Die Ausstellung - Claudio Magris

  • Hanser, 2004
    61 Seiten
    OT: La Mostra
    Aus dem Italienischen von Hanno Helbling


    Kurzbeschreibung
    Dito Timmel, ein vergessener Triestiner Maler, der 1949 im Irrenhaus starb, steht im Mittelpunkt dieser anarchischen und tragikomischen Erzählung. Postum werden Timmels Gemälde im Irrenhaus gezeigt, die Leichenreden halten die Freunde in der Wirtschaft, während der Sarg auf dem Friedhof gesegnet wird. Die unheimliche Parabel eines genialischen Außenseiters, der alles aufs Spiel setzt und alles verliert.


    Über den Autor
    Claudio Magris, 1939 in Triest geboren, lehrt deutsche Literatur in Triest. 2005 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie 2008 den Kythera-Preis. 2009 wurde Claudio Magris mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2010 bekam er den Europäischen Essay-Preis Charles Veillon.- Dr. phil. Hanno Helbling, Schriftsteller und Übersetzer, Jahrgang 1930, studierte Germanistik und Vergleichende Literaturgeschichte in Zürich, Neapel, München und Rom. Er war Redaktor der NZZ von 1958 bis 1995 und Leiter der Feuilletonredaktion NZZ von 1973 bis 1992. Helbling legte Publikationen zur Geistesgeschichte des Spätmittelalters vor, zur Kirchengeschichte der neuesten Zeit; Übersetzungen aus dem Italienischen, Französischen und Englischen. Seit 1994 lebt er in Rom.


    Meine Meinung
    Claudio Magris, der Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels des Jahres 2009 hat mit „Die Ausstellung“ ein Stück geschrieben, das an einen vergessenen Maler aus Triest erinnert. Vito Timmel ist 1949 in einer Irrenanstalt gestorben. Er ist weitgehend unbekannt. Einige seiner Bilder kann man jedoch im Netz sehen.


    Magris nutzt verschiedene Stilmittel, um Leben und Niedergang des Malers zu zeigen.
    Es beginnt am Tag des Begräbnis 1949. Freunde sprechen über den Verstorbenen. Der Direktor der Irrenanstalt plant eine Ausstellung. Der Maler selbst spricht aus dem jenseits über die Stationen seines Lebens. Hinzu kommt ein Chor. Die Stimmen wechseln sich rasch ab. Für mich als Leser entsteht neben der Vielstimmigkeit der Eindruck einer nervenden Modernität, aber auch der von zahlreichen originellen Ideen.


    Auffällig ist der Dialekt, der von den meisten verwendet wird.
    Auch die Irren kommen manchmal zu Wort. Einer von ihnen wird mit Elektroschocks behandelt, weil er öffentlich gegen den Duce protestiert hat. Beim Direktor fragt man sich, ob er nicht auch in die Zwangsjacke gehört, seine Neurosen und Menschenverachtung scheint mir auffällig.
    Neben dem leben des Malers zeigt Magris auch ein Portrait der Gesellschaft.
    Magris Kunst ist das Spiel mit Stimmen und Sprache.
    Es entsteht ein so visueller Eindruck, dass der Leser sich das Stück gut auf der Bühne vorstellen kann.