Venetia und der Wüstling - von Georgette Heyer

  • Kurzbeschreibung


    In "Venetia und der Wüstling" wird die Seite der Grazie ganz sicher von der klugen 25-jährigen Venetia Lanyon vertreten. Früh zur Waise geworden, muss sie sich nicht nur um ihren verkrüppelten Bruder Aubrey und das Familienanwesen kümmern, sondern sich ferner gegen den spröden Edward Yardley sowie manch anderen Anbeter zur Wehr setzen. Denn wie es so ist bei einer unschuldsvollen Dame von Welt: Geheiratet wird nur aus Liebe. Und der verfällt sie, als sie zufällig ihren Nachbarn Lord Damerel kennen lernt - freizügig, charmant und ein mustergültiger Vertreter der freien Sitten. Venetia will dem attraktiven Wüstling nicht verfallen, aber da ist es schon zu spät …




    kamelin meint


    Mit dem beschaulichen Leben der 25-jährigen Venetia Lanyon ist es vorbei, als ihr Nachbar, der “Verruchte Baron” alias Lord Damerel, für einige Wochen sein Anwesen besucht. Diesen lasterhaften Spitznamen haben Venetia und ihr Bruder Aubrey ihm gegeben, weil in der Grafschaft die schlimmsten Gerüchte über Damerel kursieren: Pferderennen, Trinkgelage, Liebschaften mit verheirateten Damen ... So ist es kein Wunder, dass der skandalträchtige Lord von der Yorker Gesellschaft geschnitten wird. Keine anständige Familie empfängt ihn in ihrem Haus - mit Ausnahme von Venetia, der ihre würdigen aber langweiligen Verehrer gehörig auf die Nerven gehen.


    Nachdem sich zwischen den Lanyon Geschwistern und dem bekannten Londoner Wüstling eine lebhafte Freundschaft zusammenbraut, blasen die Nachbarn bei Venetias Verwandtschaft Alarm. Ihr besorgter Onkel kommt auch prompt aus der Hauptstadt angereist, um seine Nichte aus den Klauen des Halunken zu befreien und sie in die Londoner Gesellschaft einzuführen – und ihr nebenbei auch gleich einen angemessenen Gatten zu besorgen.
    Doch für Venetia ist es bereits zu spät. Sie hat ihre Schwäche für den Wüstling entdeckt, mit dem sie so wunderbar lachen kann, und der ihren Humor zu schätzen weiß.
    Allerdings steht dieser Liebesheirat nicht nur die pikierte Gesellschaft im Weg, sondern auch der Lord selbst.
    Damerel möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass Venetia seinetwegen von den führenden Familien Englands gemieden werden könnte.
    Der Konflikt ist also vorprogrammiert, und dem Paar steht ein steiniger Weg voller ungebetener Ratschläge, unerwünschten Einmischungen und unbesonnener Heiratsanträge bevor.



    Du liebe Zeit, was habe ich gelacht! Das ist einer der humorvollsten Georgette Heyer Romane, den ich bisher gelesen habe - und witzig sind sie ja alle. Der fein geschliffene Wortwitz hat mich bereits auf der ersten Seite angesprungen, und mir über 428 Seiten ein Dauergrinsen, leises Seufzen und endloses Gekichere beschert.
    "Venetia und der Wüstling" ist ein phantastisch geschriebener Roman, mit viel Liebe zum Detail und immer neuen und überraschenden Wendungen, die für mich als Leserin vollkommen unerwartet kamen. So blieb der Spannungsbogen bis zum Schluss hoch, während ich mit bangem Blick auf die schwindende Seitenzahl geschielt habe.
    Wie in allen Georgette Heyer Geschichten, war auch dieses Buch mit entzückend verschrobenen Persönlichkeiten gespickt, die man einfach nur gernhaben muss.


    Ein wundervoller Roman - von der ersten bis zur letzten Seite - den ich allen Regency-Fans wärmstens empfehlen kann.



    10/10 Punkte



    Edit: ISBN

  • My favourite.
    :grin



    Die Personen sind köstlich. Ich liebe diese Schwägerin. Und besonders ihre Mutter.
    Oswald!
    Und die besorgte Tante in London.
    Und Sir Lambert mit Gemahlin. Die morgendliche Szene im Ankleidezimmer! ;-)
    Und selbstverständlich Damerel.
    :lache


    Was ich an 'Venetia' bewundere, ist, daß es eine reine Liebeskomödie ist, aber zugleich einen ernsten Unterton hat. Es enthält einiges an Kritik am Gesellschaftssystem (Rolle der Frau in unterscheidlichen Variationen), was sonst bei Heyer nicht üblich ist, es hat eine ganz besondere Heldin, Venetia ist wirklich ein Wurf.
    Es ist perfekt durchgearbeitet, mit einigen running gags. Es ist sparsam gearbeitet, mit einem geradezu genialen Blick für die entscheidenden Situationen.
    Landschaft und Wetter sind stimmig eingefügt. Es ist so ein richtig goldener Herbstroman.
    Aus guten Gründen seit vielen Jahren mein unangefochtener Liebling.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Oh ja, der gehört auch zu meinen Heyer Lieblingen.
    Nur Eskapaden und Heiratsmarkt fand ich noch besser.
    Aber die drei sind meine ewigen Favoriten. :anbet

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Meine Mutter hat die Georgette-Heyer-Romane immer mit großer Begeisterung gelesen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann hatte sie wohl fast alle Bücher dieser Autorin in ihrem Bücherschrank stehen. Mir haben die Krimis von Georgette Heyer dagegen sehr gut gefallen. Krimis in bester "Old-England-Tradition".

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von magali
    Aus guten Gründen seit vielen Jahren mein unangefochtener Liebling.


    Mich hat es völlig kalt erwischt - den kannte ich gar nicht. Du kannst dir also lebhaft mein Gesicht beim Lesen vorstellen: :yikes


    Voltaire
    Mein erster Heyer war "Der Eroberer", ein Mix aus Biographie und Fiktion. Ihre anderen Romane kannte ich gar nicht, bis mir jemand gesagte hat, dass er bis zu meiner Rezi gar nicht wußte, dass Heyer auch noch etwas anderes als Liebesromane geschrieben hat. Darauf ich: "Liebesromane? Was für Liebesromane?" ;-)
    Nach "Der Page und die Herzogin" war ich süchtig ,o)


    Lilli
    Hmmmm, Reihenfolge der Lieblinge ist echt schwer. Vielleicht:
    "Der Page und die Herzogin"
    "Venetia und der Wüstling" und
    "Die bezaubernde Arabella" - ach, und natürlich
    "Lord Sherry" und äh ...
    "Die Vernunft-Ehe" ... ach je ...

  • @ booklooker
    Ja die neuen Cover sind so hässlich.


    @ kameliln
    Der Page und die Herzogin war auch große Klasse, aber die Fortsetzung "Eskapaden" fand ich noch viel besser. Der Sohn von Leonie und Justin ist einfach zum niederknien.
    Die bezaubernde Arabella und Lord Sherry gehören für mich auch zu den besten Heyers. Und natürlich Die drei Ehen der Grand Sophy (Sophy und Charles waren für mich bisher das witzigste Paar).


    Es gibt nur zwei Heyer die ich nicht mag "Bath Tangle" und "Die Vernunftehe".

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Es gibt nur zwei Heyer die ich nicht mag "Bath Tangle" und "Die Vernunftehe".


    Die Vernunft-Ehe??? Oh nein, das kann nicht sein! Wie kannst du die kleine stotternde Horatia nicht zum niederknien finden? Und wie ihr Mann den Bösewicht in den See (oder war es ein Teich?) geschupst, und sich danach verkleidet hat?
    Das war eine so süße Szene!!

  • @ kamelin
    Nö, diese dumme Nuss ging mir unglaublich auf die Nerven.
    Ich mag ihre Bücher mit den klugen und (für die Zeit) ungewöhnlichen Frauen lieber.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • :yikes Ok, es ist absolut außerhalb meines Beuteschemas, und ich bin auch nur neugierig geworden, als ich die Eulen sah, die hier im Thread geschrieben haben...und warum sollte ich nicht auch mal experimentieren?
    Das Buch ist bestellt und ich bin fürchterlich gespannt. :grin

  • *abroll*
    Okay, jetzt bin ich fürchterlich gespannt, was du dazu sagen wirst. Wobei ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass du diesen Roman nicht herzerweichend schön finden wirst.
    Falls ich mich dennoch täuschen sollte, lade ich dich im Oktober zu einer Tasse Baldriantee ein ;-)

  • Durch die Büchereulen bin ich jetzt auch noch in einem Georgette Heyer- Fieber. :lache. Ohne euch wäre ich wahrscheinlich nie darauf gekommen, ein Buch mit einem solchen Cover zu lesen. ;-)
    "Venetia und der Wüstling" war mein 4. Heyer Roman und um ehrlich zu sein, könnte ich gleich mit dem nächsten anfangen. Irgendwie sind sie zwar alle sehr ähnlich, aber trotzdem sehr amüsant.
    Auch hier fand ich die Protagonisten wieder sympathisch (besonders den Wüstling :lache). Da sieht man mal wieder das jede Geschichte zwei Seiten hat.
    Die Story an sich, war zwar vorhersehbar (was für mich in diesem Fall keine Kritik sein soll), aber wie ihr schon geschrieben habt, voller Witz und Gefühl.

  • Toll, nu bin ich auch neugierig geworden und meine Wunschliste ist schon wieder länger geworden.


    Aber das hier klingt einfach zu schön und ich kann mir gut vorstellen, damit im Herbst/Winter, wenns schön kalt draußen ist, Kanne Kaffee und damit auf dem Sofa zu sitzen und drin zu versinken - also im Buch nicht im Kaffee :grin

  • Zitat

    Original von Voltaire
    ... Mir haben die Krimis von Georgette Heyer dagegen sehr gut gefallen. Krimis in bester "Old-England-Tradition".


    @ Voltaire:
    ich wusste zwar von einer (roman)biografie ("der eroberer"), aber von keinen krimis. kannst du einen als versuchsballon besonders empfehlen?

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain