Titel: Land der Väter und Verräter. Erzählungen
Autor: Maxim Biller
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Erschienen: Juni 2010
Seitenzahl: 378
ISBN-10: 3596185858
ISBN-13: 978-3596185856
Preis: 9.95 EUR
Das sagt der Klappentext:
Geschichten, wie sie die deutsche Gegenwartsliteratur eher selten erzählt: eine Kindheit in einem russischen Dorf 1941, ein verbissenes Liebesduell im Prag der Nachkriegszeit, eine literarische Detektivgeschichte im München der 90er Jahre, ein Vater-Tochter-Drama in New York. Ein mitreißendes Buch über traurige Überlebende, komische Lebenskünstler, verwirrte Wissenschaftler, abgefallene Kommunisten, freche Mädchen und verlogene Schriftsteller 16 Geschichten, die einen Roman des 20. Jahrhunderts formen. Sein eigentliches Thema: Wie hat das Grauen der Vergangenheit noch immer die Menschen der Gegenwart im Griff, und wie kann man davon erzählen?
Der Autor:
Maxim Biller, geb. 1960 in Prag, lebt seit 1970 in Deutschland. Er ist Schriftsteller und Journalist.
Meine Meinung:
Maxim Biller ist ein bemerkenswerter zeitgenössischer Erzähler, ein Erzähler der sich nie hat verbiegen lassen, der sich nicht am Publikumsgeschmack orientiert, sondern er ist jemand der das aufschreibt was in seinen Augen erzählenswert ist. Schnell wird dem Leser die Kompromisslosigkeit des Autors deutlich. Er will nicht um jeden Preis gefallen, er will gelesen werden, er will dass man sich als Leser mit seinen Geschichten auseinandersetzt. Maxim Biller ist Jude und er macht es sich wahrlich nicht leicht mit diesem „Jude sein“. Er verklärt die Juden nicht, unterstützt ihr Anliegen nur dann, wenn er es für sinnvoll erachtet. Immer wieder setzt er sich mit den Handlungen der Juden kritisch auseinander, aber immer auch trägt er das unglaubliche Leiden der jüdischen Menschen, nicht nur während des Holocaust, in seinem Herzen. Biller sieht das „Jude sein“ nicht als Fetisch.
Jede dieser Erzählungen vermittelt dem Leser ein Bild was jüdisches Leben, was jüdisches Denken wirklich bedeutet. Die Erzählungen sind in einer klaren Sprache geschrieben, manchmal ist diese Sprache sogar herb und spröde, aber immer ist die Sprache so, wie sie sein muss.
Der TAGESSPIEGEL meinte, dass man Maxim Biller „zuhören sollte“. Und der NEW YORKER bezeichnete Biller als „traurigen Optimisten“. Biller ist ein Schriftsteller der immer wieder mal aneckt, wobei das Anecken bei ihm ganz gewiss nicht Selbstzweck ist. Engagiert in der Sache, engagiert auch im Erzählen. Ein lesenswertes Buch.