Lego-Steine - Burkhard Spinnen

  • Kindheit um 1968


    Verlag Schöffling & Co.
    2004, 80 Seiten
    Mit Zeichnungen von Kay Voigtmann

    Kurzbeschreibung:
    Wie war das: 1968 gerade mal zwölf sein? Das heißt: erst zwölf sein, überdies in einem ländlichen Vorort, ziemlich weit vom Schuss und eben für alles Interessante ein bisschen zu jung. War das prägend? Oder typisch? Die grundlegenden Jahre eines Achtundsiebzigers ?
    Oder darf man so gar nicht fragen? Vielleicht ist es ja bloß eine durch häufigen Gebrauch eingeschliffene Übung, die eigene Kindheit irgendwie wichtig zu nehmen. Eine Marotte, ein literarischer Spleen. Oder doch nicht?
    Burkhard Spinnen hätte jedenfalls seinen Zweifel, was denn mit seinen im Laufe der Jahre entstandenen Miniaturen über seine eigene Kindheit geschehen soll, noch lange vor sich hergeschoben, wäre er nicht dem Zeichner Kay Voigtmann begegnet. Und da Spinnen gerade den großen Erfolg einer Begegnung feiern konnte (Der schwarze Grat, die romanhafte Biographie eines real existierenden mittelständischen Unternehmers), hat er es auch diesmal drauf ankommen lassen. Und daran hat er gut getan. Denn entstanden ist ein illustriertes Buch im allerbesten Wortsinn. Kay Voigtmann hat das Ich aus Spinnens Miniaturen zum Leuchten gebracht. Seine Zeichnungen lehnen sich eng an die Motive und Begebenheiten der kurzen Texte an - zugleich entfalten sie eine ganz eigene, in sich verschlungene und dabei skurril-komische Welt.
    LEGO-STEINE sind die bislang kleinsten und zugleich die persönlichsten Bausteine der Spinnenschen Sprach- und Figurenwelt. Auf allerkleinstem Raum führt er hier seine Fähigkeit vor, durch präzise Beschreibungen den Unterschied zwischen Katastrophe und Alltäglichem aufzuheben. Und Voigtmanns Zeichnungen tun das gleiche, wenn sie Satire und Idylle in eins sind.


    Über den Autor:
    Burkhard Spinnen wurde 1956 in Mönchengladbach geboren. Er studierte Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster und schloß 1989 seine Promotion ab. Er war wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und lebt seit 1996 als freier Autor in Münster. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.


    Meine Meinung
    Burkhard Spinnen kennt man sehr gut durch seine langjährige Tätigkeit als Juror beim Bachmannpreis in Klagenfurt, aber auch als Autor wurde er schon vielfach gewürdigt. Lego-Steine ist ein kurzer Text, in dem Spinnen von seiner Jugend erzählt, wie es war als 12jähriger in einem Vorort von Mönchengladbach.
    Dabei sind die Erlebnisse unspektakulär, es gibt praktisch keine Lausbubengeschichten. Ganz normale Probleme sind es, die im Mittelpunkt stehen, oftmals die Schule und die Mitschüler und Lehrer. Es fällt leicht, sich mit dem 12jährigen zu identifizieren, auch wenn man einer anderen Generation angehört.


    Bemerkenswert sind die hässlichen Zeichnungen von Kay Voigtmann, die vielfach neben dem Text platziert sind. Grauenvoll! Unverständlich, wie Autor und Verlag sich damit abfinden konnten.


    Dass das Buch relativ wenig Text hat, ist nicht erstaunlich. Das Leben des Jungen war im Großen und Ganzen ereignislos, große äußere Umwälzungen gab es anscheinend nicht.
    Das Buch rechtfertigt sich durch die Beschreibung der Unerträglichkeit des Banalen im Alltag und der Erkenntnis, dass manche, auch geringfügige Erlebnisse der frühen Jugend den Menschen für den Rest des Lebens prägen. Lebenslange Neigungen oder Abneigungen können sich leicht entwickeln.