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'Das Krähenweib' - Seiten 001 - 078
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Na dann werde ich mit meinem Beitrag die Leserunde starten und ins Rollen bringen. Dies kann ich bereits jetzt tun da ich geschummelt habe und bereits gestern mit diesem Buch begonnen habe.
Nachdem mir bei meinem letzten Buch der Sprachstil des Autors etwas auf die Nerven gegangen ist muss ich als allererstes erwähnen das mir der Erzählstil hier sehr gut gefällt. Bereits nach dem Prolog habe ich mir dies als allererstes notiert und das gute Gefühl das sich betreffend des Stils eingeschlichen hatte bestätigte sich im Verlaufe des ersten Abschnitts. Da ich sowieso gerade bei der Sprache bin, ohne jetzt einzelne Passagen zu zitieren ist mir aufgefallen das immer wieder schöne und geistreiche Sätze zu finden sind.
Ich habe nun schon etliche Historische Romane gelesen aber das Wort Urfehde und die Bedeutung war mir neu. Auch das Henker potentielle Opfer von Rache seitens Familienangehörigen des Getöteten sein können. Schliesslich handeln sie ja im Auftrag der Gerichtsbarkeit. Eigentlich müssten Richter ja auch potentielle Opfer sein da sie ja das Urteil fällen aber hier scheint sie der höhere Stand und das Ansehen vor solchen Racheakten zu schützen.
Als Schweizer bin ich mit der geschichtlichen Vergangenheit von deutschen Städten alles andere als vertraut (um nicht zu sagen unwissend). Habe ich das richtig interpretiert das Berlin und Cölln früher zwei Städte waren und irgendwann zu einer Stadt zusammengewachsen sind?
Zu den Protagonisten möchte ich nur erwähnen das sie genau die Gefühle bei mir auslösen die die Autorin bei mir als Leser auslösen wollte. Ein rundum stimmiger Start in das Buch.
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Schon von Anfang an fällt die lebendige, bildhafte Sprache auf, durch die sich der Roman im ganzen ersten Abschnitt gut lesen lässt. Im Prolog ist Annalena Opfer, obwohl sie sich mit einer Maulschelle gut gewehrt hatte. Die Brüder und der Vater sind empört, dass sich die Leute an der kleinen Annalena vergriffen haben. Leider is Annalena im weiteren auch Schikanen ausgesetzt, da ihr Mann Mertens sie brutal schlägt.
So ganz verstehe ich nicht, warum Mertens sich so verhält. Ist er nur sadistisch veranlagt, braucht er es, sene Machtrolle auszuspielen oder reizt ihn etwas ganz besonders seine Brutalität an Annalena auszuleben?
Gegenüber den spottenden Wächter ist Mertens, dieses Würstchen, dann auch nicht so mutig.Einziger Ausweg für Annalena ist die Flucht. Hier frage ich mich, ob es nicht doch andere Wege hätte geben müssen. Wo sind jetzt Vater und Brüder, bei denen sie hätte Schutz finden können?
Naja, vielleicht ist das Fortgehen doch das Beste, so kommt sie am sichersten fort von Mertens.
Das wichtigste Thema erscheint mir bisher, ob und wie Annalena ihre Opferrolle hinter sich lassen wird. -
Zitat
Original von Herr Palomar
So ganz verstehe ich nicht, warum Mertens sich so verhält. Ist er nur sadistisch veranlagt, braucht er es, sene Machtrolle auszuspielen oder reizt ihn etwas ganz besonders seine Brutalität an Annalena auszuleben?Diese Frage dürften sich über die Jahrhunderte hinweg viele tausend gequälte Frauen gestellt haben und leider auch heute noch stellen.
ZitatOriginal von Herr Palomar
Einziger Ausweg für Annalena ist die Flucht. Hier frage ich mich, ob es nicht doch andere Wege hätte geben müssen. Wo sind jetzt Vater und Brüder, bei denen sie hätte Schutz finden können?Naja wir sind in einem Historischen Roman und ich glaube zu dieser Zeit bedeutete eine Eheschliessung das die Frau sich von ihrer Familie löste und sich dem Ehemann anschloss. Die Rechte des Ehemanns waren glaub ich recht gross. Zumal war sie ja nur die Tochter eines Henkers und die Frau eines Henkers, wer hätte sich für sie einsetzen sollen? Wäre sie in der Stadt geblieben und dort aufgefunden worden wäre sie zu Mertens zurückgebracht worden und was ihr da blühte können wir uns leider vorstellen. Ich glaube die Flucht war der einzige gangbare Weg sich von Mertens zu lösen.
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Das ist zutreffend, aber im Prolog ist die Beschützerrolle des Vaters und der Brüder doch angelegt. Deswegen wundere ich mich, dass das anschließend nicht mehr gelten soll.
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Der Vater wäre nach dem Gesetz und dem Sippencodex der Henker verpflichtet gewesen Mertens seine Frau wieder auszuliefern. Das SEINE wurde damals noch sehr wörtlich verstanden. Das wußte sie und die Situation die Famile dazubringen zu müssen sie auszuliefern wollte sie sicher vermeiden. Noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts hinein wurden die geprügelten Frauen ihren Männern wieder ausgeliefert und erhielten keine Hilfe oder auch nur Solidarität, vielmehr wurden sie für ihr Leid selbst verantwortlich gemacht.
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Zitat
Original von beowulf
Der Vater wäre nach dem Gesetz und dem Sippencodex der Henker verpflichtet gewesen Mertens seine Frau wieder auszuliefern. Das SEINE wurde damals noch sehr wörtlich verstanden. Das wußte sie und die Situation die Famile dazubringen zu müssen sie auszuliefern wollte sie sicher vermeiden. Noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts hinein wurden die geprügelten Frauen ihren Männern wieder ausgeliefert und erhielten keine Hilfe oder auch nur Solidarität, vielmehr wurden sie für ihr Leid selbst verantwortlich gemacht.Ich finde das krauenhaft, mir tut Annalena leid. Ich wäre auch geflohen, als bei so ein Monster zu leben.
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Ich habe auch ein bisschen geschummelt und gestern Abend schon den ersten Abschnitt gelesen.
Gefreut hat mich die Karte vorn im Buch, ich liebe sowas ja.
Der Prolog zeigt schon mal, wie "angesehen" der Henker und seine Familie damals waren. Ich habe mir ja gedacht, dass sie wahrscheinlich nicht zur feinen Gesellschaft des jeweiligen Ortes gehören, aber ich wusste nicht, dass sie eher wie Ausgestoßene behandelt wurden...
Annalena als Hauptcharakter gefällt mir sehr gut. Ich kann mich in sie hineinfühlen und war unheimlich froh, als sie Mertens entkommen ist, so dass er ihr nichts schlimmeres mehr antun konnte und auch, dass sie so vorsichtig am Gehöft vorgegangen ist.
Magnus Seraphim ist ja wirklich sehr nett, sie einfach mitzunehmen und an ihre Unschuld zu glauben, als er und seine Frau die Narben auf Annalenas Rücken sehen. Das ist wohl auch nicht ganz so selbstverständlich für diese Zeit.
Bin jetzt mal gespannt, wie es Annalena in Berlin ergeht... -
Die Karte finde ich auch sehr nützlich. Mir gefällt auch das Cover mit dem Gemälde von Dresden: View of the New Market Place in Dresden from the Moritzstrasse von dem venezianischen Maler Canaletto.
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Ich bin grade mittendrin im ersten Abschnitt. Geauso wie ich von "Die Spionin" begeistert war, gefällt mir auch "Das Krähenweib" von Anfang an ausgeprochen gut.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und flüssig zu lesen.Mir tut Annalena sehr Leid. Schon mit sechs Jahren wird sie gehänselt und das hört auch im Erwachsenenalter nicht auf.
Und zu allem Übel gerät sie auch noch an einen gewalttätigen Ehemann.Ich habe mich schon oft gefragt, warum Henkerstöchter eigentlich so verachtet werden?
Aber Corina hat es sehr schön erklärt, daß die Leute glauben, daß die Henker von den Seelen der Verurteilten heimgesucht werden.So und jetzt setzte ich mich gemütlich auf den Balkon in den Liegestuhl und lese weiter.
LG Märchenfee
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Zitat
Original von Nordstern
Der Prolog zeigt schon mal, wie "angesehen" der Henker und seine Familie damals waren. Ich habe mir ja gedacht, dass sie wahrscheinlich nicht zur feinen Gesellschaft des jeweiligen Ortes gehören, aber ich wusste nicht, dass sie eher wie Ausgestoßene behandelt wurden...Ich hoffe ich darf hier auf die Runde zur Hexenschwester verweisen. Katerina hatte mir seinerzeit aus ihrer Sicht erklärt, warum diese Berufe so schlecht angesehen waren:
'Hexenschwester' - Seiten 001 - 096
Es betraft also nicht nur den Beruf des Henkers, sondern auch noch viele Weitere berufe.
Ich sehe das ansonsten so wie beo und sapperlot. Ihre Brüder oder ihr Vater hätten ihr nicht helfen können. Mit der Hochzeit ist sie "in den Besitz" ihres Mannes übergegangen und untersteht seinem Gutdünken. Sich zur Familie zu flüchten wäre also keine Lösung gewesen.
Edit hat noch eine ganz profane Frage. Warum Annalena in der zusammengezogenen Schreibweise, während bei den Schwestern der Vorname als Doppelname gewählt wurde?
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Hallo ihr Lieben,
erst einmal herzlich willkommen zu der Krähenweib-Leserunde. Ich habe mit Freude registriert, dass sich hier so viele Eulen angemeldet haben. Leider hatte ich in den vergangenen Wochen nicht viel Zeit, im Thread zu schreiben, denn ich hatte ein wenig Terminstress, Lesungen und ein paar private Probleme, die sich aber zum Glück mittlerweile wieder aufgelöst haben.
Ein herzlicher Dank geht an jenen Unbekannten, der die Leserundeneinteilung vorgenommen hat!Gerade komme ich nach beinahe 7 Stunden auf der Autobahn von Bonn wieder hier an (war bei der Animagic, einem Cosplay-Treffen) und war natürlich sehr neugierig auf Eure Reaktionen zum Krähenweib. Es freut mich, dass es schon mal sehr gut ankommt.
Dann mal gleich zu den aufgeworfenen Fragen:
Urfehde: Ist ein Begriff, den man in uralten Akten immer wieder findet, der Schwur des Verurteilten, sich nicht am Henker zu rächen. Unterzeichnet wurde er nicht nur bei Hinrichtungen sondern auch bei Auspeitschungen und anderen Strafen, denn da hätte man sich rächen können. Gehalten wurde die Urfehde nicht immer, es gab auch Henker, die von Familienmitgliedern ermordet wurden. Aber in den meisten Fällen haben sich die Verurteilten und deren Angehörigen daran gehalten.
Zum Ansehen der Henker: Sie waren schlecht angesehen, weil sie einen unreinen Beruf hatten. Das Töten von Menschen, auch wenn es per Gesetz geschieht, ist eine Sünde und die Henker beflecken ihre Hände mit Blut. Damit zählen sie sogar zu den untersten Schichten der sogenannten "Unehrlichen".
Wenn eine Frau verheiratet wurde, war es tatsächlich so, dass sie dem Mann gehörte. Brüder und Väter hätten eine entlaufene Frau wirklich ausliefern müssen. Außerdem war in diesem Fall Annalena so eingeschüchtet, dass sie es nicht gewagt hätte, jemandem zu erzählen. Wie es auch heute noch so bei Gewaltopfern ist, suchen diese die Schuld erst bei sich, obwohl sie keine haben.
Der Name Annalena ist bewusst zusammengeschrieben, als kleiner Hinweis darauf, dass sie eigentlich keine echte Schwester ist. Den Henker Habrecht hat es gegeben, eine Henkerstochter, die in Walsrode lebte auch. Doch habe ich sie mit dem Schicksal einer anderen Schwester vermischt und daraus eine fiktive Figur geschaffen. Auch soll mit der Namensgebung unterstrichen werden, dass sie ein anderes Leben sucht und ausbrechen will.
So, dann bin ich mal gespannt auf die nächsten Kommentare.
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Zitat
Original von CorinaB
Ein herzlicher Dank geht an jenen Unbekannten, der die Leserundeneinteilung vorgenommen hat!Gern geschehen
Soweit das ging habe ich mich an an den in sich abgeschlossenen Teilen orientiert und diese als eigenständige Abschnitte genommen. Da, wo ich aufgrund der Länge teilen musste, hoffe ich, keinen Cliffhanger eingebaut zu haben -
Das hast du wirklich sehr gut gemacht, Bouqineur, und es hat mich, als ich selbst eine Einteilung mailen wollte, sehr gefreut, dass es schon da war. Die gestresste Autorin ist über solche netten Gesten immer sehr happy.
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Bei mir hats übrigens zwischenzeitlich ganz laut geklingelt
Ich wusste, dass ich den Namen Böttger schon mal gehört habe und nachdem ich seinen kurzen Exkurs über Porzellan gelesen habe, wusste ich auch in welchem Zusammenhang
Jetzt bin ich erst recht gespannt, wie Du seine Geschichte in Deinem Buch verarbeitet hast. -
Zitat
Original von Bouquineur
Ich wusste, dass ich den Namen Böttger schon mal gehört habe und nachdem ich seinen kurzen Exkurs über Porzellan gelesen habe, wusste ich auch in welchem Zusammenhang
Jetzt bin ich erst recht gespannt, wie Du seine Geschichte in Deinem Buch verarbeitet hast.Bouquineur, ich bin erst einmal gespannd.
Ich bin in der Barockstadt zu hause und ich bin in der Porzellanstadt geboren.
Heute habe ich zwischen durch eine Radtour (ca. 50 km Hin- und Rückfahrt) in meine Geburtsstadt unternommen und immer den schönen Elberadweg entlang. Bei den schönen Wetter ein Muß.
Jetzt muss ich wieder weiter lesen. Die Neugier ruft. -
@ Bouquineur: Vielen Dank für den Link zur Hexenschwester!
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Die vergangene Stunde habe ich mit dem Buch am Balkon verbracht und bin soeben mit dem ersten Abschnitt fertig geworden. Zuerst einmal habe ich mir ausführlich den Einband angesehen und finde die Motive sehr schön gewählt. Gefreut habe ich mich, dass es im Buch gleich vorne eine Karte gibt, wo man verfolgen kann, welchen Weg Annalena zurücklegt. Ich habe es 'mal grob vermessen, von Walsrode nach Oranienburg oder auch nach Berlin ist es ein gewaltiger Weg (jeweils über 300 km), da sie ja die meiste Zeit zu Fuß war. Das verlassene Haus hat sie ja erst nach mehreren Wochen entdeckt, da war sie wohl schon ganz in der Nähe von Oranienburg. Die Protagonistin ist mir sehr sympathisch, und ich fühle beim Lesen stark mit ihr. Es war damals wohl so, dass man, als Henkerstochter geboren und aufgewachsen, keine großen Möglichkeiten für seine Zukunft hatte. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass sie bei so einem Monster von Ehemann gelandet ist, denn ihr Vater und auch ihre Brüder werden im Prolog ja als gutherzige Menschen dargestellt, die nur das Beste für die Kleine wollten. Wohl hat sich Annalenas Bräutigam erst im Lauf der Zeit entpuppt, als er gemerkt hat, dass seine junge Frau nicht von ihm schwanger wird. Einen Ausweg hat Annalena lange Zeit nicht für sich gesehen. Früher war das sicher noch krasser, aber letztendlich ist es auch heutzutage noch so, dass die meisten Menschen ihr Leben lang in der Bevölkerungsschicht bleiben, in die sie hineingeboren wurden.
Als Seraphim die junge Frau bewusstlos am Wegesrand findet, ist er wie ein rettender Engel für sie.
@Corina, hast du seinen Namen absichtlich ausgewählt? Er ist ja wirklich passend für den lieben und hilfsbereiten Mann. -
Bouquineur : Ja, das ist DER Böttger, wenngleich ich hier seine Jugendjahre und das Goldmachen ins Visier genommen habe. Porzellan wird nicht groß thematisiert, also nicht wundern.
Klusi : Den Namen Seraphim trugen damals einige Leute, ich habe ihn aber wirklich den rettenden Engel sein lassen.
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Auch ich fühle sehr mit Annalena. Ich habe diesen Abschnitt gerade beendet und hoffe sehr, daß sie in Berlin mehr Glück hat.
Annalena hat es wirklich nicht leicht. Die beschwerliche Flucht und dann hätte sie auch noch fast Mertens wieder gefunden. Nicht auszudenken, wenn sie im Haus gewesen wäre.
Gott sei Dank fand sie Seraphim und nahm sie in seinem Haus auf, sehr zum Leidwesen seiner Ehefrau.
Daher mußte sich Annalena bald wieder auf den Weg machen. Seraphim brachte sie nach Berlin und Annalena findet eine Anstellung.
Der Schreibstil ist wirklich sehr schön und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Auch die Covergestaltung gefällt mir sehr gut. Annalena ist eine sehr hübsche junge Frau.
Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Abschnitt und denke, sie wird bestimmt bald Johann begegnen.
LG Märchenfee