Auch isch abe schon lange fertisch..
Trotz des kleinen und großen WM-Finales in 2 und ein halber Tag.
Das allein spricht für das Buch.
Wie Scheherazade spinnt Nele Neuhaus auch hier wieder mit verschiedenen Garnen – das Privatleben der Ermittler, die möglichen Verdächtigen, die polizeilichen Ermittlungen.
Sie nimmt verschieden Fäden auf, verwebt sie nach einem geheimen Muster bis der Leser so nach und nach eine Ahnung bekommt, wie das Werk im gesamten Aussehen könnte und sich immer wieder wundert, wie man sich doch täuschen kann.
Ein kleines Dorf im Vordertaunus entpuppt sich als Zweigstelle Siziliens. Es gilt das Gesetz der Omerta, des Schweigens gegenüber Außenstehenden.
Da bereits gesühnte Verbrechen erneut aufgerollt werden müssen, gilt es dies zu durchbrechen
Insgesamt wieder, wie bei Nele Neuhaus schon gewohnt, ein rasantes Puzzle-Spiel, in dem auch das Privatleben der Ermittler nicht zu kurz kommt.
Die Charaktere sind liebevoll lebensecht gezeichnet, die Handlung ist bis zum Ende schlüssig und nachvollziehbar. Einfach ein Krimi der „Sonder“-Kalsse
Aber einige Anmerkungen habe ich doch:
Immer wieder wird die Anzahl der Personen bemängelt. Der Fan von Nele Neuhaus weiß, dass sie damit nicht spart. Und bei realen Fällen sind jede Menge Menschen mit einbezogen.
Aber mit dem 4. Roman werden es jedoch schon eine Menge Protagonisten, die nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun haben.
Da wären die zwei Frauen von Henning Kirchhoff und das private Umfeld der Bodensteins mit mehr als 10 Personen. Dazu noch Pias Christoph mit 3 Töchtern und die Erwähnung von Frau Kaltensee. Zusätzlich werden auch Nebenpersonen, die nur kurz vorkommen namentlich genannt, wie z. Bsp. die beiden Beiköche und der Küchenchef.
Das Ermittler-Team besteht ja auch aus 9 Personen.
Und dazu kommt noch die Dorfgemeinschaft.
Ich kann nachvollziehen, dass sich „Neulinge“ damit etwas schwer tun. Denn wer ist nun wichtig und wer nur Statist.
Auch den privaten Erzähstrang können sie nicht ganz nachvollziehen, während er den Stammleser ein liebes Zückerchen ist.
Auch mir war das Ende ab dem Unfall Hartmuts etwas zu vollgepackt. Zwischendurch habe ich an die einfache, aber grandiose Verhaftung in „Unter Haien“ gedacht.
Ganz persönlich haben mich die Cliff-Hänger am Ende eines Kapitels/Szenenwechsels gestört. Jemand sieht/erkennt etwas. Was erfährt man erst Seiten später als Info in einer anderen Szene. Ist zwar ein einfaches Mittel die Spannung zusätzlich zu erhöhen, aber ich kenne es eher aus mittelmäßigen Krimis. Aber ich frage mich warum nicht gleich die Erkenntnis oder das Gesehen mitgeteilt wird ohne die daraus folgende Handlung hier beschrieben wird. Das reicht doch als Spannungsanreiz.
Insgesamt kommt auch dieser Roman nicht ganz an „UnterHaien“ heran – mein absolutes Nele-Highlight. Daher kann ich nur 9 Punkte geben aber mit Spannung das Frühjahr 2011 erwarten, wenn es hoffentlich wieder heißt:
Nele Neuhaus proudly presents: Oliver von Bodenstein, Pia Kirchhoff und Co