aber auch fast schon gleichgültig in Bezug auf das eigene Schicksal. Ingeborg Bachmann war zeit ihres Lebens eine mehr oder weniger zerrissene Person, immer auf der Suche nach etwas, von dem sie offenbar selbst nur eine vage Vorstellung hatte.


    Der Klappentext dieses Buches wird dem Buch mehr als gerecht:


    Eine Achtzehnjährige jubelt in ihrem Tagebuch über den schönsten Sommer ihres Lebens. Es ist nicht irgendeine junge Frau und auch nicht irgendein Sommer. Ingeborg Bachmann hält ihr Erleben des Kriegsendes fest. Dabei ist nicht allein der ersehnte Frieden Grund für Ihre Euphorie, sondern auch die tiefe Verbindung mit dem britischen Besatzungssoldaten Jack Hamesh. Die Gespräche mit ihm, dem Juden, der 1938 als Kind aus Wien flüchten mußte und seine Eltern im Holocaust verlor, prägen sie tief. Er wird ihr, nachdem er in das damalige Palästina ausgewandert ist, in berührenden Briefen schildern, wie sie ihm den Glauben an die Menschen zurückgab.“


    Dieses Buch ist in meinen Augen ohne Frage ein kleines Juwel der Literatur. Es inspiriert auch dazu vielleicht mal wieder „Malina“ zu lesen, das für mich bedeutendstes Werk von Ingeborg Bachmann. Dieses hier vorliegende Buch ist sehr lesenswert, dazu sehr einfühlsam und ohne jegliche Hektik oder falsche Sentimentalität.


    Ingeborg Bachmann wurde 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren und starb am 17. Oktober 1973 in Rom.


    ASIN/ISBN: 3518462431

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.