Knaur-Taschenbuch 50649
Originalausgabe 01.07.2010
377 Seiten
ISBN 9783426506493
Es kann jeden von uns treffen.
Jeden Tag überall.
Ein unglücklicher Zufall genügt.
Und unser Leben ist nicht mehr das, was es einmal war.
In Hamburg laufen die Vorbereitungen für einen internationalen Gipfel „Klimaschutz statt Rüstungswettstreit“. Die Stimmung ist angespannt, da vor kurzen ein terroristischer Rache-Anschlag in Kopenhagen dem 50 unschuldige Menschen, darunter 15 Kindergartenkinder zum Opfer fielen.
Auch für Hamburg liegen ernstzunehmende Hinweise auf einen Anschlag während des Gipfels vor. Die Spuren von Kopenhagen weisen nach Hamburg.
Valerie Weymann, eine Hamburger Anwältin bringt ihre zwei Töchter zur Schule bevor sie weiter zum Flughafen fährt. Sie hat heute in London eine Geschäftstermin, geht aber davon aus, dass sie in 14 stunden wieder bei ihrer Familie ist.
Als sie am Flughafen am Geldautomat noch etwas abheben will, brach dieser die Transaktion ab „Auszahlung zur Zeit nicht möglich“. Muss die Kreditkarte in London herhalten. Da Valerie bereits am Vorabend per Internet eingecheckt hat, konnte sie die langen Schlangen am British Airways-Schalter umgehen und wurde durchgewunken. Am Sicherheitscheck für Flüge nach Großbritannien und die USA reichte sie dem Beamten ihren Ausweis. Dieser gibt ihre Ausweisnummer ein, studierte den Bildschirm - „Einen Augenblick bitte, es geht gleich weiter“ und greift zum Telefon. Valerie dachte an ein Erlebnis eines Freundes ihres Mannes in Amsterdam, als sie ihren Namen hört ein Beamter Bundespolizei vor ihr stand und sie bat mitzukommen.
So beginnt der Alptraum Valeries, der ihr Leben aus der Bahn wirft. Der BND-Agent Eric Maye und CIA-Terrorspezialist Robert E. Burroughs werfen ihr vor, gemeinsam mit ihren syrischen Freunden Noor al-Almavi, Mahir Bakarat und Safwan Abidi denn Terroranschlag von Kopenhagen und einen weiteren in Hamburg geplant zu haben
Ihre Freundin Noor al-Almavi, die sich sich in ihrem Heimatland Syrien für die Gleichstellung der Frau in der islamischen Gesellschaft engagiert , ist bereits seit 2 Wochen spurlos verschwunden. Mahir Bakarat und Safwan Abidi, behauptet sie nicht zu kennen. Ein Rechtsbeistand wird ihr verweigert, da sie ja nur als Zeugin befragt werde.
Da wird ein weiterer Bombenanschlag auf den Hamburger Dammtorbahnhof verübt. Es gibt eindeutige Beweise, dass er von Safwan Abidi ausgeführt wird. Von Safwan mit dem Valerie vor 3 Jahren ein Verhältnis hatte.
So beginnt das Buch, dass auf keiner meiner Zu-beachten-Listen stand. Habe es bei meinem Buchdealer liegen sehen, angelesen und fand das Thema faszinierend. Und es hat in keinster weise enttäuscht.
Akribisch und einfühlsam erzählt Alex Berg, wie man in die Maschinerie der Terrorbekämpfung geraten kann, ohne jemals im entferntesten in einer Verbindung mit Terroristen gestanden zu haben. Wie schnell Beweise missgedeutet werden oder gar gefakt sein können. Insbesondere die Amerikanische Paranoia wird hier aufgezeigt, die an die Zeit der Hexenprozesse erinnert.. Ein dickes Lob, neben den Recherchen, gebührt dem Autor, dass er auf die übliche detaillierte Darstellung von Folter verzichtet, aber gerade dadurch an Intensität gewinnt.
Den drei Teilen ist jeweils ein Artikel aus der Charta der Menschenrechte vorangestellt, die auch in unserem Rechtsstaat bei Terrorismusverdacht wohl gerne ausgeblendet werden.
Ein aktuelles, faszinierendes Thema, faszinierend abgehandelt. Einziges Manko für mich, dass die Drahtzieher etwas sehr hoch aufgehängt sind, obwohl wer weiß...
Viellicht nicht unbedingt etwas für den „normalen Thriller-Leser“, da sich die Spannung mehr aus der Nachdenklichkeit des Lesers nährt. Wer aber realistisches in Romanform mag, sollte hier unbedingt zugreifen.
Ein Anwärter auf mein Monatshighlight
Und ja, sollte ich demnächst an einem Sicherheitscheck in einem Flughafen stehen und der Beamte zum Telefon greifen... ich werde alles gestehen, dass ich dieses Buch gekauft, gelesen und besprochen habe. Dass ich es erschreckend realistisch fand, dass ich meine,dass es auch den deutschen Rechtsstaat widerspiegelt und dass ich bereits vor mehr als 40 Jahren einmal Urlaub in Rumänien gemacht habe.