Inhalt
Jegor Poluschkin zieht auf den Rat seines Schwagers vom Lande in ein größeres Dorf, um dort Arbeit als Zimmermann oder Holzarbeiter zu finden. Gleichzeitig verspricht ihm dieser, er könne mit seiner Frau und dem Kind sein altes Haus bekommen, wenn er ihm das neue auf Vordermann bringt. Gutgläubig willigt Jegor ein, stellt dann aber fest, dass das alte Haus eine Bruchbude ist und "auf Vordermann bringen" bedeutet, dass er das Haus seines Schwagers fast komplett ausbauen muss. Auch die versprochene Arbeit im Wald wird bald rar und Jegor muss sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. In einem totalitären Regime mit Vorschriften und Vorgaben für die einfache Bevölkerung und Bereicherungsmöglichkeiten für die ohnehin schon Wohlhabenden und Einflussreichen ist kein Platz für einen gewissenhaften und ehrlichen Menschen wie Jegor. So gilt er im Dorf als seltsamer Kauz und "Unheilbringer", genießt keine Achtung von Nachbarn und Familie und wird ständig ausgebeutet und betrogen. Doch nicht alle in diesem System sind auf ihr eigenes Wohl aus: So trifft Jegor eines Tages durch Zufall auf den städtischen Forstverwalter Tschuwalow und sein Schicksal scheint zunächst eine positive Wendung zu nehmen...
Meine Meinung
Zunächst habe ich die Romanzeitung nur ausgegraben, weil ich mich an meinen Alt-SuB ranwagen wollte. Meine Mutter hatte mir das von einem Flohmarkt mitgebracht und ich hatte keine großen Erwartungen in das Buch gesetzt. Doch schon nach den ersten Seiten war ich sehr überrascht. Es begann sofort spannend und man war sehr schnell auf der Seite des tragischen Helden dieses Romans. Die Ungerechtigkeiten und Schwierigkeiten, die ihm widerfahren, nehmen einen direkt gefangen und man fiebert mit und um die Hauptfigur.
Besonders gut fand ich die Sprachwahl des Autors. Zunächst dachte ich, es wäre eine unglückliche Übersetzung aus dem Russischen, dass dauernd von "Onkelchen" und "Söhnchen" die Rede ist. Zwar sind diese Anreden im Russischen üblich, aber dadurch klingen sie eben auch "normal", während man im Deutschen so das Gefühl bekommt, die Sprache wäre irgendwie "minderbemittelt" (mir fällt leider kein besseres Wort ein). Wenn es dann aber um intelligentere Figuren geht, verschwinden diese Begriffe und einem wird klar, dass der Autor das durchaus beabsichtigt hat. Die "Dorftrottel" stellt er sprachlich genauso dar wie sie sind, während die klugen Menschen, die "Guten", die auch mal hinter die Fassaden blicken, sprachlich deutlich angenehmer zu lesen sind. So geht der Sprachstil mit den Chrakteren überdeutlich mit. Dadurch erhält das Ganze einen Fabelcharakter.
Fazit
Bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen einfachen Roman. Er ist vielmehr eine Fabel, hat etwas Belehrendes, ohne echte moralische Aussagen zu enthalten. Die überspritzten Darstellungen und ironischen Kommentare des Autors in der Handlung selbst sprechen eine deutliche Sprache. Es ist ein Werk über Habsucht, Betrug und Hinterhältigkeit, aber auch über Bescheidenheit, Ehrlichkeit und vor allem Gerechtigkeit. Und was davon am Ende gesiegt hat, darüber muss jeder Leser selbst entscheiden.