Kleine Erinnerungen – José Saramago

  • Rowohlt Verlag, 2009, 160 Seiten
    OT: As pequenas memorias
    Aus dem Portugisischen von Marianne Gareis


    Kurzbeschreibung:
    Der Literaturnobelpreisträger José Saramago stammt aus ärmlichen Verhältnissen in der portugiesischen Provinz Ribatejo und wuchs dort und in Lissabon auf. Die "kleinen Erinnerungen" schildern seine Kindheit und Jugend, ein bewegtes, farbiges Leben zwischen städtischer und ländlicher Kultur, und sie beschreiben - durchzogen von poetischen Reflexionen, historischen Betrachtungen und privaten Reminiszenzen - den Werdegang und künstlerischen Reifeprozess eines der größten lebenden Autoren Europas.


    Über den Autor:
    José Saramago, geboren 1922 in einem Dorf in der portugiesischen Provinz Ribatejo, entstammt einer Landarbeiterfamilie. Der Romancier, Erzähler, Lyriker, Dramatiker und Essayist erhielt 1998 den Nobelpreis für Literatur. Er lebt heute auf Lanzarote.


    Meine Meinung
    Kleine Erinnerungen gehört im Gesamtwerk des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers sicherlich nicht zu seinen Meisterwerken, aber da es eines seiner letzten Bücher war, genießt das Buch Sympathiepunkte.


    Geboren im dörflichen Azinhaga mit idyllischer Landschaft zogen Saramagos Eltern mit ihm nach Lissabon, als er zwei Jahre alt war. Doch noch oft sollte er als Kind zu den Großeltern nach Azinhaga reisen.
    Eindrucksvoll, wie genau sich Saramago an die Jahre seiner Kindheit zurückerinnert, auch wenn er zugibt bei manchen Passagen nicht zu wissen, ob es wirklich seine Erinnerungen sind oder etwas, was ihm erzählt wurde. An einer Stelle korrigiert er kurioserweise sogar mal einen früher erzählten Abschnitt.


    Saramago erzählt einige amüsante Anekdoten, es sind eigentlich keine negativen oder düsteren Erinnerungen vorhanden, obwohl er aus ärmlicher Umgebung stammt. Dann wird er eingeschult. Aus ihm wurde schnell ein guter Schüler.
    Einige Details erwähnt Saramago, die ihn beeinflussten oder die später in seine Romane einflossen, wie Das Memorial, Die Stadt der Blinden, Hoffnung in Alentejo oder Handbuch der Malerei und Kalligraphie.


    Es ist interessant, welche Gedanken Saramago zum Wert von Erinnerungen äußert. Am Beispiel des Todes seines Bruders, der nur 4 Jahre alt wurde, schildert er ein Ereignis. Er weiß nicht, ob diese Erinnerung real oder erfunden ist, doch er bevorzugt seit 83 Jahren an seine einzige Erinnerung an seinen Bruder festzuhalten.


    Ca. 1936 endet diese Autobiographie einer Kindheit, die ich für durchaus lesenswert halte.

  • In "Kleine Erinnerungen" erzählt Jose Saramago sprunghaft und episodisch aus seiner Kindheit. Trotz der bitteren Armut und manch traumatischen Ereignissen ist es ein warmherziger Blick zurück, der vor allem mit seiner Detailgenauigkeit nach so langer Zeit beeindruckt.
    Sprachlich ist dieser Erinnerungsband wie bei Saramago immer großartig, mit dem augenzwinkernden Humor, der stets leise zwischen den Zeilen zutage tritt und dadurch umso mehr Wirkung erzielt.
    Mir hat "Kleine Erinnerungen" richtig Lust gemacht, wieder mal einen Roman des Nobelpreisträgers zu lesen.