Das Blaubartzimmer - Michael Maar

  • Kurzbeschreibung
    Unvorbereitet ins Exil getrieben, musste Thomas Mann in München in einem Koffer seine Tagebücher zurücklassen, die sich danach für lange und quälende Zeit in den Händen der Nazis befanden. Als er endlich wieder in den Besitz seines Koffers gelangte, verbrannte er "bei erster Gelegenheit", wie sich später seine Tochter Erika erinnerte, "eine Menge Papier" - "die gesammelten Tagebücher bis 1933". Ihr Inhalt ist unbekannt, und doch scheint evident, dass in ihnen eminente Geheimnisse verborgen waren. Wie sonst hätte Thomas Mann nach dem Verlust seiner Tagebücher notieren können: "Meine Befürchtungen gelten jetzt in erster Linie u. fast ausschließlich diesem Anschlag gegen die Geheimnisse meines Lebens. Sie sind schwer und tief. Furchtbares, ja Tötliches kann geschehen." Was mochte damit gemeint sein? Hatte Thomas Mann Angst, es könnten seine homoerotischen Neigungen gegen ihn ausgespielt werden? Oder umfassten die Geheimnisse mehr, griffen sie von der "Wollust" über zur "heißen Schuld"? Michael Maar, einer der profundesten Mann-Kenner unserer Tage, gelangt, indem er in erster Linie das Werk auf eine sich bald abzeichnende, bisher immer übersehene Spur hin untersucht, zu einer beklemmenden Vermutung, die Thomas Mann in neuem Licht zeigt.


    Über den Autor
    Michael Maar wurde 1960 geboren; er lebt als freier Schriftsteller und Publizist in Berlin



    Meine Meinung:


    Nach der Lektüre dieses Buches hätte ich nicht übel Lust alles von Mann nochmal zu lesen - diesmal mit anderen Augen!


    Sehr empfelenswert, wenn man mal eine andere Sicht der Dinge habenmöchte.

  • Thomas Mann und die Schuld


    Suhrkamp, 2003
    Taschenbuch, 134 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Unvorbereitet ins Exil getrieben, musste Thomas Mann in München in einem Koffer seine Tagebücher zurücklassen. Als er endlich wieder in den Besitz seines Koffers gelangte, verbrannte er "bei erster Gelegenheit", wie sich später seine Tochter Erika erinnerte, "eine Menge Papier" ? "die gesammelten Tagebücher bis 1933". Ihr Inhalt ist unbekannt, und doch scheint evident, dass in ihnen eminente Geheimnisse verborgen waren. Wie sonst hätte Thomas Mann nach dem Verlust seiner Tagebücher notieren können: "Meine Befürchtungen gelten jetzt in erster Linie u. fast ausschließlich diesem Anschlag gegen die Geheimnisse meines Lebens. Sie sind schwer und tief. Furchtbares, ja Tötliches kann geschehen." Was mochte damit gemeint sein? Hatte Thomas Mann Angst, es könnten seine homoerotischen Neigungen gegen ihn ausgespielt werden? Oder umfassten die Geheimnisse mehr, griffen sie von der "Wollust" über zur "heißen Schuld"? Michael Maar gelangt, indem er in erster Linie das Werk auf eine sich bald abzeichnende, bisher immer übersehene Spur hin untersucht, zu einer beklemmenden Vermutung, die Thomas Mann in neuem Licht zeigt.


    Über den Autor:
    Michael Maar, geboren 1960, lebt als Schriftsteller und Publizist in Berlin.
    Von ihm sind außerdem erschienen: Die Feuer- und die Wasserprobe und Die falsche Madeleine.


    Mein Eindruck:
    Mit Thomas Manns Werk habe ich mich jahrelang beschäftigt, darunter auch mit seinen Tagebüchern, die ab 1933 bis zu seinem Tod verfasst wurden. Die Tagebücher vor 1933 hat Thomas Mann verbrannt. (Ausnahme waren nur die Tagebücher von 1918-1921, die er für eine literarische Arbeit benötigte und daher verschonte.


    Der Verlust der frühen Tagebücher ist für die Thomas Mann-Forschung bedauerlich.
    Michael Maar beschäftigt sich in seinem Buch mit dem Grund, warum Mann seine Tagebücher vernichtete.
    Bisher wurde immer angenommen, es handle sich darum, die Enthüllung seiner Homosexualität zu verhindern. Das insbesondere, damit die Nazis diese Tatsache sich nicht zu Nutze machen und sein Werk beschädigen. Tatsächlich haben die Nazis den Koffer durchsucht, der die Tagebücher enthielt, doch sie hielten es für unwichtige Romannotizen und haben die Aufzeichnungen ignoriert.


    Michael Maar entwickelt aber eine andere Theorie, da er zu Recht behauptet, Manns Homosexualität wäre so geheim nicht gewesen. Sie sind durch viele literarische Texte von Mann selbst angedeutet.
    Was war es also dann, wovor sich Thomas Mann fürchtete? Maar durchstreift nahezu das gesamte Werk von Thomas Mann, um einer möglichen Schuld auf die Spur zu kommen. Dabei untersucht er besonders auch das frühe Kurzgeschichtewerk, natürlich auch die großen Romane, bringt Zitate aus Briefen und erhaltenen Tagebüchern, die Essays und Erkenntnisse anderer Mann-Biographen.


    So ganz mag ich Michaels Maars These nicht folgen. Seine Theorie erscheint mir zu weit hergeholt und aus den literarischen Bezügen nur konstruiert.


    Den Genuss am Lesen von Das Blaubartzimmer mindert das jedoch nicht!
    Schließlich erweist sich Michael Maar als gründlicher Kenner des Werkes und es macht Spaß, viele Texte noch einmal zu entdecken. Bei Lesern, die sein Werk nicht so gut kennen, wird vielleicht Interesse an dem einen oder anderen Buch geweckt.