Nächste Woche, vielleicht - Alberto Nessi

  • Gebundene Ausgabe: 169 Seiten
    Verlag: Limmat Verlag; Auflage: 1., Aufl. (März 2009)


    Kurzbeschreibung:


    «Ich heisse José, bin einunddreissig Jahre alt und Buchhändler in Lissabon. Ich bin lungenkrank und will die Welt verändern.» Mit diesen Worten stellt sich der Protagonist José Fontana im neusten Roman von Alberto Nessi vor. Er erzählt von seiner Kindheit im Tessin, von der Zeit als Uhrmacherlehrling in Le Locle und seiner Emigration nach Lissabon, wo er den Sozialismus in Portugal kennengelernt hat und zur historischen Buchhandlung Bertrand fand.


    Einmal mehr gelingt es dem Tessiner Schriftsteller Alberto Nessi, eine historische Figur zum Protagonisten seines Romans zu machen und mit der ihm eigenen Menschlichkeit dessen Geschichte zu erzählen. Die Auswanderung aus der Armut im Tessiner Tal ist ebenso Thema wie die Welten, die sich José in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts öffnen


    Über den Autor:
    Alberto Nessi, geboren 1940 in Chiasso. Lehrerseminar in Locarno und Studium in Fribourg. Lebt heute als freischaffender Autor im Mendrisiotto.


    Meine Meinung:
    "Nächste Woche, vielleicht" ist kein historischer Unterhaltungsroman sondern ein anspruchsvolles Buch.
    Die Handlung umfasst die Jahre 1871 bis 1876 mit dem Buchhändler José in Lissabon, Portugal. Aber zwischendurch gehen Josés Erinnerungen zurück in die Zeit seiner Kindheit, als er in den Bergen Tessins, in Jura, Mitte des 19.Jahrhunderts aufwuchs. Damals hieß er noch Joseph. Auch durch Erzählungen und Briefe wird diese Zeit immer wieder in die Haupthandlung eingebracht. Nach dem Tod der Familie verlässt Joseph mit 16 Jahren Tessin um der Armut zu entgehen und wandert nach Portugal aus, dort engagiert er sich für den Sozialismus mit viel Sympathien für den Arbeitskampf gegen die schlechten Arbeitsbedingungen mit schlechten Lohn, gefährlich und ungesunden Jobs. Die Unternehmer griffen hart durch, mit Aussperrungen und Drohungen. Bei den Streiks der Bergarbeiter wurde sogar auf die Streikenden geschossen. Streiks der Weber, Tabakspflanzer und Eisenbahner folgen.


    Durch Gespräche und Geschichten anderer sowie einer zwischen den Kapiteln angesiedelten zeitgenössischen Passagen um den Autor, entsteht im Buch eine Vielstimmigkeit, die eine notwendige Komplexität erzeugt.


    Alberto Nessi besitzt einen ebenso schönen wie geschickt eingesetzten Stil. Die Humanität seiner Erzählfigur erzeugt neben den Problemen auch einen Blick auf die Schönheit Portugals und Tessin. Seine Gedanken sind aber auch durch seine lebensgefährdende lungenkrankheit geprägt. Das bringt Schwermut in den lyrischen Sound des Buches, das auch Gedichte in den Text integriert.


    Ich habe das niveauvolle Buch mit Begeisterung gelesen!