Handbuch der Malerei und Kalligraphie - Jose Saramago

  • Rowohlt, 304 Seiten


    OT: Manual de pintura e caligrafia" übersetzt von Maria Eduarda Alvelos


    Kurzbeschreibung:
    Der Maler H. übt noch im Zeitalter der Fotografie die Kunst des Porträts aus. Die von ihm gemalten reichen Köpfe finden Gefallen in den Chefetagen und Villen Lissabons. Bei einem Routineauftrag gerät er jedoch in eine Krise. Sein Ich sträubt sich dagegen, die Porträts weiter aufzubessern und zu vertuschen, was nicht gezeigt werden soll. Der Roman des inzwischen weltberühmten portugiesischen Erzählers ist kein "Handbuch" im eigentlichen Sinn, sondern eine originelle Meditation über den künstlerischen Prozeß, über die Probleme des Schreibens, und zugleich ist es, auf einer untergründigen Ebene, ein poetisches und politisches Bekenntnis.


    Über den Autor:
    José Saramago wurde am am 16.11.1922 in dem Dorf Azinhaga im portugiesischen Ribatejo als Sohn einer Landarbeiterfamilie geboren. Mit zwei Jahren Umzug nach Lissabon. Aus finanziellen Gründen Wechsel vom Gymnasium auf eine berufliche Schule, die er 1939 als Maschinenschlosser verließ. Zwei Jahre Tätigkeit in diesem Beruf in einem Krankenhaus, anschließend Übergang in die Verwaltung. Ab 1955 häufige Aufenthalte im Literatencafé «Café Chiado». Durch Vermittlung Arbeit im Verlag «Estúdios Cor». In dieser Zeit erste Veröffentlichungen. 1969 Eintritt in die (verbotene) kommunistische Partei, erste Auslandsreise (Paris). Ab 1968 literarische bzw. politische Mitarbeit bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften; März bis November 1975 beigeordneter Direktor der ältesten portugiesischen Tageszeitung «Diáro de Notícias». Nach der "Nelkenrevolution" 1974 Arbeit im Ministerium für Kommunikation. 1975-1980 verdiente er seinen Lebensunterhalt hauptsächlich als Übersetzer. Seit 1980 war er als freier Schriftsteller tätig. 1986 sprach Saramago sich gegen den Beitritt Spaniens und Portugals in die Europäische Union und für eine Unabhängigkeit der Iberischen Halbinsel aus. Er ist Mitglied des Ordens Militar de Santiago de Espada (Portugal) und des Ordre des Arts et Lettres (Frankreich) sowie Ehrendoktor der Universitäten Turin, Sevilla und Manchester. Seine Werke sind in 26 Sprachen übersetzt.


    José Saramago lebte zuletzt auf Lanzarote, wo er am 18. Juni 2010 verstarb.


    Meine Meinung
    Der Ich-Erzähler dieses Romans ist Portraitmaler in Portugal 1973, in seiner eigenen Einschätzung zudem auch nur ein durchschnittlicher. Immer mehr baut er eine Distanz zu den Portraits auf. H. beginnt zu schreiben, der komplette Text des Romans ist das Ergebnis. Er beginnt zögernd zu schreiben, macht Schreibversuche. Das ist interessant, weil Saramago dieses Handbuch der Malerei und Kalligraphie 1977 geschrieben hat und es somit auch eines seiner frühen Werke ist.
    H. hat eine etwas lauwarme, aber bequeme Beziehung mit Adelina, er schläft aber auch ab und zu mit der Sekretärin Olga.


    H.s Tiefstapelei in Malerei und Literatur prägt den Ton des Romans. An Saramago angelegt, wirkt das heute natürlich wie Koketterie, aber es ist auch glaubwürdig, dass der Autor damals wirklich noch Selbstzweifel hatte.


    Einer der besten Abschnitte ist H. Reise nach Venedig, als er noch unter dem Eindruck des Visconti-Films Tod in Venedig steht. Weiter geht die Italienreise über Florenz und Siena, Umbrien und Rom.


    H. erinnerte sich an seine Kindheit in Armut, die deutlich vergleichbar mit Saramgos eigene „Kleine Erinnerungen“ sind.


    H. ändert seine Art zu malen.


    Das Ende wirkt mit dem Treffen auf die geliebte Frau und dem gleichzeitigen Ende des Regimes etwas aufgesetzt, selbstverständlich hat der Roman aber trotzdem ein hohes Niveau!


    Ich mag den Roman, obwohl er noch nicht zu den Meisterwerken Saramagos gehört, wie „Die Stadt der Blinden“ oder „Alle Namen“, dazu ist der Autor noch zu suchend, zu fragmentarisch, aber das hat auch seinen Reiz.