Muss mir jetzt mal Luft machen:
Nach dem "Kindersammler" und "Hexenkind" habe ich kein wirklich gutes Buch mehr von Frau Thiesler gelesen (wobei das Hexenkind auch schon merklich abfiel). Vor ein paar Wochen hatte ich "Bewusstlos" aus der Onleihe geliehen und war ziemlich entsetzt über diese Aneinanderreihung strunzplatter Klischees - anders kann man das nicht nennen.
Heute habe ich, wieder im Weg der Onleihe, "Menschenräuber" begonnen und mich zunächst wieder einmal gefreut. Ich mag Frau Thieslers Art, Häuser und Liegenschaften zu schildern - deshalb gefiel mir übrigens auch der Kindersammler so gut; ich habe das Haus in Valle Coronata als heimliche Hauptperson empfunden. Jonathans Ankunft bei der toskanischen Familie zeigte wieder ein wenig in diese Richtung - die heruntergekommene Ferienwohnung, in der er zunächst gar nichts sieht, die Atmosphäre von Verlorenheit und Gestrandetsein ...
Und was passiert dann? Die Mutter taucht auf - und damit wieder eine der typischen Thieslerschen Unsympathen - eine Person, an der alles, aber auch wirklich alles hässlich, dumm und widerlich ist, ohne jeden interessanten Bruch, eine Karikatur. Und genau das stört mich an ihren Büchern. Raffael in "Bewusslos" war genau aus der gleichen Gussform. Gut, hässlich war er nicht (wenigstens stand das nicht da), aber das war auch alles, was für ihn sprach. Die Autorin strahlt in ihrer Schilderung pure Gehässigkeit aus. Das finde ich als Leserin einfach ärgerlich und übergriffig, als ob man mir kein eigenes Urteil zutraut.
Wenn ich eine Freakshow sehen will, gehe ich ins Panoptikum. Von einem Buch, auch wenn es "nur" ein Krimi ist, erwarte ich etwas mehr Tiefenschärfe.
Das nur für heute, ich habe noch nicht weiter gelesen.
Nachtgrüße von Zefira