Klappentext:
Sie sind blond, sie sind schön - und seit Hannah ihnen in der neuen Schule erstmals begegnet ist, will sie unbedingt dazugehören: zu der Clique um die hübsche Maggie. Die Warnungen ihres Mitschülers Lukas, die Mädchen seien höchst gefährlich, schlägt Hannah in den Wind. Sie ahnt nicht, wie bitter sie das bereuen wird...
Rezension: Idee, Umsetzung, Meinung
Zombies – neben den Engeln die Ablösung der allseits beliebten Vampire? Zumindest stellen Brian James´ blonde Mädels im Einheitslook eine ernstzunehmende Alternative auf dem aktuellen Buchmarkt dar.
Nachdem bereits die Veröffentlichung diverser Kinderbücher des Autors mit Erfolg gekrönt war, versucht ZOMBIE BLOND nun auch die etwas ältere Klientel für sich zu begeistern.
Hannah Sanders ist Zeit ihres Lebens, genauer gesagt seit sie zehn Jahre alt war, auf der Flucht. Ihr Vater bestimmt wann und wohin. Abtauchen heißt die Devise – eine Reise ohne Perspektive.
Für die inzwischen fünfzehnjährige bedeutet dies nicht nur eine neue Stadt und ein neues Heim, so überhaupt die Rede davon sein kann. Sie ist damit auch gezwungen, ständig eine neue Schule zu besuchen. Hannah ist quasi immerzu die Neue, die Außenstehende. Doch im Laufe der Zeit hat sie ihre Hausaufgaben gemacht – sie weiß genau, worauf es ankommt, erkennt wo die Prioritäten in der Schulgemeinschaft liegen, wer zu den beliebtesten Schülern zählt und wer die Opfer von Hänseleien und dergleichen sind, um die man als Neuankömmling einen weiten Bogen machen sollte, will man nicht ebenfalls auf der Abschussliste landen.
Hannah hat mehr als die Nase voll von dem aufregenden Abenteuer, wie ihr Vater den neuerlichen Aufbruch umschreibt. Sie ist seine wiederholten Versprechen leid, dass es das letzte Mal sein wird. Der Abschied von ihren Freunden fällt ihr schwer. Nichtsdestotrotz beginnt in Maplecrest ein weiterer neuer Lebensabschnitt für Hannah! In einer Geisterstadt mitten im Nirgendwo…
Die Art der Highschool, Marke Cheerleader und Footballspieler, und die gesellschaftliche Elite unter den Schülern hat sie im Nu identifiziert. Jetzt bloß keinen Fehler machen!
Schlank, blond, blaue Augen und Schmollmund. Das ist Maggie Turner, das It-Girl der Schule, umringt von ihrer Gefolgschaft ähnlichen Aussehens. Allesamt Cheerleader. Während Hannah dieser imposanten Erscheinung noch ihre volle Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, gesellt sich Lukas zu ihr, um ihr die Gepflogenheiten der Institution und ihrer Besucher zu erklären und eine Warnung vor eben jener Clique und ihres Zombiekults auszusprechen.
Zunächst scheint für das Mädchen die Rolle der Außenseiterin wie gewohnt gewiss. Maggie und ihre Gruppe lassen sie dies deutlich spüren. Dennoch wird sie einer Musterung unterzogen und Meredith schlägt ihr eine Bewerbung beim Cheerleader-Team vor. Dies macht sie wiederum interessant für die Möchtegerns wie Diana, die auf jede nur erdenkliche Weise versucht, den Look Maggies nachzuahmen und trotzdem nie dazugehören wird. Auch wenn der Hintergrund dieses Kennenlernens wenig rühmlich ist, ist Hannah für jede potenzielle Freundschaft dankbar.
Die Tage vergehen, während Lukas sie über seine vermeintlich hanebüchenen Theorien in Kenntnis setzt, die Maplecrest und seine Bewohner betrifft. Verrückte Ideen, die sich wie wahre Horrorszenarien aneinanderreihen. Das Geheimnis dieser Stadt: Zombies! Hannah hält Lukas für einen durchgeknallten Spinner, auch wenn sie ihn ganz süß findet. Was nebenbei erwähnt durchaus auf Gegenseitigkeit beruht.
Beim Heimspiel der Todesschwadron, der hiesigen Footballmannschaft, dem die gesamte Stadt beiwohnt, macht auch Hannah merkwürdige Beobachtungen. Oder bildet sie sich das auf Grund Lukas´ Verschwörungsgeschichten nur ein?
Hannah wäre so gern einmal im Leben beliebt, würde so gern Mitglied einer Gruppe sein, einfach dazugehören, nicht wie üblich die Ausgeschlossene sein…
Trotz eines heftigen Streits mit Lukas zu ihrem Vorhaben, bewirbt sie sich schließlich bei Mrs Donner als Cheerleaderin. Doch das Probetraining endet dank der Gehässigkeit der Blonden im schmerzhaften Desaster und wenig später erhält Hannah die Absage.
Als Diana unter widrigen Umständen verschwindet, bekommt Hannah Angst. Die hypnotischen blauen Augen der mysteriösen Einwohner der Kleinstadt beunruhigen sie immer mehr. Abgesehen davon sind die Menschen einfach zu perfekt, zu schön. Das ist jenseits der Normalität. Zu guter Letzt wird ihr Vater für ein paar Tage außer Haus sein und ein nächtlicher Besucher streift ums Haus…
Das Blatt scheint sich zum Guten zu wenden, als Maggie Turner ihr unerwartet mitteilt, doch im Cheerleader-Team aufgenommen zu sein. Für Hannah geht die Sonne auf. Für jedes Rätsel der vergangenen Tage scheint es eine logische Erklärung zu geben. Einem Neuanfang steht nichts mehr im Wege. Hannah ist nicht mehr das seltsame Mädchen, über das wilde Gerüchte im Umlauf sind. Nun ist sie eine von ihnen, der Elite, samt allen Privilegien. Und der passende Junge, Greg aus der Football-Mannschaft, findet sich ebenfalls in null Komma nichts, um den perfekten Traum wahr werden zu lassen.
Hannah passt sich an, ändert ihren Kleidungsstil, ihre Ernährung, ihren Umgang und selbst ihre schulischen Leistungen haben sich verbessert.
Als sie sich schließlich einen der drei Namen Montana, Mackenzie oder Madison aussuchen soll, wird dem Mädchen bewusst, dass sie sich bei aller bemühten Anpassung fast vollends verändert hat. Ihr wahres Ich scheint nahezu ausgelöscht.
Nachdem auch die Haare uniform gebleicht werden sollen, bedarf es nur noch einer einzigen weiteren Kleinigkeit zum perfekten Ergebnis: Stärker – hübscher – besser. Als Hannah erkennt, worauf es hinaus läuft, ist es schon fast zu spät…
In erster Person Singular aus Sicht der Hauptfigur beschreibt Brian James größtenteils im Präsens das Leben der Hannah Sanders, deren Vater vor diversen Schuldeneintreibern untertaucht und sie auf diese Weise regelmäßig dazu zwingt, sich in einer neuen Umgebung, einer neuen Schule, inmitten anfänglich fremder Menschen zurechtzufinden. Der Fokus liegt auf den Gedanken, Empfindungen und Sehnsüchten des jungen Mädchens, ergänzt um die eine oder andere Erinnerung an Erlebnisse aus ihrer Kindheit und verschiedenen Albträumen.
Auch wenn sie nach außen einen relativ gefestigten, zum Teil abgeklärten Eindruck macht, ist sie innerlich geplagt von Selbstzweifeln und tendenzieller Hoffnungslosigkeit. Sie hat ganz einfach zu viele leere Versprechungen gehört, zu oft dieselbe unangenehme Situation durchlebt. Wie alle jungen Leute ihres Alters legt auch Hannah viel Wert auf Gruppenzugehörigkeit und Anerkennung. Vielleicht auch gerade, weil ihr diese Gunst auf Grund ihres rastlosen Lebens oftmals verwehrt blieb.
Brian James schickt den Leser nach einer vorangestellten Einleitung zusammen mit der Hauptfigur in siebzehn Kapiteln durch die seltsame Kleinstadt Maplecrest. Wir sehen und hören nur das, was Hannah erlebt und denkt. So tappen auch wir lange Zeit im Dunkeln. Die anfänglich noch latente Spannung spitzt sich konstant zu, um schließlich zur offenen Gefahr zu werden und im großen Showdown zu explodieren.
Das Ende gestaltet der Autor betont offen. Es obliegt dem Leser, sich seine Version von Hannahs Zukunft zurechtzulegen.
James´ Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, seine Sprache wirkt klar und modern.
ZOMBIE BLOND erscheint als Deutsche Erstausgabe im praktischen Taschenbuchformat im cbt Verlag. Das auffällige Hochglanz-Cover wird vom Gesicht eines blonden Mädchens mit großen, grünen Kulleraugen dominiert. Einzig die Augenfarbe stimmt nicht mit dem Romaninhalt überein, ist hier doch die Rede von blauen Augen.
An Preis, Papierqualität, Satz und Druck gibt es nichts auszusetzen.
Fazit:
Ein gelungenes Jugendbuch ab 12 Jahren, das mit unterhaltsamer, spannender Handlung und interessanten Charakteren überzeugt, und auch jung gebliebene Erwachsene in seinen Bann zu ziehen vermag.