"Die Brandungswelle" von Claudie Gallay

  • Für dieses Buch habe ich auch mehrere Anläufe gebraucht. Dieses Jahr in der Bretagne, habe ich es nun endlich gelesen. Das ist zwar nicht Normandie, schon gar nicht La Hague, aber die Stimmung passte irgendwie.


    Was soll ich sagen. Nicht schlecht. Eine unkitschige Liebesgeschichte (bis auf den letzten Satz, auweia!), atmosphärische Landschaft, schnörkelloser Stil.


    Dennoch war ich mit diesem Buch nicht so richtig zufrieden, irgendwie war es unrund.
    Zum einen hatte ich bei der Protagonistin das Gefühl, es mit einer schlechten Schauspielerin zu tun zu haben. Ich habe ihr die Biologin einfach nicht abnehmen können. Das mag sich ja nach Krümelkackerei anhören, aber eine Biologin, die nicht rauskriegen kann und will, wie so ein Gewächs, das dort am Wegesrand wächst, heißt, sollte vielleicht doch lieber umschulen. Eine Ornithologin, wird doch wohl einen Vogel bestimmen können und ihn nicht als „unbekannten Vogel“ abtun, zumal wenn es ihr Job ist, Vögel zu beobachten. Und für was braucht man Verdünner, wenn man sein Zimmer streichen will?
    Das sind nur einige Beispiel, aber das führte dazu, dass ich zumindest die Protagonistin nicht ernst nehmen konnte, sie hatte keinerlei Bezug zu dem, was ich als echtes Leben so kenne.


    Das andere ist dieser Schauplatz La Hague. Zuerst dachte ich, das sei ein fiktiver Ort, schien er mir doch keinerlei Bezug zu der berühmt-berüchtigten Wiederaufbereitungsanlage zu haben. Die wird dann zwar im Laufe des Romans das eine oder andere mal erwähnt, aber so richtig hatte sie keinen Bezug zu der Geschichte. Alle Bedrohung geht von der Natur aus, dem Meer, dem Sturm und der einsamen Heide, doch das ist alles fassbar und bis zu einem gewissen Grad vermeidbar.
    Ich kenne die Gegend, und fand persönlich diesen Atomkasten um einiges bedrohlicher als die Natur dort. Im Roman aber habe ich nichts davon verspürt.


    Fazit: „Die Brandungswelle“ ist ein Roman, den ich durchaus gerne gelesen habe, den ich aber am Ende nicht so recht ernst nehmen konnte.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)