Karnak-Cafe – Nagib Machfus

  • Unionsverlag, 2009, 127 Seiten
    Originaltitel: al-Karnak
    Aus dem Arabischen von Doris Kilias


    Kurzbeschreibung:
    Alt und Jung, Arm und Reich, Männer und selbst einzelne Frauen treffen sich im Karnak-Café, angelockt vom guten Kaffee und der schillernden Kurunfula, einer ehemaligen Tänzerin und Besitzerin des Cafés. Sie erzählen aus ihrem Leben, teilen Freude und Leid und manch müßiggängerische Stunde. Als drei junge Stammgäste plötzlich verschwinden und später verstört zurückkehren, ist es vorbei mit der heiteren Kaffeehausatmosphäre. Aus der einstigen Oase der Kameradschaft wird ein Ort des Argwohns, an dem sich die alte Vertrautheit zwischen den Menschen nur schwer behaupten kann.
    Entstanden kurz nach dem Sechstagekrieg 1967, ist Karnak-Café ein wichtiges Zeitdokument, das bis heute von beklemmender Aktualität bleibt.


    Über den Autor:
    Nagib Machfus, geboren 1911 in Kairo, gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart und gilt als der eigentliche "Vater des ägyptischen Romans". Sein Lebenswerk umfaßt mehr als vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen. 1988 erhielt er als erster arabischer Autor den Nobelpreis für Literatur. Nagib Machfus ist im Alter von 94 Jahren in einem Krankenhaus in Kairo gestorben.


    Über die Übersetzerin:
    Doris Kilias wurde am 22.7.1942 inmitten der Masurischen Seenplatte, also im heutigen Polen, geboren. Sie studierte Arabistik und Romanistik an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach dem Studium arbeitete sie als Redakteurin beim arabischen Programm des Rundfunks Berlin (DDR). Nach einem Aufenthalt in Kairo folgten 1974 die Promotion über ägyptische Kurzprosa und 1984 die Habilitation über algerische arabofone Literatur. Doris Kilias arbeitete danach als freie Übersetzerin in Berlin. 1999 wurde sie mit dem Jane-Scatcherd-Preis der Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet. Doris Kilias starb am 1.6.2008 in Berlin.


    Meine Meinung:
    Der kurze Roman Karnak-Cafe des ägyptischen Literaturnobelpreisträgers Nagib Machfus zeichnet sich dadurch aus, dass er mit einem einzigen Schauplatz auskommt. Dieses Cafe in Kairo versammelt einige Menschen um sich, es wird gespielt und diskutiert, vor allem über Politik.
    Der Erzähler gesellt sich zu den Leuten des Cafes, weil er in der Besitzerin eine Künstlerin vergangener Zeiten wiedererkennt, die er bewundert. Schon bald ist er Stammgast.


    Einige Leute, die das Cafe besuchten, verschwinden! Sie wurden verhaftet, verhört und gefoltert. Die Stimmung im Cafe verändert sich.


    Nagib Machfus nutzt die Dialoge in diesem Roman, um ein Gefühl der Zeit wieder zu geben. Eine Zeit die nicht sehr gemütlich war. Machfus scheut sich nicht, im Cafe Opfer und Täter aufeinanderprallen zu lassen. Aber er wählt die Form der Diskussion dazu, bei ihnen entsteht ein Dialog. Das ist schon ungewöhnlich.
    Durch die gewählte Erzählform bleibt für den deutschen Leser einiges abstrakt, anderes ist einleuchtend. Der Roman wurde 1971 geschrieben und erschien wegen seiner politischen Brisanz erst 1974.


    Ein aufschlussreiches Nachwort ist in dem Roman enthalten.


    ASIN/ISBN: 3293205011