Erschienen: 2009
dtv / Reihe Hanser
216 Seiten
(Empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre)
Kurzbeschreibung
Vom Nahost-Konflikt hören wir jeden Tag in den Nachrichten. Und immer sind es Schreckensmeldungen. Aber warum und worum kämpfen Israelis und Palästinenser eigentlich? Die Autoren nehmen den Leser mit auf eine Zeitreise ins Heilige Land: von den ersten Auseinandersetzungen um Jerusalem bis zum Libanon-Krieg 2006. Zeitzeugen auf beiden Seiten berichten von ihrer leidvollen Geschichte und ihrem Leben im permanenten Ausnahmezustand. Für alle, die den Nahost-Konflikt und seine Geschichte verstehen wollen! Mit Abbildungen, Karten und einer Zeittafel.
Autoren (beide dem Buch entnommen)
ZitatMartin Schäuble, geboren 1978 in Deutschland, ist Journalist und lebt in Berlin. Er recherchierte eineinhalb Jahre auf israelischer und palästinensischer Seite. Dabei sprach der studierte Politikwissenschaftler mit Menschen, für die der Konflikt zum Alltag geworden ist. Als Grenzgänger und Beobachter stellte er bald fest, wie wenig Israelis und Palästinenser voneinander wissen. Er schrieb das Buch, nachdem er bei eigenen Forschungen vergeblich nach leicht verständlichen Werken zum Nahost-Konflikt gesucht hatter; er wollte ein Buch machen, das einen Bezug zu den Menschen herstellt, die den Konflikt alltäglich erleben und erleiden.
ZitatNoah Flug, geboren 1925 in Polen, überlebte das Konzentrationslager und wanderte 1958 nach Israel aus. Er ist Vorsitzender des Dachverbandes der Organisationen der Holocaust-Überlebenden in Israel und Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. Noah Flug arbeitete am Konzept des Buches mit und trug mit Kontakten und Ideen zu dessen Entstehung bei.
Meinung
Angestachelt von zahlreichen Diskussionen rund um Thema, suchte ich ein Buch, das mir in Sachen Nahost-Konflikt auf die Sprünge helfen kann, dabei nicht mit Zahlen und Fakten überladen ist (die können in späteren Lektüren aufgearbeitet werden) und prinzipell erst einmal einen Grundüberblick verschafft. Zu meiner Schande muss ich gestehen, mich noch nie ernsthaft mit dem Thema bzw. vielmehr mit den Hintergründen des Konfliktes auseinandergesetzt zu haben.
Das vorliegende Buch von Martin Schäuble und Noah Flug hat meine Erwartungen in dieser Hinsicht mehr als erfüllt. Es wird als Jugendbuch beworben, kann jedoch ohne Weiteres auch allen Erwachsenen empfohlen werden, die sich einen ersten groben Überblick ohne detaillierte wissenschaftliche Details verschaffen möchten.
Hier wird Wissen vermittelt ohne eine lenkende politische Haltung einzunehmen. Vielmehr geht es um die Menschen der Konfliktzonen, die den Horror der Kriege und des alltäglichen Grauens auf beiden Seiten erleben müssen. Die Kapitel beginnen stets mit der politischen Lage - mit allen notwendigen Hintergrundinformationen der Entwicklungen - und enthalten in Folge eingestreute Zitate von Zeugen dieser Zeit.
Letztendlich beendet ich die Lektüre mit dem sicheren Gefühl darüber, nicht urteilen zu können, wer hier "Gut" und "Böse" ist. Ich habe eher das Gefühl, dass eine Menge politischer Fehlentscheidungen zu einem Konfliktausmaß führten, der in seiner zukünftigen Tragweite nicht abzuschätzen ist.
Zwei junge Männer - Elad (Israeli) und Aiyub (Palästinenser) -, die an einem internationen Hilfsprojektzur Verständigung der beiden Bevölkerungsgruppen teilgenommen haben, drücken sich wie folgt aus:
ZitatElad
"Ich dachte, es gibt keine Chance für Frieden. Ich war der Meinung, wir brauchen Barrieren und Mauern, um uns zu schützen. Aber es gibt viele Leute wie Aiyub, nur leider nicht in der palästinensischen Regierung. Viele sind zu stolz und dickköpfig. Leute Aiyub und ich müssten uns mehr durchsetzen. Das gilt auch in der eigenen Familie, ich muss meinen Geschwistern zeigen, dass es nicht nur eine Meinung gibt. Es ist dumm, Aiyub zu hassen, nur weil jemand mit seiner Religion jemanden umgebracht hat, den ich kenne.
ZitatAiyub
"Auf beiden Seiten gibt es schlechte Leute. Elad und ich glauben zwar an unterschiedliche Fakten, aber wir können miteinander reden. Wenn wir beide es schaffen, im selben Zimmer zu wohnen, dann muss es doch möglich sein, friedlich am gleichen Ort zu leben. Für mich hießt das Land Palästina, für Elad Israel. Über den Namen können wir uns später streiten, wenn sich beide Völker anerkennen und alle die gleichen Rechte haben. Wir kämpfen seit über 60 Jahren gegeneinander. Nichts wurde erreicht. Beide Seiten haben so viel Zeit verschwendet, um einen eigenen Staat zu haben. Wieso nicht Zeit für Frieden verschwenden?"
Ja, wenn's doch nur so einfach wäre... Aber solange es auch dort junge Menschen gibt, die ihre anerzogenen Haltung des Hasses ablegen können, besteht ein wenig Hoffnung für die Zukunft.
Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Sachbuch für junge Menschen und Erwachsene, die sich unkompliziert an die Thematik des Konfliktes heranwagen möchten.