Henry de Montherlant - Die Knaben

  • Titel: Die Knaben
    OT: Les Garcons
    Autor: Henry de Montherlant
    Übersetzt aus dem Französischen von: Dr. Ernst Sander
    Verlag: Bruno Gmünder Verlag Berlin
    Erschienen: April 2009
    Seitenzahl: 478
    ISBN-10: 3867870586
    ISBN-13: 978-3867870580
    Preis: 16.95 EUR


    Henry de Montherlant, geboren 1896, schildert in diesem Buch das Leben in einem französischen und katholischen Knabeninternat des Jahres 1912. Ein ganz gewiss nicht alltägliches Buch, ein Buch das sich so gar nicht einordnen lässt. Man wird so manches Mal an Musils „jungem Törless“ erinnert, aber de Montherlant schreibt direkter und klarer und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor ordentlich überzeichnet – oder vielleicht doch nicht?


    Das Buch hat mich einigermaßen ratlos zurück gelassen. Homoerotische Beziehungen scheinen normal zu sein in diesem Gymnasium. Und auch die Geistlichen scheinen ihr ganz spezielles Süppchen zu kochen. Henry de Montherlant geht ohne Frage sehr weit – aber er scheut dann den letzten Schritt, er ist nicht bereit die homoerotischen Beziehungen in ihrer letzten Konsequenz zu beschreiben. De Montherlant scheint darüber hinaus nicht bereit zu sein, eine Generalabrechnung mit der verlogenen Internatspolitik der katholischen Kirche vorzunehmen. Auch hier scheint er vor der letzten Konsequenz zurückzuschrecken.


    Junge Menschen auf der Suche nach der eigenen Sexualität, allein gelassen und offenbar völlig unaufgeklärt. Henry de Montherlant prangert die Verlogenheit der bürgerlichen Moral an, er schildert den Zwiespalt junger Menschen, einen Zwiespalt, der offenbar zu jeder Zeit aktuell war und der bis heute wohl unverändert besteht.


    Intrigen, sexuelle Eskapaden jeder bespitzelt jeden, ein Lehrkörper der sich auch nur vom eigenen sehr egoistischen Interesse leiten lässt, junge Menschen die gnadenlos manipuliert werden und die oftmals nichts anderes sind, als Spielbälle des perversen sexuellen Interesses der verschiedenen Abbes.


    Henry de Montherlant hat ein Buch geschrieben über das ich mir bisher eine abschliessende Meinung noch nicht gebildet habe. Ein Buch, dass ich erst einmal sacken lassen muss und ein Buch, das ich wahrscheinlich nie so richtig verstehen werde.


    Sehr lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.