Sieben verdammt lange Tage - Jonathan Tropper

  • Angaben der deutschen Ausgabe
    Gebundene Ausgabe mit 448 Seiten
    Verlag: Knaur (August 2010)
    Sprache: Deutsch



    Angaben der Originalausgabe
    Taschenbuch mit 352 Seiten
    Verlag: Orion (Januar 2010)
    Sprache: Englisch




    Kurzbeschreibung
    Die Familientreffen der Foxmans enden stets mit zuschlagenden Türen und quietschenden Reifen. So schnell wie möglich versuchen die vier erwachsenen Kinder, einen Sicherheitsabstand zwischen sich und ihr Elternhaus zu bringen. Doch nun ist ihr Vater gestorben und dessen letzter Wunsch treibt seinen Lieben den Angstschweiß auf die Stirn: Sie sollen für ihn Schiwa sitzen, sieben Tage die traditionelle jüdische Totenwache halten. Das bedeutet, dass sie auf ausgesprochen unbequemen Stühlen in einem kleinen Raum gefangen sind und nicht davonlaufen können. Nicht vor dem, was zwischen ihnen passiert ist, und nicht vor dem, was die Zukunft für sie bereithält.


    Zum Autor
    Jonathan Tropper, geboren 1970 in New York City, studierte an der NYU Literatur und Literarisches Schreiben. Er lebt heute mit seiner Familie in New Rochelle (New York), arbeitet erfolgreich als Schriftsteller und gibt Schreibseminare an der Universität.



    Meine Meinung
    Wenn die Foxmans aufeinander treffen, endet das normalerweise innerhalb von Minuten mit blauen Augen, geprellten Schultern und wüsten Beschimpfungen. Man stelle sich diese Familie also sieben Tage lang unter einem Dach vor. Der Protagonist Judd ist frischgebackener Single, der mit seiner Frau im Trennungsjahr lebt, nachdem sie ihn mit seinem Chef betrogen hat. Judd ist allerdings der einzige Single im ganzen Haus, wenn man einmal von der trauernden Mutter absieht und so beobachtet er belustigt, aber auch traurig die Beziehungen seiner Brüder und seiner Schwester. Die Dialoge sind teils sehr bissig und triefen vor Ironie und Sarkasmus. Es macht von der ersten Seite an Spaß, diesen Roman zu lesen. Die Witze sind keine Schenkelklopfer, sondern oft sympathisch, durchaus aber auch sexistisch oder vulgär. Ja, man kann sagen, dass Sex ein sehr wesentlicher Punkt diesen Romans ist. Wer mit wem und wo ist eines der Toppthemen in der Foxman-Familie. Aber Tropper setzt das in meinen Augen angemessen um. Auch das Zwischenmenschliche bleibt nicht auf der Strecke. Judd, Paul, Philip und Wendy, die Geschwister, arbeiten ihre Beziehung untereinander auf, aber auch ihre Beziehung zum Vater und der Mutter. Judd sieht sich darüber hinaus mit seiner Jugendliebe konfrontiert und mit seiner Fast-Exfrau Jen.


    Zwischendurch kam mir der Gedanke, dass dieses Buch ganz herrlich mit Hugh Grant in der Hauptrolle verfilmt werden könnte. Es hat diesen typischen Hugh-Grant-Film-Flair. Alles geht irgendwie schief, die Hauptfigur gerät vom Regen in die Traufe, aber die Leserschaft hat ihren Spaß! Dabei gibt es tiefe Einblicke in das Leben der Foxmans, allgemein in das Leben von Menschen in der Stadt, zur Kindererziehung, Sexualleben, Konkurrenzkämpfen, dem Streben nach Erfolg und Beziehungsaufbau allgemein.


    Vom allgemeinen Aufbau gesehen hat mir die Unterteilung in die sieben Tage sehr gut gefallen. Jeder der Tage beginnt mit einem (Alb)Traum Judds, so dass man genau weiß, was einen erwartet und man sich gleichfalls auf das neue Geschehen einstimmen kann.



    Fazit
    Insgesamt ein unterhaltsamer Roman für Zwischendurch. Wer Troppers Humor mag, fährt hier genau richtig.



    Bewertung
    8/10 Punkten

  • Danke Steena...erinnert mich daran, dass ich immer noch kein Tropper-Buch gelesen habe, es aber immer vorhatte :rolleyes

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  • Huch, irgendwie ist mir entgangen das es was neues von ihm gibt. Das muss ich mir so schnell wie möglich besorgen :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • "Sieben verdammt lange Tage" ist ein typischer amerikanischer Familienroman. Er liest sich, als ob man eine Ben-Stiller-Komödie oder einer der kleinen lustigen Sitcoms aus dem Fernsehen schaut. Hier müssen die 4 Foxman-Geschwister mit ihrer Mutter Shiwa sitzen. Ihr Vater ist an Krebs gestorben und es war sein letzter Wunsch. Normalerweise gehen sich die Familienmitglieder schon bei einem einfachen Essen an die Gurgel. Jetzt müssen sie 7 Tage gemeinsam ausharren.
    Erzählt wird das ganze durch die Augen von Judd. Er ist der zweitälteste und hat gerade seine Frau mit seinem Chef im Bett erwischt. Nun suhlt er sich im Selbstmitleid und eigenen Elend. Und jeder seiner Geschwister hat ebenfalls sein Päckchen mit sich selbst, seinem Partner und der Familie zu tragen.


    Das ganze liest sich leicht und flockig. Tropper wäre vielleicht gerne so gut wie John Irving. Ist er nicht, obwohl er es an Skurilität bei seinem Personal nicht missen lässt. Aber das ganze ist dann doch zu harmlos. Erwartungsgemäß brechen alte Zwiste und Konflikte auf. Zudem hadert Judd mit sich und seiner Libido. Überhaupt bestätigt der Roman die Libidofixierung der Männer im allgemeinen. Denn um Sex dreht es sich immer irgendwie. Obwohl Judd auch eine Schwester hat, ist das Hauptaugenmerk doch sehr auf die männlichen Mitglieder der Familie und ihre Probleme gerichtet. Es kommen viele Frauen vor, aber man merkt, das Judd sie nicht versteht, denn sie sind irgendwie immer nur Staffage für sein Ego und seine Befindlichkeit. Das Buch ist sozusagen die männliche Variante eines Frauenbuches.


    "Sieben verdammt lange Tage" liest sich gut weg. Es ist unterhaltsam, ein wenig witzig und auch ein wenig ernsthaft. Aber irgendwie hab ich keinen tieferen Sinn gesehen in der ganzen Sache. Die Familie rauft sich miteinander und dann wieder zusammen. Alles bleibt ansonsten, wie es war. "Sieben verdammt lange Tage" ist genau so, wie einer dieser US-Komödie: nett und harmlos. Ein nettes Buch ohne viel Tiefgang.
    Von mir 7 Punkte.

  • Eine verdammt kurze Nacht


    Troppers letzter Roman "Mein fast perfektes Leben" hat mich enttäuscht - larmoyant, wehleidig und ziemlich unglaubwürdig kam die Story daher. Der Autor des wirklich hinreißenden "Stadtfeind Nr. 1" verlor mich fast als Leser, weil er offenbar aus einem Thema eine Geschichte zu machen versucht hatte, statt eine Geschichte mit einem Thema zu erzählen. Immerhin, ich gab ihm noch eine Chance. Und ich habe es nicht bereut. Ganz im Gegenteil.


    18.47 Uhr: Das Abendbrot ist vertilgt, das neue Buchpaket wird ausgepackt. Schön, endlich ist Steinfests letzter "Cheng"-Roman erschienen, der aktuelle Pratchett ist leider noch nicht dabei, und das Sachbuch werde ich an einem verregneten Wochenende (die es derzeit im Überangebot gibt) lesen. Also - Tropper. Das Cover wirkt ein wenig lieblos, der Klappentext ist kurz und vermittelt eher Distanz, als für den Roman zu werben. Was soll's.


    21.23 Uhr: Ich unterbreche die Lektüre kurz für einen Gang ins Badezimmer, und zwar wirklich ungerne.


    05.47 Uhr. Ich bin durch. Und würde am liebsten gleich wieder von vorne anfangen.


    Judd Foxmann ist Mitte dreißig und arbeitet als Produzent für den ruppigen, sexistischen Radiostar Wade. Der hat seit über einem Jahr ein Verhältnis mit Judds Ehefrau Jen, wie dieser in einer fast schon klassischen Szene herausfindet, nämlich beim verfrühten Nachhausekommen. Aber er hat kaum Zeit, die Ereignisse zu reflektieren, denn er muss nach Elmbrook, ins Haus seiner Eltern, da Judds Vater nach langer Krankheit verstorben ist, und der letzte Wille des Agnostikers war angeblich, dass die Familie der jüdischen Tradition entsprechend Schiwa sitzen soll. Also finden sich Judd, der jüngere Bruder Philipp, der ältere Bruder Paul und die Schwester Wendy ein, um im Haus der Mutter, einer sich energisch gegen das Altern wehrenden Psychologin, auf niedrigen Stühlen zu hocken und Scharen von seltsamen Trauergästen zu empfangen - Nachbarn, Verwandte, Freunde, Geister aus der Vergangenheit, partnersuchende Witwer und Mütter, die ihre Mauerblümchen-Töchter mit Judd verkuppeln wollen.


    Die Foxmans sind eine Familie, die es schon immer verstand, Emotionen mit Ironie und Sarkasmus zu kaschieren. Weil die Mutter sämtliche Ereignisse für ihre erfolgreichen Erziehungsratgeber nutzte und ihre heranwachsenden Kinder ins Licht der Öffentlichkeit zerrte, entwickelten diese ihre Gegenstrategie. Spitzfindigkeiten, Neckereien und kleine Lügen wurden zum Panzer gegen den vermeintlich gefühlskalten Vater und die okkupierende, wissbegierige Mutter. Aber auch zwischen den Geschwistern kriselte es nicht selten. Pauls Ehefrau Alice war früher mit Judd zusammen, und der schwere Unfall, der Pauls Baseballkarriere beendete, ging teilweise auf Judds Konto. Auch das Enfant Terrible, Philipp, hat sein Päckchen zu tragen, versucht sich aber gerade daran, seriös zu werden, unter anderem mit Hilfe einer sehr viel älteren Frau. Und Wendys Ehemann Barry interessiert sich mehr für die Wall-Street als für die Ehefrau und die drei Kinder. Außerdem ist da noch Horry, der seit einer Schlägerei behinderte Nachbarssohn, der immer noch in Wendy verliebt ist.


    Und nun sollen sie sieben Tage lang aufeinanderhocken, diese Familienmitglieder, die sich vorher lieber aus dem Weg gegangen sind. Als Ich-Erzähler plaudert Judd über die gemeinsame Vergangenheit, die eigene Ehe, Wünsche, Träume, Liebe, Sex und das Vatersein. In den Schiwa-Pausen besucht er die Jugendliebe Penny, die aus dem faden Elmbrook nicht herauskommt und von einem Unglück ins nächste stürzt. Auch die Wiederbegegnung mit Judd wird nicht schön für beide enden, denn Judd ist immer noch in Jen verliebt, die er gleichzeitig hasst und verachtet. Bis sie auftaucht, um ihm zu erklären, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Das zweite. Das erste Kind hat sich kurz vor der Geburt mit der Nabelschnur stranguliert.


    Jonathan Tropper ist mit diesem Roman eine unglaublich empathische, mitreißende, wundervoll erzählte, lakonisch-tragikomische Geschichte gelungen. Es macht großen Spaß, dem hin- und hergerissenen Judd zu lauschen und mitzuerleben, wie er die Ereignisse wahrnimmt und kommentiert, wie er nach Jahrzehnten den Blick auf die eigene Familie ändert, wie er versucht, für sich einen Weg zu finden und gleichzeitig feststellt, dass es den anderen eigentlich nicht viel besser geht. Die Figuren sind liebevoll und glaubwürdig gezeichnet, die Entwicklung ist spannend, überraschend, und wirkt niemals an den Haaren herbeigezogen. Vor allem aber die Erzählstimme beeindruckt. Judd ist zynisch, auf seine Art aber auch weise, was er zuweilen nicht selbst erkennt, zugleich voller Mitgefühl, Unsicherheit und Lebensgier, dabei ein fantastischer Beobachter und jemand, dem man einfach sehr gerne zuhört. Jetzt darf Tropper wieder zwei schlechte Romane abliefern - aber er muss nicht.


    Nächster Tag, 19.21 Uhr: Ich könnte jetzt Steinfest lesen. Aber noch mal Tropper ginge eigentlich auch ...

  • Kurzbeschreibung:
    Sieben verdammt lange Tage wird Judd Foxman mit seiner Familie verbringen müssen - und das ist noch sehr viel schlimmer als es sich anhört. Denn die Foxman-Kinder sind größtenteils untereinander zerstritten - und das Verhältnis zu den Eltern ist alles andere als entspannt.
    Doch diesmal ist alles anders: Die Kinder kommen nach Hause, weil ihr Vater gestorben ist und einen letzten Wunsch hatte - die Familie soll für ihn Schiwa sitzen, die siebentägige jüdische Totenwache. Jetzt müssen sie sich zusammenraufen: Wendy, die nicht weiß, ob ihre Ehe ein warmes Nest ist oder ein Gefängnis; Philipp, der endlich einmal alles richtig machen will, aber mit schlafwandlerischer Sicherheit die falschen Entscheidungen trifft; Paul, der verwantwortungsbewusst das Familienunternehmen führt, obwohl er ganz andere Wünsche hat. Und schließlich Judd, der seine Frau vor ein paar Wochen zum Geburtstag überraschen wollte, sie aber mit seinem Boss im Bett erwischt - und nun gerade erfahren hat, dass sie schwanger ist. Sieben verdammt lange Tage voller Auseinandersetzungen, Fluchtversuche, jeder Menge Familienchaos und ebenso unerwartet wie wunderbaren Überraschungen...


    Zum Autor:
    Jonathan Tropper wurde 1970 in New York City geboren. Er studierte Literatur und Literarisches Schreiben und lebt heute mit seiner Familie in New Rochelle (New York). Er gibt Schreibseminare an der Universität und ist als Schriftsteller erfolgreich, zuletzt erschien sein internationaler Bestseller "Mein fast perfektes Leben".


    Ich finde, wir sollten uns alle einfach der Realität stellen und unsere Mahlzeiten nicht mehr gemeinsam einnehmen. (Seite 177)


    Rezension:
    Jonathan Troppers neuer Roman besticht durch eine tolle Mischung aus Witz und Komik, aber auch durch Ernsthaftigkeit und Tragik. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Judd Foxman, dessen Vater gerade verstorben ist und der nun zusammen mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern Wendy, Paul und Phillip sieben Tage lang die Schiwa, die jüdische Totenwache, durchführen soll.


    In diesen sieben Tagen kommen alle angestauten und schwelenden Konflikte der einzelnen Personen zur Sprache, manchmal in lustiger Form, oftmals aber verbergen sich dahinter Verletztheit, Trauer um Vergangenes und jede Menge Schuldgefühle. Und diese sehr konträren Gefühle versteht Jonathan Tropper in ein stimmiges Ganzes zu verflechten, das unterhaltsam ist, an manchen Stellen aber auch zum Nachdenken anregt.


    Die Figuren sind allesamt sehr liebevoll gezeichnet, man kann sich gut mit ihnen und ihren Gefühlen identifizieren. Der Roman selbst wird aus der Ich-Perspektive von Judd erzählt, der Schreibstil ist flüssig, gut zu lesen und zu verstehen. Sehr gut gefallen haben mir die Erläuterungen zu jüdischem Brauchtum, wie die Schiwa und die einzelnen Gebete und was sie bedeuten.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist im Hintergrund in weißer Farbe gehalten. Der Titel des Buches leuchtet in einem dunklen Magenta und der Name des Autors in einem dunklen Türkis. Abgebildet als Zeichnungen wurden das Haus der Foxmans, ein Schiwa-Stuhl und ein wegfahrendes Auto, das alles sehr gut zur Geschichte passt.


    Fazit: "Sieben verdammt lange Tage" hält Komik und auch Ernsthaftigkeit für den Leser bereit. Ich vergebe ein "Empfehlenswert" für eine Familie, die nicht ganz so vollkommen ist, wie sie nach außen hin scheinen möchte.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

  • Eigentlich hatte ich mir den Roman nur gekauft, um etwas Abwechslung zu den ganzen Krimis zu haben. Aber dann mochte ich ihn nicht aus der Hand legen und habe ihn auch in einer Nacht durchgelesen.


    9 von 10 Punkten

  • Dies war mein erstes Buch von Jonathan Tropper und sicherlich nicht das letzte! :-]
    Ich wollte schon seit ein paar Monaten etwas von ihm lesen und schiele eigentlich immer nach "Zeit für Plan B" (wobei ich glaube, das heb ich mir auf). Als dann in Köln eine Lesung mit ihm stattfand, war ich mit meinem Buchhändler-Freund dort und war von dem Mann restlos begeistert. So sympathisch und witzig und auch das Buch, aus dem er vorgelesen hat, hat mich angesprochen. Also, gekauft. Und gelesen. Und für sehr gut befunden!

    Judd, der gerade erst von seiner Ehefrau, die ihm mit seinem Boss betrog, verlassen wurde, soll nach dem Tod seines Vaters mit dem Rest der Familie Schiwa sitzen. Der Rest der Familie, das sind seine Mutter, seine zwei Brüder Philipp und Paul und seine Schwester Wendy, alle mehr oder weniger mit Anhang. Während dieser sieben Tage bekommt man viel Einblick in die "Einzelschicksale" und in die Schicksale, die mehrere Familienmitglieder verbinden - oder eben auch trennen. Ich möchte zu dem Geschehen an sich nicht viel schreiben, da es mir oft wie viele Einzelepisoden vorkam (nach dem Motto "Jeder hat sein Päckchen zu tragen"), die dann doch alle miteinander verwoben waren. Und etwas "rauszutrennen" und hier zu betonen, das mag ich nicht, da ich alles sehr interessant fand. Die einzelnen "Geschichten" (bitte nicht falsch verstehen, das Buch ist keine Aneinanderreihung von Einzelepisoden, ich weiß nur nicht, wie ich es ausdrücken soll) haben mich doch sehr berührt, was sicherlich auch an dem Schreibstil lag. Obwohl Tropper nicht unbedingt seitenlang über die Persönlichkeiten der Figuren schreibt, schafft er es doch, soviel zu erzählen, dass man eine Bindung aufbaut und die einzelnen Personen als "Bekannte" oder sogar "Freunde" betrachten kann. So ging es zumindest mir. Und die Mischung zwischen Humor und Ernsthaftigkeit gelingt ihm sehr gut, das hat mich wirklich beeindruckt.

    Hin und wieder erinnerte mich sein Stil ein wenig an Jodi Picoult, was allerdings nur an einem bestimmten "Phänomen" lag - er hat diese "Gabe", zwei-drei Sätze (oft am Ende eines Kapitels, aber auch irgendwo mittendrin) niederzuschreiben, die einen irgendwie berühren und dann doch "in der Luft hängen". Keine Ahnung, ob jemand weiß, was ich meine. :lache


    Insgesamt hat mich das Buch wirklich richtig berührt. Anders kann ich es gar nicht ausdrücken. Ich mochte den Schreibstil, ich mochte die Figuren und ich war mehr als traurig, als es auf das Ende zuging. Es ist eines dieser Bücher, die ich nur schwer aus der Hand legen kann, nachdem ich fertig bin - das erstaunt mich, weil es jetzt keine sehr tragische Geschichte war oder so. Und ich bin sicher, dass ich ziemlich bald auch seine anderen Bücher lesen werde.

    Von mir gibt es an dieser Stelle volle 10 Punkte.


    Edit: Toms Rezi kann ich genau so unterschreiben.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Gummibärchen ()

  • Ihr kennt das sicher, wenn ihr in den ÖPNV sitzt und auf einmal anfangen müsst zu lachen und jeder schaut Euch an, als ob ihr nicht mehr alle Tassen im Schrank hättet. So ging es mir nach Sieben verdammt lange bereits nach wenigen Seiten. Aber Herr Tropper hat mich kurze Zeit später schon wieder mit ernsten Themen überrascht und so ging es eigentlich das ganze Buch über. Ich habe zwar noch nie so viele groteske Situationen, die so kurz aufeinander folgten, in einem Buch erlebt, aber es wirkte irgendwie nie überladen oder künstlich.


    Mir hat Troppers Schreibstil sehr gut gefallen - er beherrscht den Ausdruck von Emotionen unheimlich gut: im einen Moment möchte man vor Lachen weinen, ein paar Seiten später dominiert eine Traurigkeit die Szenerie, dass man ans Lachen gar nicht mehr denken mag.


    Die Familie Foxman ist eine Familie für sich - ich für mich kann wohl behaupten, dass sie mich wahnsinnig machen würden; auch wenn man manchen Mitgliedern eine gewisse Liebenswürdigkeit nicht absprechen kann - aber tortzdem einfach ein bisschen too much; ich hoffe, dafür stand keine tatsächlich existierende Familie Patin.


    Summa sumarum für mich ein unterhaltsamer Roman, der aber wohl nur Menschen mit einer gewissen Art von Humor anspricht.

  • Mein erstes Buch von Tropper hat mir sehr gut gefallen, ich mag seinen Humor und die Art und Weise, wie er erzählt. Die Erzählerfigur Judd ist ein Sympathieträger, weil er realistisch und glaubhaft gezeichnet ist, was im Übrigen für alle vorkommenden Figuren mit ihren Unsicherheiten, Stärken und Schwächen gilt. Zum Glück gleitet der Witz nie oder nur für jeweils einen Satz in Slapstick über. Sex ist ein beherrschendes Thema in diesem erfreulichen, weil sehr unterhaltsamen Roman und es gibt die eine oder andere Überraschung, mit der beim besten Willen nicht zu rechnen war.


    Ich denke, ich werde zumindest ein weiteres Buch von Tropper lesen müssen in der Hoffnung, etwas ähnlich Qualitatives zu erwischen.
    8,5 Punkte

  • Zitat

    Original von träumerle
    Ein netter Roman. Für mehr reicht es bei mir nicht. Da fehlte mir irgendwie der "AHA-Effekt". Im Grunde bleibt alles so wie es ist - schade.


    :write
    Ich habe das Buch nach 224 Seiten abgebrochen und bis zum Ende nur noch ein paar Abschnitte quergelesen.
    Ich finde, die Geschichte hatten irgendwie wenig... wie soll ich sagen... Beim Krimi sucht man den Täter, bei Liebesromanen den perfekten Mann und hier?! Hier plätschert die Geschichte nur so vor sich hin.
    Es gab durchaus ein paar Lacher aber im Grunde war es mir egal, wie das Buch endet. Und das ist für mich immer ein Zeichen, das Buch abzubrechen.

  • Zitat

    Original von Jasmin87
    Beim Krimi sucht man den Täter, bei Liebesromanen den perfekten Mann und hier?! Hier plätschert die Geschichte nur so vor sich hin.


    Das mag die eine Meinung sein. Ich glaube allerdings, dass man nicht in jedem Buch gezielt nach etwas suchen sollte. Manchmal gibt es Geschichten, die einfach "nur" erzählen. Dafür aber auf ihre Art und Weise dieses Erzählen sehr schön hinbekommen. Und auch wenn man nicht sucht - die schöne und traurige Geschichten rund um eine besondere Familie findet man hier allemal. Aber naja...alles wohl eine Sache des Geschmacks.

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  • Zitat

    Original von Tom
    Jonathan Tropper ist mit diesem Roman eine unglaublich empathische, mitreißende, wundervoll erzählte, lakonisch-tragikomische Geschichte gelungen. Es macht großen Spaß, dem hin- und hergerissenen Judd zu lauschen und mitzuerleben, wie er die Ereignisse wahrnimmt und kommentiert, wie er nach Jahrzehnten den Blick auf die eigene Familie ändert, wie er versucht, für sich einen Weg zu finden und gleichzeitig feststellt, dass es den anderen eigentlich nicht viel besser geht. Die Figuren sind liebevoll und glaubwürdig gezeichnet, die Entwicklung ist spannend, überraschend, und wirkt niemals an den Haaren herbeigezogen. Vor allem aber die Erzählstimme beeindruckt. Judd ist zynisch, auf seine Art aber auch weise, was er zuweilen nicht selbst erkennt, zugleich voller Mitgefühl, Unsicherheit und Lebensgier, dabei ein fantastischer Beobachter und jemand, dem man einfach sehr gerne zuhört. Jetzt darf Tropper wieder zwei schlechte Romane abliefern - aber er muss nicht.


    Danke für diese Rezi, Tom. Ich werde mir das Buch von Andreas Pietschmann vorlesen lassen. Link!

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Was für ein hinreißendes Buch.


    Eine Geschichte über Trauer, Familie, Freunde, Liebe, wie sie schöner, witziger und trauriger nicht sein könnte. Der Erzählstil von "Judd" macht süchtig. So muss ein Autor schreiben, um mich zu bewegen.


    Mein erstes Buch von Jonathan Tropper, ganz gewiss erst der Anfang!

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)