Hebelwirkung , 16.07.2010

  • Spiegel der Welt – Vorfälle und Blickwinkel
    Johann Peter Hebel zum 250. Geburtstsag


    Veranstaltungsbeschreibung des Veranstalters:
    Stefan Österle präsentiert keinen Leseabend, sondern spielt eine lebendiges Mosaik aus Gedichten, Kurzgeschichten, Briefen, essyistischer Prosa und Musik



    Über Johann Peter Hebel
    Johann Peter Hebel gehört zum Erbe klassischer deutscher Bildung. "Kannitverstan" und "Unverhofftes Wiedersehen" stehen als Meisterstücke seiner "Kalendergeschichten" in jedem Lesebuch, Muster einer kunstvollen wie volksnahen Literatur.
    Seinen Ruhm hatte zu Lebzeiten Goethes Urteil befördert, Hebel sei es als erstem gelungen, "auf die naivste, anmutigste Weise" im bäuerlich-kleinbürgerlichen Milieu den Weltentwurf der Aufklärung zu vermitteln - wie umgekehrt die bahnbrechend neue Qualität der Hebelschen Dichtung ebenso darin bestand, den als sinnvoll erkannten "Bau der Welt" in den Grenzen bäuerlichen Lebens zu spiegeln. In seinem Innersten allerdings war Hebel ein gebrochener Charakter, der zeitlebens unter dem frühen Tod seiner Mutter litt. Bernhard Viel nimmt dieses Lebenstrauma als Ausgangspunkt seiner Darstellung und zeigt, dass gerade das traumatische Erlebnis des Todes Kräfte freisetzte, die Hebel zum Schöpfer staunenswert kühner Verse und zum Erfinder der modernen Kurzgeschichte machten. Auch weltanschaulich teilt sich die innere Gebrochenheit mit. Immer wieder werden Zweifel am Sinn einer Ordnung der Welt laut - wenn Hebel auch in einer Art trotzigen Aufbegehrens der irdischen Vergänglichkeit das Glück einer göttlich begründeten Erlösung entgegenhält.



    Mein Eindruck:
    Der Schauspieler Stefan Österle erzählte das Leben Johann Peter Hebels von Geburt 1760 bis zum Tod 1826, und lässt dabei auch das Zeitgeschehen einfließen.
    Das bildet die Rahmenhandlung zu zahlreichen Geschichten Hebels, die er ausdrucksstark und wandlungsfähig vortrug.


    Es waren im einzelnen folgende Geschichten:
    Seltsamer Spazierritt
    Der geheilte Patient
    Unverhofftes Wiedersehen
    Das letzte Wort
    Der Husar in Neiße
    Kannitverstand
    Der Barbierjunge von Segringen
    Seltsame Ehescheidung
    Glück und Unglück
    Wie eine gräuliche Geschichte durch einen gemeinen
    Metzgerhund ist an das Tageslicht gebracht worden
    Veronika Hakmann
    Drei Wünsche


    Erfreulicherweise wirkten praktisch alle Geschichten amüsant und überhaupt nicht so altmodisch wie erwartet.


    Mit musikalischer Unterlegung sowie Bildern auf der Leinwand auf der Bühne projiziert, wurde der Effekt verstärkt. Österle wandelte sich manchmal schnell von einem jungen Burschen in einen alten oder kranken, dazu brauchte er nur einen anderen Hut und Brille aufzusetzen, der Rest erfolgte durch gekonnte Körpersprache, Mimik und Ausdruck in Wort.


    Unten verlinke ich das "Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes", aus dem Texte stammten und das der Schauspieler explizit erwähnte.



    Da Stefan Österle dieses Programm noch öfter aufführen wird, z.B. in Stuttgart, kann ich die Veranstaltung nur sehr empfehlen.