Originaltitel: Lennox (2009)
Bastei Lübbe Taschenbuch 2010, 379 S.
Über den Inhalt:
Glasgow 1953. Die Zeiten sind hart. Lennox ist härter. Chicago war gestern. Der Krieg ist vorbei. Doch in Glasgow hat die Schlacht gerade erst begonnen. Drei Gangsterbosse haben die Stadt unter sich aufgeteilt. Tam McGahern, ein aufstrebender Rivale, wird auf offener Straße erschossen. Sein Bruder Frankie will Privatdetektiv Lennox anheuern, um den Mord aufzuklären. Doch der ist dafür viel zu gerissen. Einen Tag später ist Frankie tot. Die Polizei versucht Lennox den Mord anzuhängen. Um seine Haut zu retten, muss Lennox sich mit Leuten anlegen, die tödlicher sind als alle Gangster von Glasgow. Der rasante Start einer neuen Detektiv-Serie vom Autor der Jan-Fabel-Thriller.
Über den Autor:
Craig Russell, geb. 1956 in Schottland, war zunächst in der Werbebranche tätig. Anschließend arbeitete er mehrere Jahre im Polizeidienst, bevor er sich selbständig machte, um Marketingkonzepte für große britische Firmen zu entwickeln.
Meine Meinung:
Craig Russell wartet hier mit einem komplett anderen Stil auf als in den Jan Fabel-Romanen. Ich glaube, es hat ihm einen Riesenspaß gemacht, dieses Buch zu schreiben. Mühelos gelingt es ihm, den Leser ins Glasgow der 1950er Jahre zu entführen.
Ich-Erzähler Lennox schlägt einen sarkastischen Ton an, fühlt sich anderen überlegen und hat doch bereits nach 40 Seiten eine Menge Ärger am Hals. Über ihn selbst erfährt man wenig, nicht einmal seinen Vornamen. Er ist 35 Jahre alt, stammt aus einer reichen, gebildeten kanadischen Familie und ist nach der Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg schwer traumatisiert in Schottland hängen geblieben. Sein bissiger Humor hilft ihm häufig dabei, die schrecklichen Kriegserlebnisse zu verdrängen. Zynisch und kaltschnäuzig läßt Russell seinen coolen Antihelden die letzten vier Wochen seines Lebens Revue passieren und spart dabei nicht an bösen, spitzzüngigen Bemerkungen. Lennox gerät zwischen alle Fronten und wird unfreiwillig gezwungen, einen Mord aufzuklären. Es geht brutal zu, weder Lennox noch seine Gegner sind zimperlich. Unterhaltsam fand ich seine ständigen Vergleiche mit mir zwar nicht bekannten Figuren, von denen ich aber annehme, dass sie jeweils eine herausragende Größe auf ihrem Gebiet darstellen.
Gelegentlich klingt das Buch wie eine Hommage an Dashiell Hammett und den klassischen Film Noir. Es ist eine wunderbar typische Gangstergeschichte mit Gangsterbossen und Mafiamethoden. Mit allen Ingredienzien, die ein echter Gangsterkrimi braucht: rücksichtslose Gangsterbosse, brutale Polizisten, willige Prostituierte, schlagkräftige Leibwächter. Dazu als Schauplatz das düstere, noch vom 2. Weltkrieg gezeichnete Glasgow, was es braucht es da noch das Chicago eines Al Capone.
Das ist ein klasse Buch mit einem ausgefeilten, spannenden Plot, logisch aufgebaut, gut durchdacht, bis zur letzten Seite hat mich dieses Buch mitgerissen. Lennox ist ein mir trotz seiner gelegentlichen physischen und verbalen „Ausrutscher“ sehr sympathischer Protagonist. Ich könnte noch einiges über seinen vielschichtigen Charakter schreiben, aber das spare ich mir für Fortsetzung auf. Ich freue mich auf weitere Bücher mit ihm.
Ach ja: Meine Empfehlung: Lesen! Lesen! Lesen!