Wolfgang Gogolin - Geist der Venus

  • ==Ein vielseitig, talentierter Autor==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Einleitung===
    Dieses Buch stammt diesmal nicht aus meiner Überraschungsbücher-Sammlung, sondern wurde mir von einem wirklich lieben Autoren als Rezensionsexemplar gestiftet. Dafür möchte ich mich auch hier schon einmal recht herzlich bedanken.


    ===Buchdaten===
    Autor: Wolfgang A. Gogolin
    Titel: Geist der Venus
    Originaltitel: -
    Verlag: Mohland
    Erschienen: 2010
    ISBN-13: 9783866751170
    Seiten: 93
    Einband: TB
    Kosten: 8,40€
    Serie: -


    ===Autor===
    Wolfgang A. Gogolin wurde 1957 geboren und arbeitet als Rechtspfleger. Er ist in Hamburg wohnhaft und hat schon fünf Bücher veröffentlicht. Er ist zudem Gründungsmitglied der Literaturgruppe Wortwerk-Hamburg und veranstaltet monatlich die „Spät-Lese“ im Kulturpunkt Basch.


    ***Weitere Werke***
    Beamte und Erotik
    Der Puppenkasper
    Weibliche Macht – Männliche Ohnmacht


    ==Buchrückseite===
    Häufig gespeist und noch öfter getrunken wird in Gogolins Kurzgeschichten, und das so erlesen, als hätte der Autor beim Schreiben sowohl einen Sternekoch als auch einem Sommelier über die Schulter geschaut. So beweist er einen exquisiten Geschmack - aber natürlich geht es nur vordergründig um die optimale Zusammenstellung von Mahlzeiten aus fester und flüssiger Nahrung. Spannender und nicht minder außerordentlich sind die verschiedenen Anlässe, zu denen Gogolin auftischt und die zwischenmenschlichen Verquickungen, innerhalb derer der Autor seine Figuren Tisch, Bett, aber manchmal auch nur die Fantasien teilen lässt. Am Ende serviert der Autor ein nahezu vollständiges „Menü des Lebens” zwischen Zeugung und Tod - manchmal schnoddrig und kauzig, mal liebe- und verständnisvoll porträtiert er seine Figuren und beobachtet mit einer schönen Würze aus Ernsthaftigkeit, Demut und Augenzwinkern die mannigfaltigen Facetten unserer Gefühlswelten.



    ===Leseprobe===
    Auszug Seite 8/9: Das Telefon klingelte. Verdammt! Ausgerechnet jetzt! Ihre Geschmacksknospen hatten gerade imaginäre dickblättrige Brombeersträucher visualisiert. Das erhaschte süße Versprechen zerstob wie eine Nebelwolke ins Nichts. Telefonklingeln erdete ihre Gefühlswelt. Unwirsch hob sie den Telefonhörer ab, galt es dem Anrufer doch schon im Vorfeld klarzumachen, dass er ein lästiger Eindringling war. „Ja. Bitte!“ Der Tonfall machte den Abschirmungsversuch hörbar. „Luise. Wie geht es Ihnen? Störe ich?“ Die ruhige, brummende Stimme am anderen Ende war ihr nicht unbekannt.“Victor!“ Freudige Überraschung und Erstaunen unterbrachen die kalte Begrüßung.


    ===Inhaltsangabe===
    Das Buch beinhaltet 14 Kapitel und eine Autorenportrait des Autoren. Hier eine kurze Übersicht der Kurzgeschichten.


    1.Victors Paradies: Eine Weinhändlerin erfüllt den letzten Wunsch ihres im sterben liegenden Kundens.
    2.Blumen der Sünde: Ein Pfarrer versucht die Sünden seiner Schafe zu vertuschen, bis er daran zerbricht und ganz besondere Hilfe bekommt.
    3.Das Schweigen des Lamms: Ein Man wird nach zehn Jahren zur Ehe überrumpelt.
    4.Nummer 83: Ein Erpel, keine Ente, versöhnt ein zerstrittenes Liebespaar, obwohl er doch nur Essen möchte.
    5.Lichter der Stadt: Eine allein lebende Frau erfährt aus der Zeitung, dass ihr Nachbar schon seit Weihnachten verstorben in seiner Wohnung lag, ohne entdeckt zu werden. Nun packt sie die Panik
    6.Nicht mehr viel Zeit: Ein alter Mann liegt sterbend in seinem Zimmer, doch statt seine gewünschte letzte Ruhe zu bekommen, erhält er merkwürdigen Besuch und den schönsten Abend, den man sich wünschen kann.
    7.Barbecue: Ein Horrorautor soll eine Kurzgeschichte über eine Katze und Eifersucht verfassen. Ihm fällt ein, dass man die Katze grillen könnte und gerät mit seiner Frau in Streit und dazwischen die eigne verängstigte Katze.
    8.Geist der Venus: Ein junger Mann geht in die Bar, um seine Sorgen mit Alkohol zu ertränken.
    9.Fünf: Marena kommt vom Arzt und ist total traurig, da er eine bipolare Persönlichkeitsstörung diagnostiziert hat. Vor seiner Tür noch verzweifelt, zu Tode betrübt, weil sie krank ist. Fünf Stockwerke muss sie mit dem Fahrstuhl in die Lobby fahren. Unten angekommen, hat sie so gute Laune und tanzt vor Glück nach Hause.
    10.Das Menü des Lebens: Ein Koch geht seine Liebhaberinnen durch, die für ihn wie Gerichte sind und stellt sein Traumgericht zusammen, welche es lohnen würde zu heiraten.
    11.Das rote Tuch: Eine genervte Ehefrau und Mutter geht spazieren und sieht eine ältere Dame. Als sie sie endlich einmal anspricht, sieht sie sich nur Jahre älter und noch trauriger.
    12.Winterwende: Nils, ein verwöhnter Kater, bekommt Weihnachten Besuch von einer anderen Katze, die er überhaupt nicht mag. Doch auch Katzen verändern sich, wie er bald feststellen muss.
    13.Aufklärungsunterricht: Eine junge Schneeflocke beobachtet die Paarung eines Menschen und versteht nicht, warum sie, die auch aus Wasser sind, Wärme lieben und so alt werden.
    14.Schlag eins: Eine herrschsüchtige Schwiegermutter kommt zu Besuch und lässt wie immer die Bombe platzen.


    ===Meine Meinung===
    Eigentlich bin ich nicht so der Fan von Kurzgeschichten. Zwar kann ich diese gut unterwegs lesen, aber kaum ist mir die Hauptfigur vertraut, wird in der Regel auch schon gewechselt. Ich wollte aber unbedingt wissen, wie der Autor das Thema Essen und Wein in seine Geschichten eingebunden hat.


    Das Cover ist grün gehalten und zeigt ein altes Fenster mit Rosenranken. Mich hatte dieses Cover, trotzdem es schön ist, etwas gestört, da ich persönlich keine Verbindung zum Buchinhalt herstellen konnte. Hier hätte ein Fenster mit Blick auf einen gedeckten Tisch oder ähnliches besser gepasst.


    Schon bei der ersten Geschichte wurde deutlich, dass Speis' und Trank häufig vorkommen und eine mehr oder weniger große Rollen spielen, die eigentliche Thematik aber deutlich tiefgründiger ist. Der Autor hat einen illustrativen Ausdrucksweise, sodass Begebenheiten und Charaktere authentisch, einprägsam und farbenfroh wirken. Jede Erzählung basiert auf einer anderen Ebene. Manche beschäftigen sich mit dem Tod, andere mit Hoffnungen und wieder andere bringen den Leser zum Schmunzeln. Doch egal wie ernst die Thematik ist und wie sehr der Inhalt zum Nachdenken anregt, es handelt sich um keine schwere Kost. Durch die breite Palette dürfte für jeden Lesegeschmack mindestens eine Geschichte dabei sein.


    Besonders zwei Geschichten haben es mir selbst angetan. Zum Einen die Versöhnung durch den Erpel empfand ich als angenehm zu lesen, da Tiere wirklich ein gutes Gespür für menschliche Gefühle haben. Die Idee einen Erpel als Hauptcharaktere zu wählen und diesen so lebhaft zu beschreiben war mir mehr als ein Schmunzeln wert. Die zweite Geschichte war die mit der Katze. Der Autor hätte mein Freund sein können. Ich habe selbst eine Katze und er mag keine Tiere. Von ihm komme ständig Sprüche wie eine Katze quälen könnte, auch wenn er es niemals machen würde, kam er mir hier sofort in den Sinn. Nicht nur in dieser Erzählung hatte ich das Gefühl eine Person wiederzuerkennen. Die Figuren sind so lebendig beschrieben, dass ich bei jeder Charaktere das Gefühl hatte sie zu kennen und am Ende einen Freund zu verlieren.
    Zum Nachdenken regen besonders die Geschichten mit der spürbaren Besorgnis an ,alleine zu sterben. Denn davor hat jeder Mensch Angst. Ich schließe mich hierbei nicht aus.


    Jede Anekdote ist für sich abgeschlossen und durch den guten Stil bleiben keine Fragen offen.


    Gelesen habe ich dieses Werk an einem Tag. Es ist nicht wirklich lang und die Geschichten sind wirklich meisterhaft, sodass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Ein Nachmittag auf dem Balkon und ehe ich mich versehen hatte, war ich auf der letzten Seite.


    Empfehlen kann ich das Buch jedem Liebhaber von guten Kurzgeschichten.


    ===Bewertung===
    Gut strukturiert, lebendig und eine breite Themenpalette machen diese Lektüre zu einem Leseerlebnis, welches sehr zu empfehlen ist. Von mir gibt es fünf Sterne.


    Pro: alles
    Contra: nichts


    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freue mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.



    Eure Sarah

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  • Was an diesem Buch zuerst sehr negativ auffällt, ist ganz sicher das Cover: Es zeigt vor schmutzig-grünem Hintergrund blasse Rosenbüsche vor einem Fenster, was wohl romantisch wirken soll. Mir fällt dazu aber nur altmodisch, großmütterlich, spießig, total hausbacken ein. :rolleyes
    Dabei besteht der Inhalt aus frisch erzählten Kurzgeschichten über Feinschmecker, Liebe und Leid. Mir hat der Verzicht auf schnelle Gags gut gefallen. Wo es Humor gibt, bleibt für den Leser eher ein nachdenkliches Schmunzeln. Das gilt auch umgekehrt, in den gelegentlich tragischen Momenten. Immer bleiben ein kleiner Rest Hoffnung und ein entferntes "Augenzwinkern" (Klappentext), so dass man sich selbst mit schwerer Krankheit und baldigem Tod versöhnen kann.
    Gogolins Figuren, oftmals durchgeknallte Gourmets und dekadente Weinliebhaber, kämpfen gern bis zum letzten Moment um ein Fünkchen Zuneigung. Hinter der oberflächlichen Fassade gärt es immer, die Menschen sind nie das, was sie zunächst zu sein scheinen. Mir hat die Lektüre Spaß gemacht, auch wenn ich das Titelbild immer noch richtig schrecklich finde.