'Die drei Musketiere' - Kapitel 09 - 17

  • Abschnitt 2 Kapitel 9-17


    Wie gesagt, werde in den nächsten Tagen nicht so recht zum Lesen kommen und habe im Urlaub vorausgelesen. Wie geht es weiter:


    ***
    ...wirklich, die Frau des Krämers und Rentiers Bonacieux ist in Hofintrigen verstrickt. Die Gardisten des Kardinals bewachen das Haus wie eine Mausfalle, um alle Mitverschwörer auch zu fangen. Am Abend des zweiten Tages geht Frau Bonacieux selbst in die Falle, die fliehen konnte und vor den Wachen durch d'Artagnan gerettet wird, der sich sofort heiß und unsterblich in die Schöne verliebt. Schnell kommt in ihm auch die Eifersucht auf, so dass er fast den Herzog von Buckingham zum Duell fordert, den Madame Bonacieux durch die dunklen Straßen von Paris zu einem heimlichen Treffen mit der Königin, Anna von Österreich, führt, die der Herzog heimlich und heftig verehrt. Er war durch eine falsche Nachricht der Königin nach Frankreich gelockt worden, die vermutlich von Richelieus stammte, welcher bei jeder Gelegenheit offen oder insgeheim gegen Anna intrigierte. Beim Treffen der beiden heimlich Liebenden und vielem Hin und Her schenkt die Königin Buckingham schließlich ein Kästchen mit 12 Diamantnadeln, die ihr von ihrem Gatten geschenkt worden waren (wie kann man nur so dumm sein oder so naiv?).
    Herr Bonacieux war indessen verhaftet worden. Als er dem Kardinal vorgeführt wird, erliegt er dessen Ausstrahlung und wird ganz der seine, ein Spion gegen seine eigene Frau.
    Richelieu hat überall seine Spitzel, auch unter den Hofdamen der Königin. Er schickt seine Spionin, die wir als Mylady de Winter kennenlernen, nach London, um 2 der Diamantnadeln zu stehlen. Dem König rät der Kardinal, einen Ball für die Königin zu veranstalten und darauf zu dringen, dass sie bei dieser Gelegenheit die Nadeln trägt. Die Königin, die niemandem mehr vertraut, zieht Frau Bonacieux ins Vertrauen, die Hilfe verspricht, aber von ihrem Ehemann, der wie wir wissen inzwischen auf der anderen Seite steht, verraten wird. In ihrer Not ist d'Artagnan die Rettung...
    ***


    Mir ist wie immer unklar, wie die Königin so leichtsinnig sein kann, gerade die Diamantnadeln, die ein Geschenk ihres königlichen Gemahls sind, ihrem Verehrer zu schenken. So etwas muss doch herauskommen :gruebel
    Richelieu muss ein sehr charismatischer, kluger Mann und Politiker gewesen sein, so wie er Menschen manipuliert und um den Finger wickelt (siehe Bonacieux).

  • der leichtsinn der königin ist wirklich immer wieder himmelschreiend - andererseits doch aber auch nötig, um die geschichte weiterzuführen.
    gibt das ganze doch ausführlich gelegenheit, die 4 protagonisten in aktion zu erleben. wer das buch zum ersten mal liest, muss dies streckenweise sehr genau tun, um mit den vielen handelnden personen nicht heillos durcheinander zu geraten. allerdings muss ich gestehen, dass mir auch die bisher gesehenen verfilmungen recht gut gefallen haben, wenn ich mich richtig erinnere, spielte june allyson, die ich auch schon als mehrmalige filmfrau von james stewart schätzte, die vertraute der königin, aber nicht als ehefrau, sondern als tochter, glaube ich, die version mochte ich am liebsten von den bisher gesehenen.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Wie die Königin gerade diese Nestelstifte (so steht es in meiner Ausgabe) weggeben konnte, werde ich nie nachvollziehen können. Es hätte doch auch der Ring getan, den sie jetzt als Reisegeld weggibt.... Dem Liebhaber das Geschenk des Gatten zu geben - das ist schon sehr eigenartig! :gruebel


    Herr Bonacieux ist für mich eine der furchtbarsten Figuren des Buches. Er ist so dumm, daß er dem Kardinal alles glaubt! Seine arme Frau! :wave

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Wie die Königin gerade diese Nestelstifte (so steht es in meiner Ausgabe) weggeben konnte, werde ich nie nachvollziehen können. Es hätte doch auch der Ring getan, den sie jetzt als Reisegeld weggibt.... Dem Liebhaber das Geschenk des Gatten zu geben - das ist schon sehr eigenartig! :gruebel


    Herr Bonacieux ist für mich eine der furchtbarsten Figuren des Buches. Er ist so dumm, daß er dem Kardinal alles glaubt! Seine arme Frau! :wave


    Interessant, da scheint es ja wieder verschiedene Übersetzungen zu geben. In meiner Ausgabe hat sie zwei Diamantknöpfe weggegeben. Dass sie die dem Geliebten gegeben hat, fand ich auch mehr als leichtsinnig.


    Den Herrn Bonacieux mag ich auch nicht, er ist wirklich ein Schafskopf, wie er ja auch im Buch öfter bezeichnet wird, und ein Duckmäuser und Feigling ist er obendrein.

  • Zitat

    Original von Klusi
    Interessant, da scheint es ja wieder verschiedene Übersetzungen zu geben. In meiner Ausgabe hat sie zwei Diamantknöpfe weggegeben. Dass sie die dem Geliebten gegeben hat, fand ich auch mehr als leichtsinnig.


    Wahrscheinlich gibt es kein Wort bei der Übersetzung - und so wurde das "nächstbeste" genommen... :wave

  • Zitat

    Original von bibliocat
    ...
    Herr Bonacieux ist für mich eine der furchtbarsten Figuren des Buches. Er ist so dumm, daß er dem Kardinal alles glaubt! Seine arme Frau! :wave


    Ich kann absolut nicht verstehen, dass Madame Bonacieux, die ihren Mann als harmlos und ihr ergeben beschreibt, ernsthaft daran denken kann, ihn nach London zu schicken, noch dazu mit so einer geheimen Mission, der er wahrscheinlich ohnehin nicht gewachsen gewesen wäre. Sie denkt, er ist gutmütig , vielleicht ein bisschen dumm und gut lenkbar. Er denkt, sie ist jung und naiv ( ist sie ja auch) und liebt ihn von ganzem Herzen. Bevor sie merkt, dass er dem Kardinal verfallen ist, hat sie ihm schon fast alles verraten.

  • ...den Weg zu Seiner Eminenz hat er aber schnell gefunden, auch wenn seine Frau noch denkt, er hätte gar nicht richtig begriffen, was sie ihm anvertrauen wollte. Er ist so ein richtig kriecherischer Typ, immer mit dem Rücken zur Wand auf das eigene Wohl bedacht...

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich kann absolut nicht verstehen, dass Madame Bonacieux, die ihren Mann als harmlos und ihr ergeben beschreibt, ernsthaft daran denken kann, ihn nach London zu schicken, noch dazu mit so einer geheimen Mission, der er wahrscheinlich ohnehin nicht gewachsen gewesen wäre. Sie denkt, er ist gutmütig , vielleicht ein bisschen dumm und gut lenkbar. Er denkt, sie ist jung und naiv ( ist sie ja auch) und liebt ihn von ganzem Herzen. Bevor sie merkt, dass er dem Kardinal verfallen ist, hat sie ihm schon fast alles verraten.


    Genau das ging mir bei dieser Szene auch durch den Kopf. Frau Bonacieux macht wirklich einen etwas naiven Eindruck. :rolleyes Aber glücklicherweise ist die Sache ja dann doch gutgegangen.

  • An vielen Stellen, an denen ich schon innerlich die Augen verdrehen wollte, habe ich gedacht, dass ich vielleicht unbewusst zu sehr von unserem heutigen Frauen- und auch Männerbild ausgehe.
    Frauen damals hatte hauptsächlich schön zu sein, folgsam und möglichst fruchtbar, waren in den unteren Bevölkerungsschichten ungebildet, daher auch oft recht naiv.
    Männer sollten stark und mutig, wagemutig und fähig sein, eine Familie zu ernähren. Ehre ging vor.

  • Ja, da hast du vermutlich Recht Clare...
    Man muss das immer aus der Sicher der Zeit sehen.
    Und ich schätze, da sowohl die Königin naiv handelt mit dem Geschenk, als auch Frau Bonacieux, denk ich, dass Frauen damals nunmal so dargestellt wurden...


    Bescheuert, dass nun der Kardinal bzw. sein Spion 2 dieser 12 Nadeln dem Buckingham bereits abgeluchst haben...


    Vielleicht versucht nun ja d'Artagnan die Nadeln zurückzubekommen... Aber selbst wenn er es schafft, werden noch 2 fehlen.
    Verzwickte Sache -.-

  • Ich muss mir auch immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das Buch in einer Zeit mit ganz anderen Ansichten spielt und auch geschrieben wurde.
    Bei den Männern geht es noch, aber die Frauen finde ich doch öfters furchtbar.


    ich finde es gar nicht so leichtsinnig von der Königin gerade die Diamantnadeln zu verschenken. Als Königin hat sie mit Sicherheit Kistenweise Schmuckstücke. so dass der König ohne den Hinweis vom Kardinal nicht auf die Idee gekommen wäre, nach den nadeln zu fragen. Und durch die Spionin unter den Damen der Königin hätte der Kardinal auch von jedem anderen Schmuckstück erfahren.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    ich finde es gar nicht so leichtsinnig von der Königin gerade die Diamantnadeln zu verschenken. Als Königin hat sie mit Sicherheit Kistenweise Schmuckstücke. so dass der König ohne den Hinweis vom Kardinal nicht auf die Idee gekommen wäre, nach den nadeln zu fragen. Und durch die Spionin unter den Damen der Königin hätte der Kardinal auch von jedem anderen Schmuckstück erfahren.


    Sicher, aber dem Liebhaber ein Geschenk, das man vom eigenen Ehemann geschenkt bekam, zu schenken, empfinde ich schon als den Gipfel des schlechten Geschmacks. Schmuck, den sie aus ihrer Mitgift mitgebracht hat, hatte es auch getan, aber die Geschichte um eine interessante Verwicklung ärmer gemacht.

  • Hmmm, Aramis erwähnt am Anfang in meiner vollständigen übersetzung die geschichte, dass er bei der ersten verhaftung Buckinghams in Amiens dabei gewesen wär...


    Ich hab mir dummerweise nicht gemerkt, wie, ich müsst in meinem florileg nachsehen, weil ich denk, dass ich das kuriosum um die originalgeschichte der buckingham-affähre, und wo ich es gelesen hab, damals darin festgehalten hab, aber ich weiss nicht mehr in welchem band, und mein florileg-index ist sowas von inexistent...


    MagnaMater referiert aus dem gedächtnis, aber bitte nicht für bare münze nehmen...


    Es kann von Helga Thoma sein, oder einer der anderen autorinnen der ähnlich aufgemachten bücher:


    Nach ihrer dritten, durch eigene und ihrer spanischen hofdamen albernheit - oder der aus spanischen sold bezahlten für frankreich keinen thronerben wollenden kalkül - (fangenspielen) verursachte fehlgeburt, fiel die königin aus des königs (der bei der ersten fehlgeburt noch weinend an ihrem bett gewacht und ausgeharrt hatte - also durchaus nicht kaltherzig und gleichgültig war) herzen, und wurde durch die entlassung ihrer hofdamen und deren ersetzung durch französische damen menschlich und gesellschaftlich isoliert...
    kann sein, dass sie in den jahren der ehe auch körperlich barock-fülliger wurde, und Louis XIII, der sich nie für einen sexuellen schwerpunkt entscheiden konnte, nicht mehr an die spanische - ob ihres jungen alters vermutlich sexuell noch unterentwickelte renaissance-kleiderhaken-figur erinnerte, die er beim ersten anblick attraktiv gefunden hatte...


    tatsache ist, dass Louis auch männliche pagen vernaschte, und jungen, burschikosen mädchen den vorzug gab, und die unglückliche, vermutlich obendrein ob der vernachlässigung kummerspeck anlegende gemahlin allein liegen liess...


    Anders der herzog von Buckingham, der dem barock-üppigen frauenbild zugetan war, die wohlgeformte junge königin sah, und zu ihr in leidenschaft entflammte. Da es ihm an selbstbewusstsein nicht mangelte, und er unentbehrlicher minister einer schwachen herrschaft war... Er machte ihr allerlei komplimente, trat wie ein pfau&märchenprinz auf, und warf juwelen unters volk (Porthos hat in meiner ungekürzten übersetzung perlen aufgehoben) kurz, er legte einig betörende, großtuerische auftritte hin, völlig in weiß gekleidet, perlen verstreuend und dergleichen...
    Da man ihm zugetragen hat, die scheidung des königlichen ehepaares wäre schon so gut wie unter dach und fach, (vielleicht hatte er auch in spanien versprochen, ihnen mit der verstoßung der infantin-königin einen kriegsgrund zu liefern) wollte er den könig in zugzwang bringen, und hat die königin unverschämt davon überzeugen zu versucht, als gefangene des französischen hofs mit ihm nach england und weiter nach amerika zu fliehen, dass schon damals nicht nur verbannungsort sondern auch als zufluchtsort für noncomformisten und romantische träumer galt.


    Alles war von ihm schon arrangiert, allein die königin, die nicht ganz ununterrichtet darüber gewesen sein dürfte, wie Heinrich VIII seine angeblich hochverräterischen frauen loswurde, und wie die geschichte mit Paolo & Francesca und auch andere italienische & spanische liebeshändel ausgegangen waren, war extrem unentschlossen. Sie war katholisch und ihrem gatten vielleicht aus sentimentalität noch immer gewogen (es hiess, sie hätte sein spontanes hochzeitsgeschenk, das er ihr beim ersten treffen gab, ein bündel straußenfedern, zeitlebens aufbewahrt, vielleicht war es von ihrer seite aus tatsächlich liebe auf den ersten blick - oder zumindest das glück, einen ob seiner jugend noch halbwegs feschen partner und nicht einen alten wiener onkel oder cousin bekommen zu haben, gewesen...)


    Wie auch immer: Madame, die vielleicht mit ihren huldbezeugungen zum engelsgleichen engländer nur ihren gatten eifersüchtig machen wollte, der seinerseits ihr seine verachtung zeigend ziemlich offen mit männchen und weibchen herumtändelte, sträubte sich plötzlich am halben weg gegen ihre entführung, und brach einen skandal los, der in der verhaftung und ausweisung des wartenden galans gipfelte...


    sie hatte nicht erreicht was sie wollte, denn Louis XIII kehrte nicht zu ihr zurück, sondern war nochmal zusätzlich beleidigt, dess sie es überhaupt wagte, zweideutige versprechungen und gunstbeweise wie begleitung zu kutschenfahrten an stürmische bewerber auszuteilen...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • ach ja, edit meint, nicht so ein inhaltlich mageres post: gemma einen, einen zweiten link dazu:


    das waren die männer, zwischen denen sie sich zu entscheiden hatte:


    http://en.wikipedia.org/wiki/G…s,_1st_Duke_of_Buckingham


    http://fr.wikipedia.org/wiki/Louis_XIII_de_France


    ah ja, angeblich unglücklicher liebhaber nummer3:
    http://fr.wikipedia.org/wiki/Henri_II_de_Montmorency


    ah, und selbiger war ein opfer der 'nachthemd'-gschicht (eine gewisse hochgeborene dame mit zugang zum kleiderschrank der königin hat Richelieu von seiner geplanten entmachtung und dem sturz des ihm gewogenen königs erzählt, und der holt rechtzeitig zum äh... gewissermassen staatsstreich aus)


    http://fr.wikipedia.org/wiki/Journée_des_dupes


    (wie immer bei Wiki lohnt es sich hier bei den einzelnen artikeln die sprache zu wechseln, denn die diversen nationalen versionen bringen interessante details... wer den besitz geerbt hat, was die person für eigenheiten hatte...)


    und noch eins:

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von Clare


    Sicher, aber dem Liebhaber ein Geschenk, das man vom eigenen Ehemann geschenkt bekam, zu schenken, empfinde ich schon als den Gipfel des schlechten Geschmacks. Schmuck, den sie aus ihrer Mitgift mitgebracht hat, hatte es auch getan, aber die Geschichte um eine interessante Verwicklung ärmer gemacht.


    Ja, und vor allem: sie weiß doch, auf welcher Seite der Kardinal steht und dass er um einiges gescheiter zu sein scheint als ihr Gemahl...


    edit: @ Text von Magna: ahja, die Königin scheint ja echt nicht soo gescheit zu sein, oder? Also, ich meine, dass Buckingham dann verhaftet wurde, nur weil sie sich nicht entscheiden konnte :bonk --> gefällt mir iwie nicht... Und des Königs Rumgetue gefällt mir auch nicht... Die Geschichte ist schon ein wenig tragisch, aber wenn die Königin es einigermaßen gescheit gemacht hätte, dann wäre sie jetzt geschieden und vermutlich glücklicher!?
    Naja, aber dann gäbe es ja diese Musketier-Geschichte nicht drumher, gell^^