Auch ich habe gestern noch den ersten Abschnitt gelesen. Leider komme ich nicht ganz so gut in das Buch hinein. Am Ende des Prologes wieder so ein Satz, mit dem ich mich schwer tue. Hier ist sie wieder, die Kristallkugel des Erzählers, der mehr weiß als der Leser. Und dann ein Zeitsprung von 17 Jahren und im weiteren Verlauf sieht es nicht so aus, als würde Annalenas Geschichte rückwärts erzählt werden. Ist das bald?
Im weiteren Verlauf bin ich über kleine sprachliche Unebenheiten gestolpert (S. 19 dreimal "obwohl" in 8 Zeilen, den anderen finde ich gerade nicht mehr) und das macht es mir nicht gerade leichter, mit Annalena mitzufühlen. Mertens bleibt blass, ob Annalena mit ihrer gewagten Amputation (bei der mir übrigens dezent schlecht wurde) das Leben des Mannes gerettet hat, wissen wir auch nicht. Dann die Flucht mit massenhaft Gefahren und Mertens findet sie in über 200 km Entfernung in einem versteckten Hof, obwohl er vorher überhaupt keine Spuren gefunden hat?
ich hoffe, dass Annalena und ich in Berlin mal etwas zur Ruhe kommen, die Geschichte interessiert mich nämlich schon sehr.
'Das Krähenweib' - Seiten 001 - 078
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Der Prolog sollte Annalena bei ihrer ersten Schmähung als Krähenbalg zeigen, ein Rückwärtserzählen wird es nicht geben. Nach dem Zeitsprung wird verdeutlicht, dass das Leben der Henkerstochter nicht unbedingt besser geworden ist während der Jahre. Warum sollte ich auch die Jahre dazwischen erzählen?
Dass eine Frau amputiert hat, hat es wirklich unter Henkersfrauen gegeben. Die Amputation sollte zeigen, dass Annalena eigentlich nicht schwach ist - wenn man es so nimmt, war dieses Erlebnis auch der Auslöser, dass sie ihre eigene Stärke erkannt hat. Tut mir leid, dass dir übel geworden ist, Nachtgedanken, das geht mir bei manchen Büchern mit ausgewalzten Vergewaltigungen auch so. In diesem Fall musste die Schilderung aber realistisch sein.
Mertens blass trotz seines recht widerlichen Sadismus? Hm... Natürlich hätte ich noch auf seine Hintergrundgeschichte eingehen können, doch das Buch wurde wiederum gekürzt. Und Johann wird nachher doch interessanter. -
Ich habe den ersten Abschnitt jetzt auch gelesen und es geht mir ein wenig wie Nachtgedanken.
Die Zeit in Walsrode war etwas kurz, da konnte ich noch kein richtiges Einfühlen für Annalena gewinnen.
Ich denke, jetzt geht es erst richtig los. Mal sehen was ihr in Berlin alles passiert. -
Liebe Deichgräfin, dann wirst du an Berlin und Dresden eher deine Freude haben, denke ich.
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Da gestern bei uns Feiertag war hab ich erst heute mit dem Buch begonnen.
So richtig warm bin ich mit dem Buch noch nicht geworden. Die Amputation des Beines hätte für mich nicht so genau beschrieben sein müssen.
Ich hoffe das sie die Stelle beim Gewürzhändler behalten kann und vorallem ihr Geheimnis unendeckt bleibt.
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Bis jetzt habe ich nur den Prolog gelesen, aber der hat mir schon gut gefallen. Ich hoffe, ich komme heute Abend endlich so richtig zum Weiterlesen...
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Der Prolog war sehr kurz, aber aufgrund des Inhaltes, kann man sich als Leser in etwa ein Bild davon machen, was auf Annalena wartet.
Der Zeitsprung stellte für mich kein Problem dar. Lediglich das Einfinden in die neue Situation - Annalena ist verheiratet und leidet unter ihrem Mann - stellte eine kleine Herausforderung dar.
Die Amputation habe ich etwas überflogen - aus Rücksicht auf meinen Magen
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So, nun konte ich auch beginen, nachdem mich mein kleiner Gast, dem ich nur vorlesen konnte und daher nicht zum selber lesen kam, heut nachmittag wieder verlassen hat.
Dann konnte ich auch nicht mehr aufhören und hab dann eben den ersten Abschnitt gelesen.
Ok, das kenn ich aber schon von Corinas Büchern, daß ich dann eigentlich überhaupt nicht aufhören kannZitatOriginal von Herr Palomar
So ganz verstehe ich nicht, warum Mertens sich so verhält. Ist er nur sadistisch veranlagt, braucht er es, sene Machtrolle auszuspielen oder reizt ihn etwas ganz besonders seine Brutalität an Annalena auszuleben?
Gegenüber den spottenden Wächter ist Mertens, dieses Würstchen, dann auch nicht so mutig.Ich sach mal, da hast Du die Antwort gleich mitgeliefert.
Gerade da er so eine armes krankes Würstchen ist, kann er nicht anderes, als seine eigene Unfähigkeit an einem körperlich schwächeren Menschen auszulassen.
Die eigene Unzulänglichkeit - über die er nicht mal in der Lage ist nachzudenken - treibt ihn dazu, sich selber vor sich damit aufzuwerten, indem er über einen anderen Menschen Macht ausübt. Auf die einzige Art und Weise, die für ihn Macht verkörpert - körperliche Überlegenheit.Aber sehr gut, daß Annalena den Absprung geschafft hat..
Etwas heavy und zu zufällig find ich, daß Mertens das Gehöft gefunden hat.
Sie hätte ja theoretisch in 4 verschiedene Richtungen laufen können (bsp ist ja Hamburg nördlich um die Ecke) aber er folgt ihr gen Osten, ohne eine Spur zu haben.Aber ich schätz mal, das ist ein dramaturgischer Grund und daß wir wohl auch dem scheußlichen Kerl noch wiederbegegnen werden.
Seraphim mochte ich auch sehr gern, seine Frau war ja büschen feindselig, oder überabergläubisch, aber trotzdem hoffe ich, daß Annalena in ihm einen Freund gefunden hat, dem sie eventuell noch einmal begegnet.
So, und nu bin ich neugierig, wie es in Berlin weitergeht und denke, daß ich meine "Selberleseentzugserscheinungen" morgen voll ausleben werde.....
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Mir gefällt das Buch sehr. Der Schreibstil liegt mir und die Seiten fliegen nur so dahin.
ZitatOriginal von Herr Palomar
Das ist zutreffend, aber im Prolog ist die Beschützerrolle des Vaters und der Brüder doch angelegt. Deswegen wundere ich mich, dass das anschließend nicht mehr gelten soll.Mich hat es auch ein wenig gewundert, dass die Brüder und der Vater aus dem Prolog so garkeine Rolle mehr spielen. Mir ist schon klar, dass sie Annalena nur bedingt hätten helfen können, aber dass sie garnicht mehr ein Erscheinung traten, fand ich dann doch seltsam.
Die Erklärung der Urfehde fand ich auch interessant.
ZitatOriginal von Johanna
Etwas heavy und zu zufällig find ich, daß Mertens das Gehöft gefunden hat.Ja, vorallem, weil das Gehöft ja nicht gleich vor der Stadt lag....
ZitatOriginal von Nordstern
Magnus Seraphim ist ja wirklich sehr nett, sie einfach mitzunehmen und an ihre Unschuld zu glauben, als er und seine Frau die Narben auf Annalenas Rücken sehen. Das ist wohl auch nicht ganz so selbstverständlich für diese Zeit.Bin mal gespannt, ob sie Seraphim nochmal irgendwann begegnet.
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Zitat
Original von Nachtgedanken
Auch ich habe gestern noch den ersten Abschnitt gelesen. Leider komme ich nicht ganz so gut in das Buch hinein. Am Ende des Prologes wieder so ein Satz, mit dem ich mich schwer tue. Hier ist sie wieder, die Kristallkugel des Erzählers, der mehr weiß als der Leser.
Nachtgedanken, welchen Satz meinst du? Ich habe mir den Prolog gerade noch einmal durchgelesen und konnte eigentlich nichts entdecken, was in Richtung Weissagung oder Kristallkugel ginge.
Kann es sein, dass es von dem Buch verschiedene Ausgaben gibt? Die Wiederholung auf Seite 19 konnte ich nämlich bei mir auch nicht entdecken. -
Seite 19, der Absatz, der bei "Sie besaß..." anfängt. Das dritte Obwohl ist der Beginn des folgenden Abschnitts
Die Kristallkugel bezieht sich auf den letzten Satz des Prologes. Der lässt erahnen, dass Annalena kein leichtes Leben haben wird und das Glück, das sie in diesem Moment erlebt, wird wohl nur von kurzer Dauer sein.
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Ich denke, Nachtgedanken meint den Satz:
ZitatDass dies nur ein vorübergehender Trost war, würde sie schon bald erfahren.
Den hätte ich gestrichen!
Das Wort obwohl kommt tatsächlich 3x vor auf Seite 19.
Zitatobwohl sie dort ..
obwohl die Farbe ...
Obwohl ihre Mittel ...
Das finde ich wiederum nicht so schlimm! -
Nun, den Satz mit dem vorübergehenden Trost hätte ich - im Nachhinein betrachtet - vielleicht streichen können. Nur hat irgendwer erwartet, dass jetzt ein Leben voller Rosen auf das Mädchen zukommt? Zumal wir ja schon henkererfahrene Leser dabei haben?
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Zitat
Original von Bouquineur
Seite 19, der Absatz, der bei "Sie besaß..." anfängt. Das dritte Obwohl ist der Beginn des folgenden AbschnittsDie Kristallkugel bezieht sich auf den letzten Satz des Prologes. Der lässt erahnen, dass Annalena kein leichtes Leben haben wird und das Glück, das sie in diesem Moment erlebt, wird wohl nur von kurzer Dauer sein.
Danke Bouquineur,
ich hätte den Satz jetzt nicht als hellseherisch betrachtet, sondern ihn eher den Gedanken und Befürchtungen des Vaters zugeschrieben, der ja schon erahnen kann, dass seine Kinder, schon auf Grund ihrer Herkunft, kein leichtes Schicksal haben werden. -
Zitat
Original von CorinaB
Nun, den Satz mit dem vorübergehenden Trost hätte ich - im Nachhinein betrachtet - vielleicht streichen können. Nur hat irgendwer erwartet, dass jetzt ein Leben voller Rosen auf das Mädchen zukommt? Zumal wir ja schon henkererfahrene Leser dabei haben?Die Kritik bezieht sich (siehe Nachtgedankens: wieder!) auf die zunehmende Tendenz von Autoren am Ende eines Kapitels einen Pseudokliffhanger einzubauen in dem der allwissende Autor dunkle Andeutungen macht, die sich frühestens Mitte des übernächsten Kapitels erklären. Das geht uns Viellesern auf den Geist.
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Ah, gut zu wissen, beowulf, dann werde ich solche Sätze in Zukunft unterlassen. Als ich das Krähenweib schrieb (das war 2008) wusste ich noch nichts von euren Vorlieben und Abneigungen (die erste Spionin-Leserunde war ja später), da habe ich es so geschrieben, wie ich dachte, es sei richtig. (Und das Lektorat hatte daran auch nichts zu meckern.) Aber mittlerweile habe ich ja so meine Erfahrungen gemacht. Ich als Vielleserin habe nichts gegen solche prophetischen Aussagen, die verleiten mich eher dazu, auf den großen Knall zu warten. So sind die Geschmäcker halt verschieden.
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Wenn das nicht so häufig vorkommt, ist das für mich noch in Ordnung. Ich habe zuletzt einen historischen Roman gelesen (winkt zu Nachtgedanken rüber), da kam so ein Satz praktisch in fast jedem dritten Kapitel vor. Und irgendwann nervt es, ständig ein: "er hätte es besser wissen müssen" , "aber es sollte anders kommen " oder ähnlich gelagerte Sätze zu lesen. Ich als Leser kann mir auch ohne solche Sätze schon denken, dass irgendwann noch ein großer Knall kommt oder dass die Geschichte des Protagonisten nicht in ruhigen Bahnen verläuft.
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Liebe Bouquineur,
ein Satz wie dieser kommt bei mir nur selten vor, ich glaube, im Krähenweib bleibt es bei diesem einen. Wie gesagt, seit 2008 ist sehr viel Sand die Uhr herabgerieselt. Mittlerweile weiß ich, was man schreiben darf und was nicht, um den Leuten zu gefallen. (Das gefällt mir manchmal nicht, aber als Autor ist man zuweilen gezwungen, das zu tun). Das Krähenweib war mein zweiter Roman überhaupt, da war ich noch so naiv zu glauben, dass sich die Leute für das, was ich wirklich schreiben will, begeistern können. Und dass ihnen ein störender Satz nichts ausmacht. Wie wir sehen, ist das anders und ich ziehe meine Lehren daraus.
PS: Und das bezieht sich jetzt wirklich nur auf diesen einen Satz, ich habe es mittlerweile aufgegeben, prophetisch zu sein.
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Das war auch nicht als Kritik am Krähenweib gedacht
Da gab es ja wirklich nur den einen Satz und mich hat er in diesem Zusammenhang auch nicht gestört.Problematisch wird es halt wirklich, wenn solche Sätze inflationär verwendet werden und dann vielleicht noch derart sind, dass sie Geschehnisse vorweg nehmen, sodass obendrein die Spannung, die eigentlich erzielt werden sollte, flöten geht.
Aber wie gesagt, all das trifft auf das Krähenweib nicht zu sondern bezieht sich allgemein auf solche Sätze.
ZitatOriginal von CorinaB
Mittlerweile weiß ich, was man schreiben darf und was nicht, um den Leuten zu gefallen. (Das gefällt mir manchmal nicht, aber als Autor ist man zuweilen gezwungen, das zu tun)Das ist übrigens eine sehr interessante Thematik, zu der ich demnächst mal einen Fred aufmachen möchte, weil das schon länger in mir gärt.
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Bei der Diskussion hätte ich einiges beizusteuern, denn leider erfahre ich immer mehr, dass der Autor eigentlich nur ein Dienstleister gegenüber dem Markt ist, der, um verkaufen zu können, schreiben muss, was bei den Lesern gerade ankommt. Dabei war das früher ja mal anders, und zwar so, dass der Autor mit seinen Ansichten Meinungen und Geschmäcker geprägt hat. Jetzt prägen die Leser die Autoren, ob das gut ist, weiß ich nicht.
Wäre wirklich mal interessant, darüber zu diskutieren, denn auch die Kollegen sind sicher nicht mehr frei in all ihren plot-technischen Entscheidungen.Edit: Was das Vorwegnehmen der Spannung angeht, sehe ich das genauso, man sollte so etwas nicht tun. Mache ich meines Wissens auch nicht.