Val Mc Dermid: Vatermord / Fever of the bone

  • Ab Oktober 2010 in deutscher Übersetzung erhältlich unter dem Titel "Vatermord"


    Inhalt (Amazon-Kurzbeschreibung zur deutschen Ausgabe)


    Als die verstümmelte Leiche der 14-jährigen -Jennifer gefunden wird, ist
    DCI Carol Jordan sofort klar, dass hier ein extrem gefährlicher
    Psychopath seine Spur hinterlassen hat. Ihr Verdacht bestätigt sich,
    weitere Teenager werden ermordet. Ihre Gemeinsamkeit: Alle sind sie
    vierzehn Jahre alt, immer hat der Killer auf einer Internetplattform
    Kontakt zu ihnen aufgenommen und vorgetäuscht, genau ihre Interessen zu
    teilen bevor er sie schließlich ins Verderben lockte. Carol setzt erneut
    auf Tony Hill und dessen außergewöhnliche Fähigkeiten als Profiler.
    Doch Carols neuer Chef will davon nichts wissen, und als Tony
    überraschend von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wird, scheint
    niemand mehr den Killer aufhalten zu können ...




    Eigene Beurteilung


    Dieser Krimi aus Val Mc Dermids Reihe um denPsychologen Tony Hill und die Kriminalkommissarin Carol Jordan greift das Thema der Risiken durch Internetportale auf. Die 14-jährige Jennifer wird entführt und ermordet, ihre Geschlechtsorgane werden verstümmelt. Relativ schnell bekommt die Polizei heraus, dass sie ihren Mörder in der virtuellen Welt kennengelernt hat. Das behütete Mädchen aus gutbürgerlichem Elternhaus wurde über längere Zeit von einem Chatpartner getäuscht und dann in die tödliche Falle gelockt.
    An einem anderen Ort werden drei männliche Jugendliche entführt, ermordet und ebenfalls genital verstümmelt. Es dauert eine Weile, bis sich die verschiedenen Polizeiinspektionen zusammentun, nachdem offenkundig geworden ist, dass auch die 14-jährigen Jungen auf der Internetplattform "RigMarole" aktiv waren und sich mit einem Chatpartner verabredet haben.
    Im Gegensatz zu anderen Krimis haben es die Ermittler um Carol Jordan aber nicht nur mit diesem einen Fall zu tun, sondern sie wollen auch noch einen uralten Vermisstenfall aufarbeiten. Behindert werden die Untersuchungen durch Carols neuen Chef, einen sehr unsympathischen und egozentrischen Mann, der aus Spargründen Tony Hill vom Fall ausschließt und Carols Team stattdessen einen inkompetenten und selbstgefälligen Frischling vom Profilerkurs der Polizeischule aufzwingt.
    Tony Hill versucht, "inoffiziell" zu helfen, hat aber gleichzeitig mit seiner Vergangenheitsbewältigung (Kindheitstraumata) zu kämpfen.


    "Fever of the bone" ist sehr spannend und kurzweilig zu lesen, was sicherlich auch an den häufigen Szenenwechseln von einem Fall zum nächsten liegt. Die akribische Arbeit der Computerspezialisten ist ausgesprochen interessant zu verfolgen. Es gibt keinen deus ex machina, der plötzlich zu wundersamen Ergebnissen verhilft, sondern Polizei & Profiler sind auf bodenständige und hartnäckige Ermittlungstätigkeit angewiesen. Die Glaubwürdigkeit der Darstellung und die Aktualität der Thematik "Datensicherheit", bzw. "Jugendliche im Internet" haben das Buch für mich zu einem Highlight meiner diesjährigen Krimilektüre werden lassen. Auch durch das erst relativ spät ersichtliche Mordmotiv hebt sich dieser Krimi von anderen seines Genres ab. Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits: es treten überproportional viele lesbische Frauen auf, was der Tatsache geschuldet sein mag, dass die Autorin selbst lesbisch ist. ;)

  • Danke für die Rezi. Ich hab die Deutsche Ausgabe schon vorbestellt :-)


    Kannst Du mir - gerne als spoiler - verraten, wie es mit der Beziehung zwischen Tony und Carol weitergeht? Das Zwischenmenschliche blieb im letzten Band ja so ziemlich auf der Strecke.

  • Carol Jordan erhält einen neuen Vorgesetzten, dessen bevorzugtes Ziel es ist, ihre Abteilung effizienter zu machen. Die erste Sparmaßnahme trifft Tony Hill, dessen Dienste künftig durch einen Nachwuchsprofiler der eigenen Kaderschmiede ersetzt werden sollen. Tony kommt das zunächst eher gelegen, denn so nimmt der Nachbardistrikt seine Hilfe in Anspruch, als es um einen ermordeten Jugendlichen geht. Der Zufall will, dass sein verstorbener Vater, von dessen Existenz er fast sein Leben lang nichts gewusst hat und der ihm ein großes Erbe hinterlassen hat, genau in diesem Nachbardistrikt gelebt hat. So nutzt Tony Hill die Gelegenheit, sich neben der Klärung des Falles mit der Klärung seiner eigenen Vergangenheit zu befassen. Währenddessen passieren in Bradford zwei weitere Morde, bei denen dem Leser schnell klar ist, dass es einen Zusammenhang zum Mord gibt, mit dem sich Tony Hill beschäftigt. Da zwischen den Distrikten kein Nachrichtenaustausch besteht und auch unsere beiden Protagonisten mehr oder weniger Funkstille haben, geht wertvolle Zeit verloren, die weitere Morde verhindern könnte...


    In Val McDermids sechsten Roman um das Ermittler-Duo Tony Hill und Carol Jordan steht neben dem Mordfall deutlich die schwierige Beziehung der beiden Protagonisten im Vordergrund, die hier behutsam neu ausgelotet wird. Nicht nur Tony beschäftigt sich mit seiner Vergangenheit, auch Carol tut das im Geheimen, damit Tony sein Trauma bewältigen kann. Für Carol ist das eine Gratwanderung, denn sie glänzt bei den Ermittlungen häufig durch Abwesenheit, die sich ihr Team nicht erklären kann. Die Polizei von Bradford tappt im Dunkeln tappt, da sie kein Motiv für die Morde an den Teenagern erkennt. Erst spät und durch Zufall finden die Informationen zusammen und es kann unter einer gemeinsamen Führung und der Hilfe von Tony Hill ermittelt werden. Das Motiv für die Mordfälle erahnt der Leser an einer bestimmten Stelle zwar teilweise, den letztendlichen Grund aber erfährt er wie die Ermittler erst am Schluss des Buches.


    Ein schauriges Gefühl erfasst den Leser, wenn er den Opfern quasi über die Schulter schaut und dabei zusieht, wie leicht sie in die Falle tappen und allen Sicherheitsmaßnahmen der Eltern zum Trotz dem vermeintlichen Online-Freund in die Falle gehen. Das von McDermid geschilderte Szenario der Kontaktaufnahme über Online-Netzwerke und die Fallen, die dort lauern, ist erschreckend real.


    Nach dem eher enttäuschenden Vorgänger war ich vom sechsten Buch um die beiden Ermittler wirklich begeistert, vor allem hier die Beziehung zwischen Tony Hill und Carol Jordan einen deutlich höheren Stellenwert annimmt als im vorigen Buch. Es ist eher ein leiser Krimi, bei dem das Zwischenmenschliche im Vordergrund steht, den eigentlichen Kriminalfall aber nicht verdrängt sondern ergänzt und der ohne Splatter auskommt. Ich jedenfalls bin schon gespannt auf das nächste Buch mit den beiden Ermittlern.

  • In Bradfield verschwinden Jugendliche und werden kurze Zeit später tot und verstümmelt aufgefunden. Sie haben etwas gemeinsam: vor ihrem Tod hatten sie sich über das Internet mit einer Person verabredet. Wird Carol Jordan den Mörder finden??


    Der 6. Teil der Carol Jordan/Tony Hill - Reihe hat mir sehr sehr gut gefallen. Val McDermid erzeugt Spannung nicht durch blutige Details, sondern durch ihre Geschichte und ihre Charaktere. Val McDermid greift dabei nicht auf Klischees zurück. Sie versteht es, die Fälle und Ermittlungen mit den privaten Belangen der Ermittler spannend zu verbinden. Ich freue mich schon auf den 7. Teil.

  • Tony und Carol sind mir über die Jahre richtig ans Herz gewachsen und ich hoffe dass es noch einige Fortsetzungen geben wird. Den eventuellen Veränderungen sehe ich allerdings gespalten entgegen. Klar möchte ich dass Carol und Tony endlich zusammen finden, aber die Konsequenz aus einem Ortswechsel wären dramatisch. Auch Paula, Stacey und der Rest des Teams möchte man doch nicht missen!!!!! Also hoffe ich auf Frau McDermids richtiges Händchen.


    Das Buch "Vatermord" habe ich jedenfalls wieder kaum aus den Händen legen können. Der Schreibstil ist einfach mein Ding und die Geschichte war wieder einmal gut (aber es gab schon spannendere Folgen!). Trotz der kleinen Rückblenden sollte man allerdings mit dem ersten Buch der Reihe anfangen. Das Team hat so viele kleine und große Geheimnisse und zwischenmenschliche Besonderheiten die man sonst nicht verstehen kann. Ich habe bisher alle Bücher gelesen und muss trotzdem manchmal ganz hinten in meinem Kopf kramen um mich zu erinnern. :-)


    Abschließend kann ich nur eine Bitte an die Autorin schicken:


    Ich warte ganz gespannt auf den nächsten Teil... ABER bitte mit Samthandschuhen schreiben..

  • Auch wenn ich alle Teile der Serie etwas durcheinander gelesen habe, sind sie für mich trotzdem ein Highlight im großem Krimidschungel. Die beiden Hauptfiguren sind gut gezeichnet, nie langweilig oder vorhersehbar. Vatermord ist ein intelligenter Krimi, der mich auf den nächsten Teil hoffen lässt.
    Neun Punkte von mir

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Ein überaus spannender und psychologisch überzeugender Band in der Tony Hill Reihe, den ich in zwei Tagen verschlungen habe.
    Val McDermid zeichnet ihre Ermittlerfiguren sehr sympathisch mit ihren Macken und Problemen, dass sie mir als Leser richtig ans Herz wachsen. Allerdings habe ich immer diesen Tony Hill aus der Fernsehproduktion vor Augen (keine Ahnung wer den spielt).
    Auch das Ermittlerteam, das eine Wahnsinnsarbeit leistet und in Gefahr ist der Polizeipolitik zum Opfer zu fallen, wird gut dargestellt. 9 Punkte von mir