'Die Gauklerin von Kaltenberg' - Seiten 213 - 258

  • Die Vergewaltigung fand ich auch sehr schlimm :-( interessieren würde mich dazu @ Julia, ob das zu dieser Zeit geduldet und als " normal " angesehen wurde, dass Frauen die keinerlei Stand hatten als Freiwild angesehen wurden und das es keine rechtliche Relevanz hatte.


    Nach dem Tod von Falconet ist jetzt nur noch Eva da, aber als Frau in keinster Weise ein Beschützer für Anna.


    Vermisst habe ich Raoul, wie alle anderen hier werde ich da auch schwach :-)

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Guten Morgen zusammen! Das geht ja wirklich schnell und macht richtig Spaß mit Euch!


    Zu Deiner Frage, Zen-71: Ja, leider war das normal, dass eine Frau, die auf der Straße lebte, mehr oder weniger Freiwild war. Gaukler hatten in den meisten Gegenden so gut wie keine Rechte, und selbst wenn - die einzuklagen war schwer. Generell hat man gesagt, wenn eine Frau auf Reisen geht, wird sie kaum unberührt zurückkommen. Und nicht nur, weil die Sitten auf Reisen lockerer waren (keine Mama oder Schwiegermama dabei, die auf einen aufpasst :-) In den Carmina Burana gibt es viele Schilderungen körperlicher Liebe, und oft wird die Frau nicht gefragt, ob sie es überhaupt will. Im Gegenteil: "Für sie war es hart, für mich war es gut", sagt ein (männlicher) Dichter über einen Quickie. Insgesamt wird in der mittelalterlichen Literatur beim Sex oft Gewalt angewendet, nicht nur bei Gauklerinnen. Deshalb kam ich um diese Szene leider nicht herum. Es wäre unrealistisch gewesen, wenn Anna das nie passiert wäre. Ehrlich gesagt war es auch hart, das zu schreiben. Aber die Frauen, die auf der Straße lebten, mussten lernen, mit sexueller Gewalt klarzukommen. Deshalb glaube ich, dass diejenigen, die es geschafft haben, sehr stark gewesen sein müssen.
    Anna und Raoul sind jetzt beide an einem absoluten Tiefpunkt. Beide haben um etwas gekämpft und scheinbar verloren. Dennoch .. Krisen, auch wirklich schreckliche, sind oft das einzige, was uns weiterbringt ... mal sehen, wie Anna damit fertig wird.
    Raoul wird uns sicher noch einmal begegnen, Mädels :wave Ich glaube, er sortiert sich gerade backstage wieder zusammen ...

  • Mir macht das sehr viel Spaß die Erklärungen zu lesen. Sowohl zum Lebensstil dieser Zeit, wie auch zu all den anderen Hintergründen. Ganz grosses DANKESCHÖN! von mir. Ich hab es ja jetzt fertig gelesen, aber da ich eine ziemliche Niete bin was Zusammenfassungen betrifft schreib ich dann später zu den verbleibenden Seiten etwas


    :wave

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    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • da hast du recht, ich habe Steffen nur nie als Annas Beschützer wahrgenommen. Zu gross waren für mich die Unstimmigkeiten der beiden am Anfang


    :wave

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    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Zitat

    Original von Zen-71
    da hast du recht, ich habe Steffen nur nie als Annas Beschützer wahrgenommen. Zu gross waren für mich die Unstimmigkeiten der beiden am Anfang


    :wave


    richtig, allerdings ist er bei der Truppe dabei .. :-)

  • Gerade bei diesen Truppen hatte ich an einen stärkeren Zusammenhalt gedacht. Aber wahrscheinlich war es eine Zeit, in der jeder zuerst an sich denken musste, um überleben zu können


    :wave

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    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Zitat

    Original von Zen-71
    Gerade bei diesen Truppen hatte ich an einen stärkeren Zusammenhalt gedacht. Aber wahrscheinlich war es eine Zeit, in der jeder zuerst an sich denken musste, um überleben zu können


    :wave


    Ja, stimmt. Die Hungersnot dieser Jahre hat enorm viele Todesopfer gefordert, 1315 war ja nicht das erste harte Jahr. Und die Truppe ist ja noch nicht so lange zusammen, die regeln noch das eine oder andere - zum Beispiel, ob Steffen einen Anspruch auf Anna hat, da sie ja solo ist :-) Ich fand es spannend, weil sich in so einer Krise zeigt, wie jemand wirklich ist: die ganze Bandbreite zwischen menschlich und grausam. Lotterpfaffen waren als asozial verschrien: es hieß, sie würden noch einem bettelnden Kind das Brot aus dem Mund pulen. Mal sehen, ob Steffen die Kurve kratzt ... :-)


    ... die Erklärungen sprudeln nur so raus! Offenbar stellt Ihr die richtigen Fragen, sonst wäre das nicht so :-) Danke auch an Euch!

  • Jo, wirklich ein kurzer Abschnitt. Ich hatte also mit meiner einen Vermutung recht, dem Bischof gefiel Annas Lied und er hat sie sich als seine persönliche Gauklerin geholt. Entgegen meinen Erwartungen hat er jedoch allerdings nicht versucht sich ihr körperlich zu nähern. Potzblitz, ein ehrenwerter Mann? :gruebel Na mal sehen ob er nochmal auftaucht nach diesem Abschnitt. Der Hofnarr verfolgt offenbar eigene Ziele, es hat fast den Anschein als stünde auch er in Friedrichs Diensten. Oder er ist einfach nur sauer, weil er seinen Einfluss auf den Bischof verloren hat?


    Raoul erfährt, dass sein Vater ein verurteilter Mörder ist. Somit kann er nie die Ehre und das Ansehen erlangen, nach denen er offenbar sein Leben lang gestrebt hat. Ein harter Schlag für ihn, er ist förmlich am Boden zerstört und würde am liebsten gegen die ganze Welt und ihre Ungerechtigkeit in die Schlacht ziehen. Meine Vermutung ist, dass man Raouls Vater den Mord an Ulrichs Onkel ankreidet (wurde mal erwähnt als Ulrich dessen Schwert in der Hand hatte) und deshalb die Burg als Sühnepfand übergeben wurde. Aber kann man Gernot so weit trauen, dass der Vater inzwischen wirklich tot ist? Er floh nach Tirol, das glaub ich sogar noch, aber ob er wirklich gehängt wurde? Wenn ich aus dem Wenigen, was wir bis jetzt erfahren haben mal ganz wild spekulieren sollte, würde ich folgendes sagen: Ulrichs Onkel hat Raouls Mutter getötet (vermutlich auch nicht unbedingt das, was als "ehrenhafte" Frau für damalige Sitten galt), daraufhin hat Raouls Vater seine Geliebte gerächt, war aber durch den Verhaltenskodex im Unrecht und wurde nun seinerseits als Mörder gesucht und musste fliehen. Klein-Raoul wuchs allein und verbittert auf. Der Deutschherren-Ritter kannte die Geschichte wohl, ich vermute immer mehr, dass er ein Freund von Raouls Vater und mit ihm im Heiligen Land war. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass seine gehässige Bemerkung Ulrich gegenüber ("Es ist Eure Familie, die am liebsten gegen Frauen kämpft") eben nicht nur auf Anna bezogen war... weiß der Deutschherr überhaupt von Annas Anklage? Könnte sich rumgesprochen haben.


    Anna trifft endlich ihren Ulrich wieder. Aber der anfängliche Verdacht bestätigt sich immer mehr. Für ihn ist sie ein wunderbares Lustobjekt, aber keinerlei zärtliche Gefühlsregungen sind zu erkennen. Es ist zwar verständlich, dass er sich nach jemandem sehnt, der nicht nur seine Ländereien begehrt, aber das erstreckt sich offenbar nicht auf tiefere Empfindungen. Im Gegenteil, er sieht in ihr eine Verführerin, hält sie für schamlos, was ihn enorm erregt. Dabei sehnt sich Anna nur nach etwas Liebe und Geborgenheit. Natürlich ist sie verletzt, wo sie so darauf geachtet hat niemanden unter ihren Rock zu lassen, dass er sie ohne weiteres mit einem anderen verkuppeln würde um sie bequem in seiner Nähe zu wissen. Da merkt man dann, trotz der vielen Kümmernisse, immer noch das naive gutgläubige Mädchen.


    Aber das wird jetzt wohl langsam von ihr abfallen... sie muss einsehen, dass sie für Ulrich nicht so unverzichtbar ist, wie er für sie. Und auch die Gruppenvergewaltigung durch den Fraß und seine Mannen wird einen großen Einfluss darauf haben, wie sie künftig die Welt sieht. Eine schlimme Szene, aber ich muss auch ehrlich sein, ich hab irgendwie drauf gewartet. Bei der Häufigkeit mit der Frauen geschändet werden, war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch Anna trifft. Alles andere wäre blauäugig gewesen. Um Falconet tut es mir sehr leid. Ich mochte den Gaukler mit dem Fuchsgesicht, auch wenn ich nicht begreife, warum er Anna den Hinweis mit dem Kloster nicht schon viel früher gegeben hat. Dann wäre seine Gruppe ganz elegant ein hungriges Maul losgeworden.


    Was ich mich zu den letzten Sätzen des Abschnittes auch noch frage... wieso ist Raoul schuld, dass Anna auf der Straße lebt? Nimmt sie ihm am Ende übel, dass er sie nicht einfach hat ersaufen lassen? :gruebel

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Die Vergewaltigung war echt schlimm, ich habe richtig mit Anna mitgelitten.


    Ich frage mich einfach nur: Wo bleibt Raoul um sie zu beschützen???


    Urlich habe ich irgendwie von Anfang an nicht getraut, ich glaube er suchte einfach nur eine Abwechslung zu seiner Frau.


    Das Falconet tot ist, finde ich sehr traurig, ich hatte ihn richtig gern. Steffen kann ich irgendwie nicht einschätzen :gruebel


    Auf jeden Fall ist es super spannend und ich werde gleich auch direkt :lesend


    Ich wünsche mir jetzt schon ein Happy End für Anna und Raoul :knuddel

  • So, wieder ein Motiv aus der Lebenswelt der Carmina Burana: ein bischöflicher Hof!


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Jo, wirklich ein kurzer Abschnitt. Ich hatte also mit meiner einen Vermutung recht, dem Bischof gefiel Annas Lied und er hat sie sich als seine persönliche Gauklerin geholt. Entgegen meinen Erwartungen hat er jedoch allerdings nicht versucht sich ihr körperlich zu nähern. Potzblitz, ein ehrenwerter Mann? :gruebel


    ...Sowas solls ja selbst im Mittelalter gegeben haben :-) Wobei die Tatsache, dass er Anna nicht unter den Rock will keineswegs heißt, dass er nicht woanders eine kleine Freundin haben kann :-) Der Sendlinger stammte aus einer Patrizierfamilie. Meistens hat es nicht viel geändert, wenn so jemand das geistliche Amt wählte. Ich habe mich also vorerst damit begnügt, dass er ein Faible für die Freuden seines Stands hat, wie Gaukler und Hofnarren ....


    Zitat


    Ich mochte den Gaukler mit dem Fuchsgesicht, auch wenn ich nicht begreife, warum er Anna den Hinweis mit dem Kloster nicht schon viel früher gegeben hat. Dann wäre seine Gruppe ganz elegant ein hungriges Maul losgeworden.


    ... Wird bisher in der Tat nur angedeutet, mehr dazu im nächsten Teil :-). Wir wissen schon, dass er das Blatt geklaut hat, aus einem Kloster. Kirchendiebstahl war ein schweres Verbrechen, er müsste um sein Leben fürchten - und es könnte ja sein, dass ihn der Hunger mal an den Ort des Delikts zurücktreibt. Da will er nichts riskieren. Und: er weiß etwas, das wir noch nicht wissen :-)


    Zitat


    Was ich mich zu den letzten Sätzen des Abschnittes auch noch frage... wieso ist Raoul schuld, dass Anna auf der Straße lebt? Nimmt sie ihm am Ende übel, dass er sie nicht einfach hat ersaufen lassen? :gruebel


    ... naja, wenn man am Boden ist sucht man erstmal Schuldige :-) Und Raoul hat ihr Dorf geplündert und sie auf die Burg getrieben. Sie hat ihn ja auch verdächtigt, selbst hinter der Anklage zu stecken, auch wenn er das leugnet. Raoul wird das sicher auch nicht so einfach schlucken. Ich denke, die beiden geraten noch aneinander.


    Jetzt fehlt aber noch etwas ganz wichtiges aus der Welt der Carmina Burana: die Tavernen!! Zumindest Steffen wird sich da sicher wohlfühlen ...

  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    Ein schrecklicher kurzer Abschnitt :-(



    Das muss erst mal verdaut werden...


    Da kann ich Tanzmaus nur zustimmen!


    Ich hoffe, daß Raoul bald wieder auftaucht, denn auf Ulrich kann sich Anna ja wirklich nicht verlassen.
    Der Bischof gefällt mir sehr gut - er holt Anna zu sich - und vertraut ihr auch ! :wave