Chamäleon Cacho – Raul Argení

  • Unionsverlag, 2008 erschienen, 2004 im original
    OT: Penúltimo nombre de guerra
    Aus dem Spanischen von Susanna Mende


    Rückseite:
    Jeder, der schon einmal in einem Krankenhausbett erwacht ist, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen ist, wird verstehen, wie ich mich fühlte. Jeder, der schon einmal die Augen in diesem betäubten Zustand aufgeschlagen hat, mit dem Schmerzmittel jedes Empfinden auslöschen, weiß, wovon ich spreche.
    So erwachte ich; ohne Körpergefühl und mit einem dumpfen Bewusstsein, das über dem reglosen Körper schwebte, ohne sich zur Landung durchringen zu können…


    Über den Autor:
    Raúl Argemí wurde 1946 in La Plata, Argentinien, geboren. 1974 wurde er verhaftet und verbrachte die Jahre der Militärdiktatur im Gefängnis. Nach seiner Freilassung 1984 arbeitete er als Redakteur in Patagonien und veröffentlichte 1996 seinen ersten Roman. Im Jahr 2000 zog er nach Spanien. Seither verfasste er sechs weitere Romane, die mit wichtigen Preisen ausgezeichnet wurden. Raúl Argemí zählt zu den markantesten Gegenwartsautoren Lateinamerikas.


    Meine Meinung
    Der Roman besitzt ein richtungsweisendes Zitat aus Albert Camus Die Pest.


    Der argentinische Autor legt in seinem Nachwort Wert darauf, diesen Roman von einem herkömmlichen Kriminalroman zu einem Noir-Thriller abzugrenzen. Tatsächlich ist die Handlung ebenso verzwickt wie rätselhaft und von seinem Schauplatz Argentinien, in einem Krankenhaus in der Nähe zu Patagonien geprägt.


    Der Journalist Manuel Carrapique hatte einen Autounfall, sein Mitfahrer, ein Mann, den er nicht kannte, aber mitgenommen hatte, ist dabei gestorben. Manuel ist aus dem Koma erwacht, kann sich aber nicht bewegen.
    Trotzdem bekommt er mit, dass sein Bettnachbar im Krankenhaus ein rätselhafter Fall ist. Ein Indio, der seine Familie umgebracht haben soll, jetzt aber bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, von der Polizei schwer zu identifizieren ist.
    Manuel hört die Geschichten des Brandopfers und zweifelt an dessen Identität. Könnte es sich bei ihm nicht auch um Cacho handeln, ein Mann mit vielen Gesichtern und Identitäten. Ein Leutnant und Folterknecht des Diktators, ein Betrüger, Dealer und Mörder.


    Auffällig ist die Sicht des Erzählers, der immerhin erst vor kurzen aus dem Koma erwacht ist, jede Menge Schmerzmittel bekommt und oft vor sich hindämmert. Außerdem hat er schon vor seinem Unfall viel Alkohol getrunken. Möglich, dass seine Wahrnehmung nicht immer komplett der Realität entspricht.


    Nach einer Weile beginnt der Leser etwas zu ahnen, aber der Roman ist mit 160 Seiten kurz, so ist die Auflösung nicht lange danach da und insgesamt kann man den düsteren Roman als spannend bezeichnen. Er besitzt eine harte Sprache und rechtfertigt somit seinen Noir-Anspruch.