Collector - Markus Heitz

  • Klappentext:


    "Schützenswerte, bedrohte Rasse Mensch - eure Rettung ist nahe!"


    Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit Hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat: außerirdische Hinterlassenschaften, die den Menschen das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit ermöglichen, obwohl nur ansatzweise klar ist, wie diese Artefakte eigentlich funktionieren. Schnell bilden sich große, multinationale Konzerne, die mit Macht und viel Geld den Aufbruch zu den Sternen vorantreiben - bis die Menschheit auf eine geheimnisvoll außerirdische Spezies trifft, die ihnen bei weitem überlegen ist: die Collectors. Diese bieten an, die menschliche Zivilisation unter ihre Fittiche zu nehmen, und versprechen Wohlstand und Schutz. Ein Angebot, das die Menschen nicht ablehnen können.


    Eigentlich läuft alles ganz gut für Kris Schmidt-Kneen. Er ist Schwerlastfahrer auf Terra, und er ist der Beste. Als er von dem deutschen Konzern Gauss Industries einen Spezialauftrag erhält, sieht das nach leicht verdientem Geld aus. Doch der Transport wird sabotiert und Kris für den Diebstahl eines außerirdischen Antriebsmoduls verantwortlich gemacht. Zur Strafe wird er auf eine hochgefährliche Mission geschickt - mitten unter die Collectors, die offenbar ganz eigene Absichten mit den Menschen haben. Absichten mit katastrophalen Folgen...


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    Wenn sich mit Markus Heitz einer der bekanntesten deutschen Fantasy Autoren auf dem Höhepunkt der All-Age und New Romance Welle dem SciFi Genre zuwendet, so ist das ein sehr bemerkenswerter Schritt.


    Was darf der Leser von Heitz erstem SciFi und zweitem Buch in diesem Jahr (ein drittes soll ja noch folgen) erwarten? Nun, zunächst einmal eine durchweg spannende Geschichte mit viel Weltraum-Flair und Reminiszenzen an die Klassiker des Genres von Captain Future bis Battlestar Galactica.


    Die Menschheit hat es geschafft, die Erde weitestgehend zu zerstören und ihren Wirtschaftskolonialismus ins All zu tragen. Dort kämpfen Staatenbündnisse und mächtige Konzerne um Macht und Reichtum, wobei ihnen fast jedes Mittel Recht ist, vom Abkupfern außerirdischer Technologie bis hin zu biologischen und kybernetischen Experimenten, ohne Rücksicht auf die Unversehrtheit der "schützenswerten Rasse Mensch." Da möchte man die Ankunft der Collectors, einer überlegenen außerirdischen Spezies, welche eine Menschenwelt nach der anderen unter ihre "Obhut" nimmt, fast begrüßen. Doch welche Motive verfolgen die "Collies" mit ihrem "Aufzuchtprogramm" wirklich?


    Kris Schmidt-Kneen, "Kutscher" auf der Erde, möchte mit dem ganzen am liebsten nichts zu tun haben und nur seinen Job machen. Zusammen mit einem historischen, aber leistungsstarken außerirdischen Sprungantrieb wird er von der Erde entführt und gerät unfreiwillig zwischen die Fronten von Konzernen, Staatenbündnissen, Aliens und fanatisierten Sekten. Aufgrund einer geschickt eingefädelt Intrige und um seine Tochter, die an einem erblichen Gendefekt leidet, zu retten, verdingt er sich als "Justifier", einer paramilitärischen Einheit im Dienste des Konzerns Bangash Industries, zu einer irrwitzigen Mission an Board des Raumschiffs Cortés, die ihn zu den Ursprüngen der Collectors - und zu seinem Vater führen soll.


    In Collector wimmelt es vor schwer durchschaubaren und gespaltenen Persönlichkeiten: Nuria Suede, die Co-Driverin mit ihrem zweiten außerirdischen Bewusstsein. Der durchgeknallte, aber geniale Pilot "23". Anatol Lyssander, der vermeintliche Collie-Freund mit Interim Syndrom. Und nicht zu vergessen die 2OT's, ein Orden, dessen Mitglieder den Menschen dadurch perfektionieren wollen, indem sie möglichst viel seiner biologischen Masse durch künstliche Technik ersetzen. Das ist der Boden, auf dem sich eine durchweg spannende Geschichte voller Weltraumkämpfe und faszinierender Zukunftstechnik entwickelt, die durchaus auch Ansätze zum Nachdenken (z.B. in Bezug auf das Verhältnis der Menschen zu den "Betas", gezüchteter Chimären aus Mensch und Tier) liefert. Auch wenn es mir als Leser auf Seite 484 wie Faye Durrick ging: "Wenn ich nur wüsste, was passiert ist! Alles verwob sich, ohne einen Sinn zu ergeben." - Keine Sorge, Markus Heitz schafft es, fast alle Handlungsstränge noch sinnvoll miteinander zu verweben und eine zwar nicht völlig überraschende, aber dennoch befriedigende Auflösung herbeizuführen. Ich glaube ihm, wenn er im Nachwort schreibt, dass er die Geschichte bereits über Jahre in seinem Kopf entwickelt hat, anders wäre es wohl auch einem Vielschreiber wie ihm nicht möglich gewesen, ein so komplexes Handlungskonstrukt in so kurzer Zeit weitestgehend logisch zu Ende zu bringen.


    Ein Sonderlob: Obgleich Collector der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Justifier Romanen bekannter deutscher Autoren sein soll, endet der Roman nicht mit einem Cliffhanger.


    Schwächen: Wenn Charaktere für den Fortgang der Handlung nicht mehr benötigt werden, erleiden sie gar zu schnell einen grausamen Tod. Völlig überflüssig: Dass Heitz in Vulgärsprache verfällt, sobald es um das Thema Sex geht. Kommt in Collector zwar nicht so oft vor, wie in Judassohn, hat mich aber trotzdem gestört.


    Fazit: Ein ordentlicher Auftakt, der Lust auf mehr Geschichten aus dem Justifier Universum macht, das neben der Taschenbuchreihe noch aus einem Pen&Paper Rollenspiel und einigen Comics bestehen soll.

  • Habe das Buch auch letzten Monat gelesen und schließe mich im Großen und Ganzen dieser guten Rezension an.
    Ein bisschen mehr könnten die Charakter noch in die Tiefe gehen oder zumindest noch Ecken und Kanten bekommen. Die "Bösen" waren eindeutig farbiger und interessanter.
    Die Erotikszenen fand ich nicht störend und auch nicht besonders sexistisch. Ich glaube, dass der Tonfall hervorheben sollte, dass es nicht um Liebe ging, sondern nur um Sex. Und da war es okay. Dafür war die "wahre" Liebe ziemlich harmlos-romantisch angelegt.
    Wahnsinnig gemacht hat mich, dass ich nicht weiß, was in der Hülle der Collektors so wirklich drinnen ist. Hat mich ein bisschen an den Film Protektors erinnert - auch vom Namen her. Und da gab es ja dann eine Auflösung, die mir hier fehlte.
    Bin auch positiv angetan davon, dass es ein relativ abgeschlossener Roman ist. Diese ewigen Mehrteiler zerren manchmal an meinen Nerven.
    Auch ich vergebe 7 von 10 Punkten.
    Die Fantasy-Romane fand ich aber besser und ich glaube, das ist mehr sein Genre als SF.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es gibt jetzt übrigens auch ein Spiel, das im Universum von Markus’ Collector und Missing in Action von Christoph Hardebusch spielt.


    Es heißt „Markus Heitz’ Justifiers – Das Abenteuerspiel“ und erscheint am Donnerstag auf der Spielwarenmesse in Essen bei Ulisses-Spiele.


    Weitere Informationen bietet die Homepage www.justifiers-spiele.de. Ich arbeite als Redakteur am Spiel mit und stehe euch hier oder im Justifiers-Forum gerne für alle Fragen zur Verfügung :)

  • Für mich eindeutig ein Lesetiefpunkt des Jahres.
    Das habe ich nach der entsprechenden Leserunde veröffentlicht:


    Da ich in diesem Forum sowie drüben bei Leserunden.de mit meiner Meinung allein auf weiter Flur stehe und schon an meiner Urteilsfähigkeit zu zweifeln begonnen hatte, habe ich mich in anderen Foren umgesehen und drei weitere Leserunden zum Roman entdeckt. Zwei habe ich mir komplett durchgelesen und die dritte angelesen. Jetzt bin ich ziemlich erleichtert: Ich bin doch nicht allein. Interessanterweise gefällt das Buch den Lesern gar nicht, die Leserinnen jedoch sind begeistert (es gibt aber Ausnahmen, siehe u. a. mich). Ist "Collector" also eher was für die Damenwelt? Sozusagen "Twilight" im All?


    Wie auch immer. Für mich persönlich ist "Collector" einer der tiefsten Tiefpunkte des Lesejahres. Zugegeben, das Buch liest sich schnell, aber liegt das wirklich nur am Autor? Der Verlag hat das Buch im Ziegelstein-Format veröffentlicht, mit großer Schrift und schön viel Platz an den Rändern. Mein aktuelles Buch hat fast 200 Seiten mehr zu bieten und ist trotzdem wesentlich kleiner und schmaler.


    Mein Fazit:


    Der Roman spielt eintausend Jahre in der Zukunft. Wirkt aber nicht so. Ich würde auf allerhöchstens 150-200 Jahre tippen. Wenn man bedenkt, welchen Sprung die Technik allein in den letzten hundert Jahren gemacht hat, dann überkommt zumindest mich tiefe Ehrfurcht. Und wenn ich meine "P. M." lese, dann staune ich jedes Mal über die neuesten technischen Entwicklungen, die allein in den letzten Monaten stattgefunden haben. In "Collector" beträgt der Zeitraum 10x 100 Jahre. Eine für den menschlichen Geist kaum fassbare Zahl. Gut, es gibt Chimären, Cyborgs, Raumschiffe und Aliens - aber was hat sich sonst geändert? Die Scheibenwischer eines Trucks quietschen offenbar immer noch. In eintausend Jahren.


    Zu den Figuren habe ich keinerlei Zugang gefunden. Einmal glaubte ich, in Faye eine sympathische Figur gefunden zu haben - das erste Kapitel mit ihr ist in meinen Augen das Beste im Buch. Aber danach tritt Faye in den Hintergrund und hat nur noch ein-zwei Szenen, in denen mir es dann auch schon ziemlich wurscht war, was mit ihr passierte. Kurz fand ich auch die intrigante CoDriverin interessant - aber sie wurde auf ein Pheromonpüppchen reduziert und verlor bereits nach drei Seiten ihren Reiz.
    Was Kris angeht - ich fand an ihm kaum etwas Echtes. Er hätte eine brauchbare Nebenfigur abgegeben, denn er agiert kaum und reagiert überwiegend. Als Hauptfigur ist er einfach zu blass.
    An die anderen erinnere ich mich ein paar Tage nach dem Lesen schon gar nicht mehr.


    Diejenigen, die kein Technogebrabbel und umständliche astrophysikalischen und anderweitigen wissenschaftlichen Erklärungen mögen, kommen auf ihre Kosten. Aber die Logik leider sehr darunter. Allein wegen der Theorie zur Erschaffung eines Schwarzen Lochs würde sich Einstein im Grabe umdrehen (ich fand's aber dann doch ganz lustig). Oder auch Kollisionsalarm im All - dramaturgisch zum Spannungsaufbau nachvollziehbar, aber physikalisch (außerhalb einer Raumschlacht natürlich) sehr-sehr unwahrscheinlich.
    Im Nachwort steht, dass "Collector" ein Space-Fiction-Roman ist. Ein bißchen Science hätte Space nicht geschadet. Ein Hauch hätte ausgereicht und den gibts sogar bei Google. Dann hätte man auch herausgefunden, dass die Sonne nicht aus Eisen und Nickel besteht, sondern zu über 70 % aus Wasserstoff und etwa 25 % aus Helium.


    Und was ist eigentlich ein Collector? Offenbar das Äquivalent des "schwarzen Mannes", dazu da, um bei Lesern Unbehagen auszulösen. Hätte fast funktioniert.
    Aber man erfährt gar nichts über die Fremden - weder wie sie aussehen, noch woher sie kommen. Nur, dass sie von einem bestimmten Stoff abhängig sind. Eine in meinen Augen etwas dünne Motivation für ihr Tun.
    Aber die Logik ist in diesem Buch sowieso so eine Sache... Ein Beispiel: Die Flucht von Anatol und Theresa auf Putin. Äh, ja, diese Handlung hatte wahnsinnig viele Konsequenzen...
    Vieles wird auch nicht ausreichend erklärt, z. B. das Interim-Syndrom. Wenn man es hat, blutet man aus allen Körperöffnungen, sehr lecker und aufschlußreich.
    Manche Figuren gehen sang- und klanglos unter, und als Leser fragt man sich, warum diese übehaupt eingeführt worden sind.


    Gefallen haben mir die Anspielungen auf die SF-Filme und -Serien. Die Erwähnungen von "Babylon 5" und Kithomer (collectorische Schreibweise: Kitomea) haben mir Spaß gemacht. Und die Hommage an den großartigen Film "Die Zeitmaschine" ebenso.
    Die fehlende Logik im Buch hatte aber auch was Gutes: Man rätselt die ganze Zeit darüber, ob das so vom Autor beabsichtig war und nicht vielleicht doch irgendetwas Spektakuläres dahinter steckt. Viel Raum also für unterhaltsamste Vermutungen! Für mich aber definitiv ein ganz furchtbarer Roman!


    Das Buch lässt sich schnell lesen, ja. Für manche Leser scheint dies das wichtigste Kriterium zu sein, das eindeutig auf großartige Literatur hinweist. Sei's drum. Ich muss nicht dieser Meinung sein


    ***
    Aeria

  • Hach - endlich einmal wieder ein echter SciFi mit jeder Menge Aliens, vorwiegend fremdartig und undurchschaubar, exotischen Planeten und Raumschlachten! Nicht abgehoben, sondern durch und durch bodenständig: die Aliens sind böse, die Menschen gut und die Kämpfe voller Action. Wieder einmal zeigt sich, daß Markus Heitz sein Metier versteht und nicht nur über Fantasy und Vampire schreiben kann.
    Die Handlungsstränge werden gut zusammengeführt und nicht alle Charaktere sind sympathisch, es gehören längst nicht nur die Aliens zu den Bösen. Der Roman ist spannend geschrieben, wenn der Leser auch ein wenig Geduld braucht, um sich in diese fremde Welt hineinzufinden, denn am Anfang erscheint alles völlig unzusammenhängend. Der Mittelteil ist dann sehr gelungen, aber das Ende…
    Der Autor hat die Story so schön aufgebaut, es kommt zur großen Raumschlacht, zum Showdown, die Menschheit steht vor dem Ende - und dann? Ja, dann scheint es, als hätte der Autor vor genau dieser Frage gestanden und keinen Weg gewußt, wie er eine Lösung finden soll. Das ist schade, denn das Ende, das Markus Heitz gewählt hat, passt nicht zum Roman. Es ist überstürzt und wirkt wie aus dem Hut gezaubert - die Geschichte hätte ein besseres Ende verdient gehabt, nicht jede Geschichte muss ein HappyEnd haben, geplante Fortsetzung hin oder her.
    Also: langsamer Anfang, sehr guter Mittelteil und leider ein schwaches Ende...

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Moin Leute,


    ich habe jetzt bis Band 2 gelesen und höre jetzt auf.


    Der Serie fehlt bis jetzt der Tiefgang, es kommt zwar Spannung und SciFi-Stimmung auf, aber ...


    Vielleicht liegt es am Ärger über den ersten Teil,



    Mir fehlt da der intellektuelle Zugang, doch sind zum Glück die Geschmäcker verschieden.


    Gruß
    Lyros

    Wenn der Finger auf den Mond zeigt, schaut der Dumme auf den Finger (Chinesisches Sprichwort)