'Exodus' - 1. Buch

puuuh... hart, aber ehrlich...
nun, heike, wenn ich mich recht erinnere, kommt im nächsten teil zwar noch ein - sehr ausführlicher - rückblick und zwar über den vater und den onkel von ari ben kanaan, aber da geht es nicht um kzs sondern um die flucht der beiden aus russland und den aufbau einer existenz in palästina.
und damit sind wir dann beim thema, wie die schaffung des staates israel durch die vereinten nationen die heutigen probleme initiierte.
ich persönlich war zwar immer der meinung, dass ich das, was andere erlebt bzw nicht überlebt haben, zumindest lesend aushalten sollte, selbstverständlich respektiere ich aber auch andere auffassungen und verstehe dein übersättigungsgefühl. vielleicht könntest du ja, bis du in der jetztzeit des buches, also beim eintreffen von kitty im kibbuz, eingetroffen bist, mit "querlesen" überbrücken?
auf jeden fall scon einmal danke, dass du es überhaupt versucht hast!
und natürlich auch dir eine gute nacht...

Zitat

Original von krokus
ich persönlich war zwar immer der meinung, dass ich das, was andere erlebt bzw nicht überlebt haben, zumindest lesend aushalten sollte,

Jetzt könnten wir natürlich herrlich über die unterschiedlichen Erziehungen von Männern und Frauen diskutieren
Ich wurde so erzogen, mitzufühlen.

Manchmal von Nachteil, manchmal von Vorteil.
Grundsätzlich kann ich alles lesen, wenn in meinem Kopf dazu keine Bilder entstehen.

(Was aber auch heißt, keine Krimis, keine Thriller. Habe im Dienst -Polizistin- genug gesehen, kenne ich live und in Farbe)

was das jetzt mit männern und frauen zu tun haben soll, weiß ich nicht.
ebensowenig erschließt sich mir der zusammenhang mit der erziehung.
ob ich zum mitfühlen erzogen wurde, weiß ich nicht, ich glaube aber, mitfühlend zu sein. allerdings ist es möglich, dass ich über dieses buch inzwischen nach gefühlten 20x lesen im laufe der jahre sowie dem drumherumwissen und der mehrmaligen filmbetrachtung scheinbar emotionslos schreiben kann. deinem posting hingegen stehe ich irgendwie hilflos gegenüber. ich frage mich, ob du die zitierte bemerkung als (ab)wertung oder gar angriff interpretiert hast - was sie keinesfalls sein sollte!
zu deiner beruflichen tätigkeit hast du meinen vollen respekt.

vielleicht kann ich es mit einem beispiel verdeutlichen:
dieses gefühl, etwas lesend aushalten können zu müssen, machte ich mir zum ersten mal bewusst, als in meinem bekanntenkreis jemand das buch von sabine weigand "seelen im feuer" - da geht es um hexenprozesse - abbrach wegen der gräueltaten. etwa zeitgleich lehnte jemand anderer das varus-buch von iris kammerer ab, weil die dortigen kampfszenen zu eindringlich wären. da dachte ich, dass wir heutzutage teilweise sachen lesend nicht ertragen zu können vermeinen, die für menschen früher bittere realität waren. nur, um kein missverständnis aufkommen zu lassen: es liegt mir fern, bücher zu favorisieren, weil sie "schön blutig" sind. gleiches gilt für tv-serien. wobei ich zugegeben muss, dass mir die stieg larsson-trilogie ausnehmend gut gefiel, aber eher als gesamtkunstwerk und nicht wegen der vorgekommenen brutalszenen.
so, das ist jetzt ein wenig lang geworden, aber das war es mir wert.
ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

edit: aus einer ines eine iris gemacht

Huhu!

Zur Erklärung:

Wenn ich ein Bild im Kopf habe, fühle ich wirklich mit.
Zum Beispiel, als Dov vor der Gaskammer steht.
Als Jugendliche mußte ich Filme angucken, in denen so eine Situation vorkam.

Wenn ich das lese, steht nicht Dov vor der Gaskammer und hört die Leute sterben, sondern ich stehe da. Ich muß hinterher die Leichen rausholen...
Sowas kann ich nicht lesen, das geht nicht! Ich bin psychisch fix und alle.

Anders zB ein Nazi schmeißt Babys hoch und probiert aus, wie oft er drauf schießen kann, bevor sie wieder auf dem Boden aufkommen.
Da habe ich kein Bild dazu, kam in keinem Film vor, ich habe keine Kinder.
Da fühle ich nicht mit, darüber lese ich hinweg.

Ich möchte Dich überhaupt nicht angreifen, liegt mir fern, ich finde es faszinierend, wie unterschiedlich Leute auf bestimmte Szenen reagieren.

Meine Erfahrung mit der unterschiedlichen Erziehung von Männern und Frauen:
Bei Jungs kenne ich das, daß es heißt: ein Indianer kennt keinen Schmerz, da mußt Du durch, stell Dich nicht so an, was ist mit Dir los, kannst Du das nicht ab, Weichei...
Bei Mädchen wird es eher akzeptiert, daß sie mal heulend wegrennen, daß sie sich bei blutigen Szenen bei Filmen die Augen zuhalten, es wird aber auch erwartet, daß eine Frau eine andere Frau umarmt, um ein Mitgefühl zu zeigen.

Emotionslos zu schreiben oder etwas zu berichten ist, mir zumindest, nicht möglich.

Bei TT gab es eine Diskussion über die Pressekonferenz nach der Panik bei der Loveparade.
Von allen Frauen kam die Meinung, daß die Leute dort eiskalt waren, es sie nicht im Mindesten interessiert hat, daß da jetzt 19 Menschen zu Tode kamen. Einfach weil kein Gefühl gezeigt wurde, da hat keiner gesagt: ich bin so fertig, ich kann mich gar nicht ausdrücken. Daß die Frauen, die da mitdiskutiert haben, die Leute der Pressekonferenz verachten, weil sie so eiskalt und menschenverachtend gesprochen haben, ist mMn so verständlich.
Ich dachte mir nur: typisch Mann! So erzogen, keine Gefühle zu zeigen, sondern eher Daten und Fakten runterzubeten.

Jetzt muß ich noch schnell einkaufen, sonst gibt es heute kein Brot

So, bin jetzt auch wieder da. Habe mich in den letzten Tage damit beschäftigt, was Flavius Josephus gegen Apion vorzubringen hat. Aber so weit zurück wolltest du nicht, hef, oder?

Zitat

Wenn ich das lese, steht nicht Dov vor der Gaskammer und hört die Leute sterben, sondern ich stehe da. Ich muß hinterher die Leichen rausholen... Sowas kann ich nicht lesen, das geht nicht! Ich bin psychisch fix und alle.

So ähnlich ist es mir mal bei einem Bericht eines Überlebenden gegangen. Ich habe das Buch nach wenigen Seiten weggelegt und nie wieder gelesen. Allerdings funktioniert das ohne Bilder. Die entstehen beim Lesen.

@ Heike & all
Ich habe 1980 Abi gemacht - LK Geschichte und von Überdosierung keine Spur. Keine Filme, keine KZ-Besuche. Dich, Heike, hat's da wohl "arg erwischt". Aber in den letzten Jahren hat das Bedürfnis der Lehrer nach einer intensiven Behandlung dieser schrecklichen Jahre wohl wieder nachgelassen. Meine Tochter, die geboren wurde, als du Abi gemacht hast, hat jedenfalls keine Übersättigungsanzeichen, und - wie ich schon geschildert habe - etliche ihrer Freunde und Bekannten auch nicht... Eher ein unglaubliches Unwissen.

Ich freue mich jedenfalls auf die Fortsetzung der Leserunde.

@ heike:
ich kann deinen ausführungen folgen, wenn ich sie auch nicht vollständig teilen kann. aber das muss ja auch nicht sein. trotzdem, und das meine ich keinesfalls ironisch, ist es gut, dass wir mal darüber "gesprochen" haben, denn auch mich interessiert es immer wieder, wie unterschiedlich menschen auf bestimmte dinge reagieren.

@ tonio: schön, dass du dich wieder eingefunden hast.

...Raketen auf Eilat und Akkaba, Schusswechsel an der Grenze zum Libanon....

EXODUS ist parat und noch lange kein Schnee von gestern....

euer hef

das ging mir in den letzten tagen auch mehrmals durch den kopf, hef.
danke, dass du den thread mit deinem hinweis mitgeholfen hast, in erinnerung zu rufen. ich denke mal, dass maikaefer, wenn die leserunde zu trix solier abgeschlossen ist (dort gab es ja freiexemplare zu gewinnen, aber dazu war eine aktive teilnahme voraussetzung), vielleicht hier auftauchen wird. und vielleicht meldet sich auch heike wieder. was aber mit beri ist... keine ahnung.

Zitat

Original von krokus
...besonders berührt hat mich in der dänemarkpassage immer die - inzwischen durch andere quellen bestätigte - schilderung, wie der damalige dänische könig reagierte, als die nazis schließlich auch dänemark überrollten und bestimmten, dass alle juden den gelben stern zu tragen hätten: für ihn gäbe es keinen unterschied zwischen juden und nichtjuden und er fordere alle loyalen dänen auf, es ihm gleich zu tun und einen judenstern zu tragen.
...
als ich das buch zum ersten mal las, vermutete ich eine liebesgeschichte, die sich zwischen kitty und mark anbahnte - und fand das ganze ziemlich langweilig. so langweilig, dass ich abbrach und erst einige zeit später bei einem neustart weiterlas. zum glück. denn bald hatte das geschehen mich gepackt. trotz einiger längen wie zB die verhandlungen mit mandria, aber es hat schon alles irgendwelchen sinn.
...

So, ich hole den ersten Leseabschnittsthread mal aus der Versenkung!
Muss man dazu, wenn er nicht gerade vom Vorschreiber auf die Portalsseite katapultiert wurde, eigentlich immer in die Tiefen des Archivs klettern oder kommt die Leserunde vorübergend irgendwie "hoch"?
Den ersten zitierten Abschnitt kann ich voll :write, krokus!
Das geht mir bei jedem Lesen ganz genauso. Eine Fußnote der Weltgeschichte, die mir eine Gänsehaut beschert.
Dem zweiten Abschnitt stimme ich ebenfalls zu: Als mir das Buch damals empfohlen wurde und ich dann auf den verliebten Mark stieß, war ich zuerst irritiert bis enttäuscht.
Schauen wir mal, wer wann bei dieser Auflebensrunde zu uns stößt...

Ich hab gestern auch angefangen musste mich etwas einlesen aber prompt hab ich heut Nacht von Kitty geträumt. Ich hatte mir die ganz anders vorgestellt, als sie im film dann war.

Nachdem ich mich wieder an den Stil gewöhnt hatte, ging es gut. Ich finde Uris kann ziemlich gut in kurzer Zeit ein Bild von jemanden zeichnen oder von dessen bisherigem Leben.

Bin dann aber eingeschlafen also beim dänischen König bin ich noch nicht aber die Male vorher fand ich das auch einen schönen Zug und dass alle mitgemacht haben natürlich.

Ich weiß jetzt allerdings nicht ob es, wenn es die Deutschen auch so gemacht hätten, viel genützt hätte.

Die Dänenaktion ist bemerkenswert.

Vom KZ ins Internierungslager, was muss da in den Köpfen der ehemaligen Insassen vorgegangen sein.

Ich finde es nach wie vor Einzigartig, wie Uris in so kurzen Abschnitten/Lebensläufen soviel Information unterbringt. Wie jetzt bei Karen, als er die Namen verschiedener Naziverbrecher nennt und ihr "Vorlieben". Erschreckend in ihrer Vielzahl und einfach nur der pure Horror.

Kitty fand ich schon immer etwas seltsam, kam mir jetzt wieder in Erinnerung, als sie sich so stur gezeigt hat, was die Betreuung der Juden betrifft.

Ari, nun der Superheld schlechthin, aber ich glaube er steht stellvertretend für viele damals.

Die Exodus ist beladen. Die Engländer sind in Zugzwang. Ganz schön clever von Ari.

Dovs Schicksal und die Erklärungen dazu treffen mich immer wieder. Eigentlich finde ich es von mal zu mal schlimmer und unvorstellbarer.

Das 1. Buch habe ich mittlerweile geschafft. Durch die vielen Seiten (und bei meiner Ausgabe durch die kleine Schrift) dauert es doch ziemlich lange, bis das Ende des Abschnitts erreicht ist.

Ich lese das Buch zum 2. Mal - und ich wußte nicht mehr viel darüber.
Die vielen Daten sind am Anfang gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile lese ich das Buch sehr gerne, auch wenn die vielen Namen zwischenzeitlich schwierig sind.

Karen gefällt mir sehr gut und ich finde es schön, daß Sie Dov (der ja wirklich ein furchtbares Leben bisher hatte) eine Chance gibt und ihn aus der Reserve lockt.

Ari ist gut dargestellt - ich bin schon neugierig auf seine Geschichte! Im Moment ist er mir zuviel "Held". Ob er und Kitty noch eine gemeinsame Geschichte haben werden?
Kitty's Leben wurde ja schon erzählt - und ich kann nachvollziehen, dass sie nach den Schicksalsschlägen sich ein neues Leben aufgebaut hat. Ob sie dabei unbewußt ihre verstorbene Tochter sucht, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall engagiert sie sich - in dem Lager mit seinen Menschen sicher nicht einfach!

Die Exodus - ein Schiff voller Kinder. Aufsehen hat sie auf jeden Fall erregt - sicher auch durch den Hungerstreik. Und das Ziel, nach Palästina auszulaufen, hat sie auch erreicht.

Ich bin neugierig, ob Sutherland (der Sohn einer Jüdin) noch eine weitere Rolle spielen wird....

Gestern Abend habe ich das 1. Buch beendet und ich bin doch recht beeindruckt von dem bisherigen Geschehen.

Der Plan, 300 Kinder auf die Exodus zu bringen und damit die Überfahrt nach Palästina zu erzwingen, ist schon ambitioniert. Aber mir tun diese Kinder auch sehr leid. Sie haben in ihren Leben ja noch nicht viel mehr als Lager"leben" erlebt. Sehr berührt hat mich Dovs Geschichte.

Es muss wirklich ausgesprochen schrecklich für die die Lager überlebenden Juden gewesen sein, keiner wollte sie, überall waren sie unerwünscht. Und jetzt auf dem Schiff erst der Hugerstreik und dann auch noch die Selbstmorddrohungen.

Ich freue mich schon auf weitere Lesestunden heute Abend.

Zitat

Original von bibliocat
Das 1. Buch habe ich mittlerweile geschafft. Durch die vielen Seiten (und bei meiner Ausgabe durch die kleine Schrift) dauert es doch ziemlich lange, bis das Ende des Abschnitts erreicht ist.

Ich lese das Buch zum 2. Mal - und ich wußte nicht mehr viel darüber.
Die vielen Daten sind am Anfang gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile lese ich das Buch sehr gerne, auch wenn die vielen Namen zwischenzeitlich schwierig sind.

Meine Schrift ist ebenfalls sehr klein, dass ich abends spät im Bett echt Schwierigkeiten habe.

Ich versuche mal meine ISBN einzugeben. Das Exemplar ist von 1976, da hab ich es zum zweiten Mal gelesen. Das erste Mal war es aus der Bücherei.

edit sagt, mein Buch sieht ganz anders aus.

Ja, die kleine Schrift stört mich auch. Abends im Bett habe ich es aufgegeben zu lesen - da bin ich einfach zu müde...

Ja, die Schrift ist mir auch etwas klein, ich habe auch die von Findus verlinkte Ausgabe. Es liest sich mühsam. Ich hatte aber eher meine Brille in Verdacht, da ein Besuch beim Optiker auch mal wieder fällig ist und mich Lesen im Moment etwas mehr anstrengt als sonst..

Mein Exemplar ist zudem noch total vergilbt, macht es auch nicht einfacher.
Nach über 40 Jahren kein Wunder

Kurzer Zwischenstand, ohne vorherige Beiträge gelesen zu haben.

Ich habe gerade Karens Geschichte gelesen und musste mehrmals schlucken. Schon hart, wie das beschrieben wurde. Dabei ist es ja eigentlich eine Geschichte in einer Geschichte, aber ich fand das so eindringlich beschrieben, dass ich mich kaum von den Seiten lösen konnte - auch wenn es wirklich grausam ist. Jetzt stellt sich mir die Frage, wieso Kitty nur unter der Bedingung arbeitet, dass Karen bei ihr bleibt. Sie kann sie ja eigentlich nicht an ihre tote Tochter oder so erinnern, die war ja viel jünger. Mal sehen wie es da weitergeht.

Insgesamt gefällt mir dieses Mammutwerk bisher wirklich sehr gut und ich lese doch recht schnell, wenn ich denn dann mal die Zeit finde, mich hinzusetzen und das Buch aufzuschlagen. Hätte ich bei dem Wälzer so nicht erwartet.