Fragen an Nele Neuhaus

  • So, ihr Lieben, ich poste jetzt einfach mal hier, in der Hoffnung, dass ihr den Beitrag seht. Ich verfolge gespannt eure Überlegungen und Interpretationen zu den ersten Teilen von Schneewittchen.


    Und ich bekomme tatsächlich leichte Kopfschmerzen. Sind es denn wirklich wieder soviele Figuren, dass man probleme mit der Übersicht hat???


    Ich dachte, ich sei diesmal sparsamer als bei meinen anderen Büchern mit den Charakteren umgegangen. Zurzeit lese ich einen Krimi einer schwedischen Kollegin, die auch bei Ullstein erscheint. Ihr Buch ist noch nicht offiziell auf dem Markt, aber ich durfte es schon lesen und da habe ich mir mal den Spaß gemacht, die namen aller handelnden Personen aufzulisten und komme auch auf schlappe 24 Namen. Ist ja auch nicht gerade wenig.


    Ich habe an dieser Stelle mal eine Bitte, die vielleicht etwas ungewöhnlich ist, aber da es ja quasi "unter uns" stattfindet, sollte es niemanden stören: wenn ihr das Buch fertiggelesen habt, könntet ihr mir schreiben (oder hier posten), welche Personen ihr - wenn ihr an meiner Stelle wärt - weggelassen hättet, dh welche Figuren ihr für überflüssig gehalten habt.


    Das wäre für mich sehr interessant!


    Und nun viel Spaß beim Lesen, ich bin im Hintergrund dabei!


    Herzliche grüße


    Eure


    Nele

  • Zitat

    Original von Nele Neuhaus
    da habe ich mir mal den Spaß gemacht, die namen aller handelnden Personen aufzulisten und komme auch auf schlappe 24 Namen. Ist ja auch nicht gerade wenig.


    Na, da schaffst Du auf den ersten 114 Seiten doch glatt das Doppelte und ein paar mehr, auch wenn sehr wahrscheinlich nicht alle für die weitere Handlung relevant sind.
    Aber wer kann das schon am Anfang überblicken?

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Hallo Nele,


    habe noch nichts von Dir gelesen und möchte das nachholen :-)
    Sollte ich die Bücher der Reihe nach lesen oder ist das ganz egal?

    LG
    Simone
    ------------------------------------------------------
    Bücher sind wie Segelboote, die uns durch Leben tragen

  • Liebe Simone,


    ich freue mich, dass du meine Bücher lesen möchtest!
    Im Prinzip ist jedes Buch ein abgeschlossener Fall für sich, das du auch ohne Vorkenntnisse gut verstehen kannst. Aber natürlich entwickeln sich die Ermittler und das "Stammpersonal" von Band 1 bis 4 - wenn dich so etwas interessiert würde ich an deiner Stelle schon mit Eine unbeliebte Frau anfangen!


    Viel Vergnügen & liebe Grüße


    Nele

  • Einer Autorin Fragen stellen *g* - da kann ich doch nicht widerstehen. Da ich das Buch schon gelesen und eine abschließende Rezi geschrieben habe, fehlt mir auch leider die Zeit, an der Leserunde teilzunehmen. Aber zumindest möchte ich Nele noch mein Kompliment für dieses gelungene und absolut spannende Buch darbringen :anbet. Es war mein erstes von dir, die weiteren stehen schon auf dem WZ. Soviele Probleme hatte ich jetzt nicht damit, mich in die Personen zu versetzen, wäre halt schön gewesen, von Anfang an zu lesen - aber wenn vorablesen nun mal den vierten Teil verteilt *grins*.


    Wie gesagt, das Buch hat mir sehr gut gefallen - bis auf das Ende. Ich fand es doch sehr schmerzlich und übertrieben, dass



    Außerdem kann ich mich mit



    Ansonsten war die Dorfatmosphäre hervorragend beschrieben, das kann ich mir wirklich bildhaft vorstellen. Und die Privatleben der Ermittler passten auch zu dem Buch, waren genauso spannend - kam mir immer wie ein Buch im Buch vor *g*.


    LG
    Patty

  • Ich bin jetzt schon zweimal über "Kerb" gestolpert. Könnt ihr einer Norddeutschen mal erklären, was das für ein Fest ist? Unter Wikipedia habe ich noch Kirchweih gefunden, das es bei uns auch nicht gibt. :-(

  • Ich hatte mit der Menge der Personen kein Problem, was vll auch davon kommt, daß ihre Schicksale so geschickt miteinander verknüpft sind. Und in der Art und Weise, wie sich daß langsam aufdröselt, finde ich keinen von ihnen fehl am Platze.


    Nun noch eine Frage nach dem Buchcover. Wie kommt so eins zustande? Ich meine, wie wird so ein Bild gewählt? Ich finde sie in ihrer Düsternis auf allen vier Covern sehr schön. Hast du sie ausgesucht, oder macht das der Verlag?

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen, wie die anderen auch. Woher kommt dein Hass auf wohlhabende Leute, bzw. warum stellst du sie grundsätzlich als unsympathisch dar?


  • Hallo Wölfchen,


    du hältst dich ja sehr bedeckt, was deine Persönlichkeit angeht - in deinem Profil gibst du nicht einmal zu erkennen ob du ein Wolf oder eine Wölfin bist. Nun gut, Nicknames sind in Foren wie diesen Usus und so antworte ich auf deine Frage, obwohl ich es lieber mag, mit offenen Karten zu spielen.


    Kürzlich wurde mir bereits in einem anderen Forum unterstellt, ich würde nur die Wohlhabenden und Erfolgreichen in meinen Geschichten schlecht darstellen. Das hat mich ein wenig überrascht, denn aus diesem etwas vereinfachten Blickwinkel habe ich meine Arbeit ehrlich gesagt noch nie betrachtet. Ganz im Gegenteil, ich finde, ich mische recht gut, ganz besonders bei Schneewittchen.


    Zu deiner Frage: ich habe keinen Hass auf wohlhabende Leute und auch keinen Grund dazu. Wahr ist, dass die "Bösewichte" in meinen Romanen oft wohlhabend sind. Figuren in einem Roman müssen interessant sein. Der Durchschnitt der Bevölkerung ist längst nicht so interessant wie jemand, der es zu Wohlstand gebracht hat oder einen wichtigen Posten innehat. Ein reicher Mensch hat beträchtlich mehr zu verlieren als ein "Normalo". Die soziale Fallhöhe eines Ministers ist im Auge des Betrachters weitaus dramatischer und höher als zB die eines Briefträgers.


    Ich kenne einige wirklich ausgesprochen wohlhabende und einflussreiche Menschen und sie alle halte ich für fleißig, diszipliniert, integer, ehrlich und völlig gesetzestreu. Sie sind zu ihrem Wohlstand und Ansehen durch harte Arbeit und große Hingabe an ihren Beruf gelangt, ich habe größten Respekt vor ihnen und ihrer Leistung.


    Die Figuren in meinen Romanen sind samt und sonders meiner Phantasie entsprungen und genau an dieser Stelle kommt das wohl wichtigste Element hinzu, an das oft nicht gedacht wird: Phantasie. Ich entwickele meine Charaktere, stelle mir vor, wie, warum, weshalb sie etwas tun. Was muss geschehen, um einen normalen Menschen zum Verbrecher werden zu lassen? Wo ist die Schmerzgrenze? Wie tief sitzt die Angst vor dem Verlust?
    Ich stelle mir vor, wie ein Mann handelt, der durch einen Vorfall glaubt, mit allen Mitteln den guten Ruf seiner Familie bewahren zu müssen. Das tut er zuerst instinktiv, aber plötzlich wird mehr daraus, er hat die Folgen nicht mehr unter Kontrolle, sie entgleiten ihm, werden monströs und gefährlich.


    Was wäre mit Unter Haien, wenn Sergio Vitali ein Gemüsehändler in der Mulberry Street wäre und Nick Kostidis Sachbearbeiter im Bauamt?


    Vera Kaltensee in Tiefe Wunden ist doch vor allen Dingen deshalb interessant, weil sie etwas Besonderes ist und weil ihre Familie viel Geld hat. Ich unterstelle hier mal, dass sich kein Leser für ihr Schicksal interessieren würde, wohnte sie in einer Doppelhaushälfte. (Nein, ich habe KEINEN Hass auf Leute, die in Doppelhaushälften leben, es ist nur ein BEISPIEL!)


    Hans-Peter Jagoda in Eine unbeliebte Frau hat sich einen Strick gedreht, weil er schmutzige Geschäfte gemacht hat, um seine Firma vor dem Bankrott zu bewahren. Auch hier bekommen seine Handlungen eine Eigendynamik, die er nicht mehr selbst steuern kann.


    Bauunternehmer Bock in Mordsfreunde hatte vor lauter Ehrgeiz nur seine Firma im Kopf und hat darüber vergessen, sich um seine Kinder zu kümmern. So etwas kommt vor.


    Neben all diesen "Wohlhabenden" gibt es aber auch sehr viele andere Charaktere, die völlig normal sind und trotzdem 'böse'. Deshalb kann man mir keinen Hass auf Landschaftsgärtner, Dachdecker, Restauratoren, Tierärzte, Gastwirte, Reitlehrer, Kunsthistoriker, Journalisten o.ä. unterstellen.


    Fazit: Ich schreibe gerne über interessante Charaktere und interessant sind für mich und einen Großteil meiner Leser Menschen, die etwas zu verlieren haben und in der Angst vor dem Verlust (ihres Vermögens, ihres Ansehens, ihres Status') in üble Schwierigkeiten geraten. Ich denke, das werde ich weiterhin so halten, denn ich lese so etwas gerne und schreibe es deshalb umso lieber.


    Übrigens stehe ich nicht ganz allein in der Schriftstellerwelt. Ich will nicht dreist sein und mich mit den großen amerikanischen Thrillerautoren vergleichen, aber ich könnte aus dem Stegreif ein halbes Dutzend aufzählen, die dann ebenfalls einen Hass auf Wohlhabende haben müsste.


    Ist deine Frage damit hinreichend beantwortet, Wölfchen? Falls nicht, kannst du mir gerne eine PN schreiben, für das Forum ist dieses Thema von meiner Seite aus ausreichend behandelt! :-)


    Herzliche Grüße


    Nele Neuhaus

  • Hallo, Tempe,


    danke für das Lob! Die Cover entwerfen die Grafiker vom Verlag. Ich bin auch sehr glücklich damit, dieses durchgängig düstere im Hintergrund. Und bei Schneewittchen fand ich den (ungewollten) Bezug zum Inhalt ziemlich amüsant, das war aber nicht geplant: Der Goldene Hahn!


    Gelungen finde ich auch die hervorgehobene Schrift und die Blutstropfen, die wie echt aussehen.


    Ich habe einen tollen Verlag!!! :-))


    Liebe grüße,


    Nele

  • Hallo Nele,
    ich persönlich finde, dass die Anzahl der eingeführten Figuren in den ersten Kapiteln weder zu groß noch unüberschaubar ist. Aber für LeserInnen, die sich nicht so gern mit einer Vielzah an Personen herumschlagen möchten, könntest du vielleicht bei deinen nächsten Büchern eine Liste der wichtigsten Personen voranstellen.
    Bei den älteren Rowohlt-Thrillern wurde immer ein Verzeichnis der Hauptpersonen an den Anfang gesetzt, in dem nicht nur die Figur mit Namen vorgestellt wurde, sondern auch noch mit einem Satz charakterisiert. Das war z.T. richtig witzig und pointiert.
    Ich habe aus meinem Bücherregal mal den ersten Band der Rabbi-Thriller „Am Freitag schlief der Rabbi lang“ herausgegriffen. Da werden die Hauptpersonen so vorgestellt:


    Elspeth Bleech – eine Unschuld vom Lande, die ein Kind erwartet und stirbt
    Rabbi David Small – ein sanfter Gelehrter, in dessen Auto ihre Handtasche liegt
    Al Becker – ein jähzorniger Kaufmann mit sozialen Vorurteilen
    Stanley Doble – ein heimlicher Kunstliebhaber ohne Vorurteile
    usw.


    In diesem Thriller sind es nur insgesamt 8 Personen. In den späteren Bänden der Reihe werden z.T. mehr als 20 Figuren so vorgestellt. Das hat den Vorteil, dass man schon eine gewisse Vorstellung von den Figuren entwickelt hat und durch den hohen Wiederkennungswert kann man sich die Personen viel leichter merken, wenn sie dann im Roman auftauchen. Und man kann jederzeit im Verzeichnis nachlesen, wenn man vergessen hat, was es mit einer der Figuren auf sich hat.
    Ich fahre total auf solche Personenverzeichnisse ab. Mich interessiert, wie anderen Teilnehmer dieser Leserunde das so sehen. Sagt doch mal eure Meinung dazu.


    LG
    Martina

    Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten (Katharina von Siena).

  • Ich muss gestehen, ich schaue - wenn vorhanden - selten in ein Personenverzeichnis, es müsste für mich während der Geschichte schon sehr unübersichtlich sein um dies zu tun.
    Ich fand es bei diesem Buch nicht unübersichtlich und auch nicht zu viel - auch wenn mich die Aufstellung von Dyke kurz innehalten ließ ( danke nochmal an der Stelle) :lache
    Nele, du fragtest wen du hättest weglassen können: Für mich wars gut so, ich mag es wenn einige Leute mitmischen!
    Außerdem ist es für mich so authentischer, da das Geschehen ja in einem Dorf stattfindet, und etliche Bewohner darin verwickelt sind.

  • Bis jetzt hatte ich beim Lesen eines Buches nie das Bedürfnis nach einer Personenliste, ich wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, eine aufzustellen.
    Da ich aber in diesem Fall noch kein anderes Buch von Nele Neuhaus gelesen habe, waren mir sämtliche Ermittler und deren Verwandtschaftverhältnisse fremd. Hinzukamen dann die ganzen Dorfbewohner, und als ich eine Seite nach der anderen umblätterte und wieder einen neuen Namen sah, bekam ich schier die Krise. Und gerade bei einem Krimi möchte ich doch möglichst viel aufnehmen und im Kopf behalten, weil ich mitfiebern und mitraten möchte.
    Grundsätzlich kann ich mich mit einem Personenverzeichnis nicht anfreunden. Wenn ein Buch aufgrund der vielen Personen ein Verzeichnis braucht, dann finde ich es verwirrend und nicht mehr unterhaltend. Aber das sieht jeder anders, für mich ist einfach "weniger mehr".

  • Nun habe ich das Buch komplett durch und kann mich zu der Personenzahl äußern. Es stimmt schon, dass da sehr viele Personen vorkommen. Allerdings wäre mir das Dorfleben mit nur 7-8 Leuten auch zu wenig. Es ist schon authentischer, wenn es mehrere Nachbarn gibt, Vereine, Kaufmann, Post, Gaststätte, etc. Zu merken waren die Namen auch, sodass ich keine Schwierigkeiten hatte, diese dann auch zuzuordnen.


    Da es aber schon der vierte Roman war, den ich über die beiden Ermittler gelesen habe, fühlte ich mich in der Verwandtschaft fast schon heimisch, sodass ich mich für Lorenz und Thordis auch gefreut habe.