Moin aus Oberhausen

  • Da bin ich nun seit etwa 40 Jahren ein absolut besessener was Bücher angeht und erfahre erst jetzt dass es ein solch tolles Forum gibt. Habe schon ein wenig geschnuppert und probiert und bin total begeistert von diesem Forum.
    Ich: 40 Jahre, Wahl-Oberhausener, gebürtig aus GÖ, versuche seit laaanger Zeit etwas zu entdecken um sich den Lesestoff intravenös zu geben und würde lediglich beim Berliner Telefonbuch von meinem Standpunkt, jedem Buch bis Seite 100 ne Chance zu geben, abkommen.
    So, auf gehts.....

  • Herzlich Willkommen bei den Eulen.


    Mußte bei deinen Thread-Tiltel schmunzeln.
    Wenn ich in Oberhausen meine Freundin besuche und "Moin" sage gucken die mich alle ganz komisch an.Meine Freundinsagt dann immer "hier sagt man "Guten Tag"...

  • Exakt so war das Moin hier auch beabsichtigt ;- ) Aber meiner Erafhrung nach, wird man hier eher "komisch" angeguckt wenn man nichts sagt. Man wird hier wirklich überall in einen SmallTalk verwickelt und wenns an der roten Ampel ist. Ist aber sehr nett!!!!

  • Zitat

    Original von vingela
    Stimmt, in Oberhausen wird man wirklich immer und überall angequatsch, dass ist für mich als kühle Norddeutsche, immer sehr überraschend.


    Nicht nur in Oberhausen, sondern im ganzen "Pott" ;-)


    :waveHerzlich Willkommen aus der Nachbarstadt Wesel!!

  • Zitat

    Original von vingela
    Herzlich Willkommen bei den Eulen.


    Mußte bei deinen Thread-Tiltel schmunzeln.
    Wenn ich in Oberhausen meine Freundin besuche und "Moin" sage gucken die mich alle ganz komisch an.Meine Freundinsagt dann immer "hier sagt man "Guten Tag"...


    Hab noch keinen ernsthaften Ruhrpöttler "Guten Tag" sagen hören :gruebel


    Tach an umme Ecke, Muckelfloh!

  • Also Vingela, wussteste dattenich? Na Duuuhhh bissja aine!
    Der Slang hier im Revier.... ähhh, sorry, natürlich POTT, ist einfach der Hammer. Absolut passend zu den Leuten, urgemütlich und auf dem Boden.


    Spiel nich mitti Paselacken ausdat Nachtjackenviatel, datt sind welche wo nichma richtig Deutsch können!


    Mamma dat Wau ei!


    Du biss so heiß datt mein Hääz am Brennen fängt!


    Blagen, Döppken, Köttel - Kinder


    Beömmeln, Bütterkes, Klümmkes, Klüngelskerl, Krampe, Labberich, Lusche, Ölen, Tinnef, Usselig, usw....


    Ich bin zwar erst 6 Monate hier, aber ich könnt mir keinen schöneren Platz in D-Land vorstellen!!!

  • Das Besondere am "Pott" ist aber meiner Meinung nach nicht der Dialekt, sondern die Offenheit der Menschen.
    Ich finde, dieser kleine Ausschnitt aus Frank Goosens Buch "Radio Heimat" verdeutlicht das sehr gut. Ähnliche Gespräche kann man hier täglich führen, wenn man ein offener Mensch ist und sich darauf einlässt:


    Was sind wir für ein Menschenschlag im Ruhrgebiet? Nun, man sagt uns nach, wir seien nicht besonders höflich, dafür aber sehr direkt. Das heißt, man kommt mit uns ins Gespräch, ob man will oder nicht. Und erfährt bisweilen Dinge, ohne die man durchaus hätte weiterleben können. Ich selbst stand mal an einer Ampel und gewahrte aus dem Augenwinkel einen älteren Herrn, der nonverbal, durch aggressives Gucken, mit mir Kontakt aufnehmen wollte. Ich hatte daran kein Interesse und versuchte, das rote Männchen zu hypnotisieren, auf dass es schneller dem grünen Platz mache. Da sprach der Mann mich doch noch an.


    "Na? Willz au rübba?"


    Ich hielt dicht.


    "Ich hab hier mal zehn Minuten gestanden", fuhr der andere fort, "dann hab ich gemerkt, die Ampel is aus! Ich hatte immer so rote Flecken vor die Augen, da dachte ich, dat is die Ampel, aber dann bin ich zum Arzt gegangen, und der sachte, ich hab noch drei Monate. Du, is grün, lass rübbagehn!"


    Oder fragen Sie mal in unserer Gegend nach dem Weg. Woanders kann es Ihnen passieren, dass Ihnen auf die entsprechende Frage tatsächlich erklärt wird, wie Sie Ihr Ziel erreichen. Bei uns müssen Sie mit der Antwort rechnen: "Watt willze denn da? Hömma, ich war da ma. Da war scheiße. Da willz du gar nich hin! Ich sach dir getz ma, wo du hinwillz!"


    Wir befleißigen uns im Ruhrgebiet einer eher kräftigen, derben Sprache. Eine Begrüßung wie "Ey Jupp, du altes Arschloch!" wird vom Angesprochenen nicht zwingend als Beleidigung empfunden. Im Gegenteil: Trifft man diesen Jupp ein paar Tage später wieder und sagt nur: "Hallo Jupp!", kann es sein, dass er zurückstänkert: "Watt is denn mit dir los? Bin ich dir kein Arschloch mehr wert, Herr Graf?" Auch hat unsere Sprache oft etwas sehr Bildhaftes. Kleine Kinder oder Erwachsene unter eins siebzig werden gern als "Furzknoten" bezeichnet. Und wenn man eine unattraktive Frau als "Schabracke" bezeichnet, hat man sie doch ebenso vor Augen wie den ungepflegten Mann, den "Schäbbigen".


    Manchmal sollte man aber darauf verzichten, sich das, was da so bildhaft beschrieben wird, umstandslos vors innere Auge zu holen. So etwa wenn die Omma sagt: "Kär, ich war auf die Beerdigung von die alte Döhmann. Da war so kalt, da habbich mir richtich n Pinn inne Fott gefrorn!"


    Oder wenn der Nachbar einen im Flur abpasst und meint, im Keller sei mal wieder das Licht defekt: "Da is widda finster wie im Bärenarsch!", da fragt man sich natürlich, woher die Leute ihre Vergleichsmöglichkeiten haben.


    Wir sind eben Sprücheklopfer. Das heißt, wir sind in der Lage, große Weisheiten in kleine Sätze zu packen. Meine Omma zum Beispiel. Die konnte man alles fragen, sich von ihr auch komplizierte historische Zusammenhänge allgemeinverständlich erklären lassen:


    "Omma, wie war das nach dem Krieg?" - "Na ja, wir hatten nix!" Da steckte alles drin. Und mit dem Zusatz "War doch allet kaputt odda beim Russen!", floatete sie auch noch die Reparationsproblematik mit ein. Das funktionierte auch mit anderen Epochen: "Omma, wie war das mit Napoleon?" - "Na ja, der war klein!" Und mehr musste man über den Mann auch nicht wissen.