Literarische Weltreise: Dominica
Erzählt wird die Geschichte der drei Schwestern Stella, Natalie und Joan, die nach Jahren im Ausland zum Haus ihrer Eltern auf Dominica zurückkehren: Stella, verheiratet mit einem deutschstämmigen Pietisten in Amerika, flieht vor Schwiegermutter und protestantischem Arbeitsethos, Joan, mit einem englischen Sozialisten liiert, will auf Dominica die Labour Party aufbauen und Natalie, sorglose, wohlhabende Witwe, bügelt die finanziellen Katastrophen aus.
Dort hat sich vieles verändert: die Familie ist aufgrund der Drogensucht des Vaters verarmt, wie überhaupt sich die Kolonialistenherrlichkeit der Insel nach dem Zweiten Weltkrieg dem Ende neigt. Einige wenige Mestizen sind zu Macht und Geld gekommen und machen der einstigen englischen Oberschicht den Führungsanspruch streitig, während der Großteil der schwarzen Landbevölkerung in bitterster Armut lebt. Aus der Sicht der schwarzen ehemaligen Nanny wird erzählt, wie die Schwestern sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, was sie einst von der Insel vertrieben hat und warum sie zurückkehrten.
Mich irritierte zunächst die Ich-Erzählerin Lally, die mir als loyale, fast devote Exangestellte in einem Weißen-Haushalt erschien, die aber, alt und krank, ihrer ehemaligen Herrschaft immer noch treu ergeben geblieben ist. Dieser Eindruck änderte sich aber im Laufe des Buches, es entsteht mehr und mehr der Eindruck einer starken Persönlichkeit, die klug und auch ehrlich die Dinge beschreibt, die um sie herum geschehen.
Richtig viel passiert in diesem Roman also nicht, er lebt eher vom Thema, einer Gesellschaft im Wandel, und der karibischen Atmosphäre, die sich zwar gerade im Wandel befindet, aber noch viel dieser tropischen Behäbigkeit enthält. Mir ging beim Lesen oftmals „Sun is shining“ von Bob Marley durch den Kopf, das wäre der ideale Soundtrack zum Buch.